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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Geschichte noch jung ist, wie die von Kindern. Die Serephin haben sie erst vor kurzem erschaffen und hier in Galamar angesiedelt. Sie sind überhaupt nicht mit ihren Nachfahren zu vergleichen, die Städte bauten und Königreiche schmiedeten. Bisher waren sie es gewohnt, dass die Serephin sich um alles kümmerten.«
    »Das mag ja stimmen«, sagte Neria, nun etwas milder. »Trotzdem will ich nicht in ihrer Gesellschaft sein. Ihre Trägheit ist ansteckend. Ein paar Nächte unter ihnen, und wir warten ebenso wie sie nur noch auf unsere nächste Essenszuteilung.«
    »Was schlägst du also vor?«
    »Lass uns hinauf in die Stadt gehen. Ich bin es nicht gewohnt, mein Schicksal anderen zu überlassen, und erst recht nicht diesem Alcarasán. Wenn wir Augen und Ohren offen halten, dann finden wir vielleicht heraus, was die Dunkelelfen von ihm und von uns erwarten, damit sie uns alle wieder zurück in unsere Zeit lassen.«
    Enris betrachtete Neria nachdenklich, ohne sie tatsächlich anzusehen. »Wie wollen die Dunkelelfen eigentlich wissen, ob wir ihre Prüfung bestanden haben oder nicht? Und warum verstehen diese Menschen aus der Vergangenheit die Gemeine Sprache von Runland?«
    Neria biss sich mit gerunzelter Stirn auf die Unterlippe. »Denkst du etwa, dies alles ist vielleicht nur ein Traum, in den uns die Antara versetzt haben?«
    »Nein, das ist kein Traum«, gab Enris zurück. »Ich kann es natürlich nicht beweisen, aber alles um uns herum ist ... wirklich.«
    Die Voronfrau nickte zustimmend.
    »Aber hier geht offensichtlich noch mehr vor, als wir erkennen können«, fuhr Enris fort. »Es ist, als wären wir Figuren auf einem Spielbrett, die entscheiden können, auf welches Feld sie ziehen, und die dabei ständig unter der Beobachtung der Spieler stehen. Vielleicht haben sie irgendetwas mit uns angestellt, bevor sie uns auf das Spielbrett setzten.«
    Neria schüttelte sich, wie von einem unvermittelten Schauder ergriffen. »Nun gut«, sagte sie. »Wir werden herausfinden, welcher Zug als nächstes ansteht, wenn es soweit ist.«
    Sie drehte sich um und ging wieder weiter. Enris folgte ihr. Für einen kurzen Moment war es ihm, als könne er unter der Gestalt der jungen Frau die Wölfin erkennen, das wilde Tier, das sich nicht mit langem Grübeln aufhielt, sondern mit äußerster Zielstrebigkeit genau das tat, was gerade notwendig war.
    Rasch hatten sie die Zisterne durchquert und befanden sich wieder an der Oberfläche. Inzwischen war die Dunkelheit über Mehanúr hereingebrochen. Eine Vielzahl unbekannter Sterne erhellte den Himmel mit ihrem kalten Schein. Neria blieb neben der Wache am Eingang zur Zisterne stehen und schloss die Augen. Mit schiefgelegtem Kopf sog sie tief die kühle Nachtluft ein. Erneut fand Enris, dass ihr Gebaren wie das eines Tieres anmutete. Dennoch schnupperte er ebenso wie auch sie die Luft von Mehanúr. Er besaß nicht die feinen Sinne eines Wolfes, aber er nahm eine Vielzahl von fremdartigen Gerüchen wahr. Die meisten davon erinnerten ihn an Gewürze und Duftöle. Obwohl nur wenige Serephin durch die Strassen liefen, vernahm er undeutlich eine Vielzahl von Stimmen. In der Nähe musste sich ein Markt befinden.
    Die Voronfrau öffnete wieder die Augen. Sie wirkte nicht mehr so angespannt wie im Bauch der Zisterne. Sie lächelte Enris wortlos an, dann setzten sich die beiden erneut in Bewegung.
    Während sie zunächst denselben Weg zurückliefen, den sie zuvor mit den Serephinwachen gekommen waren, folgten ihnen gelegentlich aufmerksame Blicke von Vorübergehenden. Aber da sie sich noch immer im Äußeren Ring der Stadt aufhielten, sprach niemand sie an. Fast alle Gestalten, die ihnen begegneten, besaßen das Aussehen von Echsen, die lange, wallende Gewänder in warmen Farben trugen. Als die beiden jedoch wieder den rechteckigen Platz mit dem schlanken, hohen Turm in seiner Mitte erreichten, öffnete sich dessen Eingangstür, und eine Gruppe von geharnischten Kriegern trat heraus, die wie Menschen aussahen. Da diese keine Helme trugen, konnten Enris und Neria deren Köpfe und Gesichter genau betrachten.
    »Wie die anderen Flüchtlinge sehen die aber nicht aus«, murmelte Neria, während die Krieger an ihnen vorübergingen, ohne weiter Notiz von ihnen zu nehmen. »Dass Temari die Stadt verteidigen, hat weder Alcarasán erzählt, noch dieser Glabra.«
    »Ich glaube nicht, dass das Menschen wie wir sind«, flüsterte Enris zurück. »Irgendwie sehen sie anders aus, fällt dir das nicht auch

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