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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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auf?«
    Neria hatte ihren Kopf etwas zur Seite gedreht, um nicht wie ein Gaffer zu wirken, und musterte die Bewaffneten aus den Augenwinkeln. Tatsächlich glichen sie nur auf den ersten Blick gewöhnlichen Menschen. Keiner ihrer Köpfe wies Spuren eines Haaransatzes auf. Sie alle waren völlig kahl. Nicht einmal Augenbrauen waren in ihren Gesichtern zu sehen. Es schien, als hätten sie niemals Haare besessen, so spiegelglatt glänzten ihre Köpfe im warmen Licht der Laternen, die den Platz mit dem Turm eingrenzten. Sie trugen nicht einmal Bärte. Jeder von ihnen hätte entweder ein Mann oder eine Frau sein können. Auf eine eigenartige Weise wirkten die fremdartigen Wesen wie beides – oder wie keines von beiden.
    Neria legte die Stirn in Falten. »Ob das diese Reshari sind, von denen Alcarasán erzählt hat? Die zu den Alten Rassen gehören und nur ein Geschlecht besitzen?«
    Enris blickte der Gruppe ebenfalls verstohlen hinterher. »Gut möglich. – Lass uns ihnen folgen!«
    »Warum denn?«
    »Weil sie uns ähnlich sehen. Jedenfalls ähnlich genug für Wesen mit Echsenhaut. In ihrem Schatten fallen wir weniger auf.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als er ihnen auch schon nachging, um sie nicht zu verlieren, und Neria hielt mit ihm Schritt. Enris’ Idee hatte etwas für sich. Je mehr sie mit ihrer Umgebung verschmolzen, desto besser waren die Aussichten, vielleicht doch in den Inneren Ring der Stadt vorzudringen.
    Nun, da sie der Gruppe folgten – immer bestrebt, genügend Abstand zu ihr zu halten, damit diese sie nicht bemerkte – betrachteten sie die Bewaffneten genauer. Es waren sieben an der Zahl. Ihre Rüstungen waren offenbar aus demselben Material wie die der Serephinwachen gefertigt. Dennoch wiesen sie deutliche Unterschiede auf. Waren die der Serephin zwar mit Verzierungen versehen, insgesamt jedoch eher schlicht gehalten, so schmückte die Brustharnische dieser Wesen kunstvoll verschlungenes Rankenwerk. Erst bei wiederholtem Hinsehen offenbarten sie sich als in das Metall getriebene Abbilder von Blüten, bis in die kleinste Einzelheit so fein gearbeitet, dass sie offensichtlich echte Blumen darstellen sollten – wenn Enris und Neria auch weder ihre Namen kannten, noch die Welt, aus der sie stammten.
    In einigem Abstand hinter der unbeirrt voranschreitenden Gruppe wechselten Enris und Neria stumm einen beeindruckten Blick. Vielleicht lag es an der Welt von Galamar, in der jede Form von Magie leichter zu weben war als in Runland, vielleicht aber war es auch jene Form von wachsender Freundschaft, die denen, die sie nicht teilten, von außen wie Magie erscheinen musste – jedenfalls wussten beide ohne große Worte, was sie sich hatten sagen wollen: Wieder einmal waren sie von der Kunstfertigkeit der Alten Rassen wie erschlagen. Beinahe noch stärker als ihre körperliche Überlegenheit zog die Schönheit der Werke, die sie geschaffen hatten, die beiden Temari in ihren Bann – die atemberaubend hohen Türme der Weißen Stadt, die in den Fels gehauene Zisterne, gewaltiger als der Tempel des Sommerkönigs zu Sol, die herrlichen Verzierungen auf den silbernen Rüstungen, und vieles mehr.
    Die Gruppe der menschenähnlichen Wesen mit Enris und Neria in ihrem Schlepptau hatte eine breite Prachtstraße betreten, auf der trotz fortgeschrittener Stunde noch viele Serephin unterwegs waren. Enris hatte noch nie so viele von ihnen erblickt, nicht einmal während des Angriffs auf Andostaan. Dennoch empfand er diesmal keine Angst vor ihnen. Jene Serephin aus der Vergangenheit waren dazu bereit, ihre Schöpfung mit ihrem Leben zu beschützen. Er spürte deren Anspannung und Unruhe so deutlich wie die aufgeladene Luft kurz vor einem schweren Gewitter, die einem die Haare im Nacken zu Berge stehen ließ. Trotz ihres magischen Schutzwalls fühlten sich die Serephin in der belagerten Stadt nicht sicher. Enris wurde bewusst, dass sie mit einem drohenden Angriff rechneten. Was auch immer der Grund dafür sein mochte, weshalb die Antara sie in genau diese Zeit geschickt hatten – es würde bald beginnen. Sehr bald.
    Die Prachtstraße führte auf ein breites Tor in der selbst im Dunkeln matt wie nächtlicher Schnee schimmernden weißen Mauer zu, die Mehanúrs Innenstadt umfasste. Seine mit goldenen Beschlägen verzierten Flügel waren weit geöffnet, aber mehrere Serephinwachen standen inmitten des Durchgangs und nahmen jeden, der an ihnen vorbei in den Inneren Ring ging, genau in Augenschein. Enris bemerkte, dass sie die

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