Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
schüttelte heftig den Kopf.
Ein schabendes Geräusch ertönte, und einer der beiden Rucksäcke erschien im Loch zu seinen Füßen. Entweder Themet oder Mirka musste ihn zurückgeschleudert haben.
»Was sucht ihr hier?«, verlangte der Serephin auf der anderen Seite des blockierten Ganges zu erfahren. Auf ihrer Seite wagten weder Enris noch Sareth zu atmen. Diese Ungeheuer konnten die Anwesenheit von Vertretern ihres eigenen Volkes spüren – der junge Mann flehte inständig zu allen Göttern, die er kannte, dass sie dazu nicht auch bei Menschen in der Lage waren. Die einzige Hoffnung für die beiden Jungen bestand jetzt darin, dass die Serephin nicht bemerkten, wer noch alles in der Nähe war.
»Ich habe dich etwas gefragt, Temarijunge«, stieß die raue Stimme hervor. Ein klatschendes Geräusch ertönte, gefolgt von einem Schmerzensschrei.
»Lasst ihn in Ruhe.«
Das war Themet. Enris’ Magen krampfte sich zusammen. Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit – egal, wie verrückt sie auch sein mochte. Er bückte sich und ergriff den Rucksack, bemüht, sich dabei so leise wie möglich zu verhalten. Sareth sah ihn fragend und mit gerunzelter Stirn an, schwieg aber.
»Wir ... wir haben nach Essen gesucht«, erklang Mirka dumpf. Er hörte sich an, als habe er Schwierigkeiten beim Sprechen. »Wir sind zurückgeblieben, als die anderen geflohen sind. Aber in der zerstörten Stadt gibt es nichts mehr zu essen, und wir haben solchen Hunger.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass jemand von den Vorräten gestohlen hat«, vernahm Enris die schnarrende, aber etwas höhere Stimme eines zweiten Serephin, während seine zitternden Finger nach einem der Beutel mit dem Donnerpulver tasteten. Einer der Jungen hatte ihm den Rucksack mit Absicht zugeschubst. Ihre Stimmen klangen etwas weiter entfernt als die der Serephin. – Er musste das Wagnis eingehen.
»Denkst du vielleicht, es ist nur ein Zufall, dass wir diese beiden da erwischt haben, während das Heer der Abtrünnigen vor unseren Mauern steht?«, gab indessen der erste Serephin zurück.
»Soll Jenasar den beiden auf den Zahn fühlen. Manari wird bald zurück sein. Ich habe keine Lust, ihr Rede und Antwort zu stehen, falls Olárans dreckige Bande es schaffen sollte, in die Festung einzudringen.«
Sareths Augen traten aus ihren Höhlen, als Enris seine Hand mit der Fackel ergriff und sie an die steife Schnur heranführte, die aus dem faustgroßen Lederbeutel herausragte, doch er zuckte nicht zurück. Kein Ton kam über seine fest zusammengepressten Lippen. Sofort sprühte die Schnur Funken und brannte ab. Schnell bückte sich Enris und legte den Beutel in das Loch unter den eingestürzten Felsen.
»Was ist das?«, fragte einer der beiden Serephin scharf.
Enris packte Sareth, der ihn immer noch entgeistert anstarrte, und wirbelte herum. Er riss ihn mit sich, während er einen Satz in den finsteren Gang zurück machte. Im nächsten Moment war ihm, als würde ihn eine heiße Hand in den Rücken stoßen und in die Richtung schleudern, in die er gesprungen war. Ein donnernder Schlag übertönte seinen Schrei und bohrte sich schmerzhaft in seine Ohren. Seine Finger ließen Sareth los. Schwer schlug Enris auf dem nackten Fels auf. Sareth wurde an ihm vorbeigeschleudert. Seine Fackel rollte über den Boden. Beißender Gestank drang dem jungen Mann in die Nase, aber es war anders als er es von verkohltem Fleisch kannte. Mühsam rappelte er sich auf. Seine Ohren klangen noch immer von dem Knall des sich entzündenden Donnerpulvers. Er schüttelte den Kopf, aber der stechend hohe Ton, den er vernahm, wollte nur allmählich verklingen.
»Verrückter Bastard!«, murmelte Sareth, der sich ebenfalls aufrappelte und nach seiner Fackel tastete. »Was für ein verrückter ...«
»Enris«, ertönte Themets Stimme von weiter hinten. »Ist alles in Ordnung?«
»Ay, wir sind noch am Leben!«, schrie Enris. Schwankend tastete er sich durch den Gang, den eine dichte Staubwolke erfüllte. Er musste heftig husten und rang nach Atem.
»Aber viel hätte nicht gefehlt, um uns ins Totenboot zu befördern«, schimpfte Sareth. »So ein verfluchter Leichtsinn! Ein Glück, dass der Gang nicht völlig eingestürzt ist!«
Enris achtete nicht auf ihn. Er setzte über Gesteinsbrocken hinweg, strauchelte und hielt sich gerade noch an der Wand des Gangs fest. Vor sich konnte er durch den staubigen Dunst die Umrisse des Eingangs zu den Kellerräumen erkennen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Die
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