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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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an einigen Stellen die Decke eingestürzt. War schon beim ersten Mal verflucht schwer, sich an all dem Geröll vorbeizuzwängen. Aber inzwischen ist es ganz aus. Schluss mit dem guten Essen.«
    Er schwieg.
    »Erzähl weiter!«, drängte ihn Enris.
    Sareth sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Es gab noch mal einen Einsturz, kurz vor den Kellern. Der Gang ist dicht. Da könnte höchstens ein Kind durchkommen.«
    Niemand erwiderte etwas darauf. Enris hatte seinen Blick auf den weiter essenden Sareth gerichtet. Er sah auf, um zu erkennen, dass die anderen ihn anstarrten.
    »Oh nein«, stieß er leise hervor. »Das lasse ich nicht zu. Die beiden haben schon genug hinter sich!«
    »Wir brauchen sie«, sagte Indral. »Vielleicht schaffen Themet oder Mirka es, in die Kellerräume zu kommen. Dann könnten sie von innen das Eingangstor öffnen und unser Heer hineinlassen.«
    »Ich bin für die beiden verantwortlich!«, fuhr Enris auf. »Ich will sie nicht noch einmal einer Gefahr aussetzen!«
    »Ihr Temari vergesst es immer wieder«, sagte der Dunkelelf kühl. »Wenn wir nichts tun, geht diese Welt unter und deine beiden jungen Freunde sterben – genauso wie jedes andere lebende Wesen in Runland.«
    Enris erwiderte nichts darauf. Auch Aros und Corrya sagten kein Wort, sondern hatten die Köpfe gesenkt. Das einzige Geräusch im Raum war Sareths Schmatzen. Der ausgemergelte Mann schaufelte weiter seine Suppe in sich hinein, als ginge ihn die Unterhaltung um ihn herum nichts weiter an.
    Einen Moment lang wünschte sich Enris, er könne mit ihm tauschen. So furchtbar es sein musste, sich an nichts mehr erinnern zu können, so war es manchmal doch bestimmt auch eine Gnade.
    Einfach von einer Mahlzeit zur nächsten zu leben und niemals zu erfahren, dass die Welt vernichtet werden würde, weil man einen geliebten Menschen nicht einer tödlichen Gefahr ausgesetzt hatte.
    Aber ihm blieb diese Wahl nicht erspart.
    Er holte tief Luft. »Ich werde mit den Jungen reden«, sagte er. »Aber ich werde sie zu nichts zwingen.«
    Wem machst du hier eigentlich etwas vor? , höhnte eine Stimme in ihm. Den anderen oder dir? Die Wahrheit ist doch: Wenn du den beiden von Indrals Plan erzählst, würdest du sie eher dazu zwingen müssen, zurückzubleiben.
    Auf dem Weg, den er eingeschlagen hatte, verschwanden einfache Antworten Schritt für Schritt. Übrig blieben Entscheidungen wie diese, und das Wissen, dass er mit ihnen zu leben haben würde.

28
    Sie wusste nicht, wie lange sie schon durch die Dunkelheit trieb. Tage? Jahre? Äonen? Hier schmolz Zeit zu Bedeutungslosigkeit zusammen, ebenso wie ihr Name zu einem leeren Krächzen, einem Geräusch wie das des Windes oder der See, Echos von Erinnerungen in ihren Ohren, die sie nicht verstand.
    Wer war sie?
    Ihr fehlten die Worte dafür, es zu sagen. Sie musste es wohl vergessen haben. Doch auf eine eigenartige Weise war sie auch nicht traurig darüber, es nicht zu wissen. Es spielte keine Rolle, so wie alles an diesem Ort keine Rolle spielte. Dieser Ort. Was für ein Ort war es eigentlich? Der leere Weltenraum? Das Totenreich?
    Jedenfalls war er nicht völlig finster. Jetzt, da sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas außerhalb von sich selbst lenkte, konnte sie Sterne erkennen, über ihr, unter ihr, um sie herum. Sie schwebte, aber ihr wurde nicht schwindlig, und sie empfand auch keine Angst davor, in die unermessliche Tiefe zu ihren Füßen zu stürzen – oder bewegte sie sich in Wirklichkeit aufwärts? Es war so schwer zu sagen, denn außer den weit entfernten schimmernden Punkten der Sterne gab es nichts in Sichtweite, wonach sie sich hätte richten können.
    Ohne dass es ihr auffiel, begann sie zu verschwinden.
    Oben, unten, vorwärts, zurück. Ihr Dasein war zu einer gleichförmigen Bewegung im Nirgendwo geworden. Sie spürte, wie ihr Bewusstsein wieder in die Finsternis eintauchte, durch die sie vielleicht schon seit Beginn aller Zeit trieb, und aus der sie nur kurz aufgetaucht war. Vielleicht hatte sie dieses Auf und Ab schon zahllose Male erlebt, sie wusste es nicht. Es war egal.
    Doch etwas rieb beinahe unangenehm an ihrer Brust. Erst mit diesem eigenartig juckenden Gefühl fiel ihr schlagartig auf, dass sie einen Körper besaß. Sie hob ihre Hand, um zu ertasten, was sie an ihrer Haut spürte. Sie konnte den Gegenstand in der Dunkelheit nicht sehen, ebenso wenig wie sie ihre Finger zu erblicken vermochte, doch diese betasteten etwas Längliches, das an einem Band um ihren Hals hing.
    In diesem

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