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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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und entdeckte den zweiten Eigin hinter der Wurzel.
    Bei der Träumenden! , entfuhr es ihm. Was ist das für ein Trugbild?
    Der Widerhall seines Gedankens, laut wie ein Schrei, rollte durch die weitläufige Höhle. Allmählich verklang er. Der Junge, der auf Deneb zugeschritten kam, blieb wie angewurzelt stehen, rannte aber nicht fort. Die pulsierenden Lichter der Reisepilze, inzwischen nur noch schwach in der Finsternis glimmend, tanzten hektisch zwischen den beiden Priestern auf und ab. Nicht so laut! Ihr macht einen furchtbaren Lärm! Greift euch den Jungen, und dann nichts wie fort, bevor sich das Tor zum Kalten Reich öffnet!
    Aber welchen Jungen? , fragte sich Pándaros verwirrt. Ich sehe mehr als einen. Ich sehe ...
    Er stockte. Aus den Schatten um sie herum traten zögernd noch weitere Gestalten. Pándaros drehte sich einmal um sich selbst und zählte etwa ein halbes Dutzend. Sie alle waren Kinder, die in der Tracht der Nomaden von Ceranth steckten, ledernen Hosen und langen roten Hemden aus Filz. Sie alle trugen im Gegensatz zu Erwachsenen keine Zöpfe, sondern kurzgeschnittenes Haar, das ihnen gleichmäßig bis über die Ohren fiel. Und sie alle sahen aus wie Eigin.
    Verschreck sie nicht! , hörte Pándaros seinen Freund in seinen Gedanken flüstern. Lass mich mit ihnen reden.
    Er ging in die Knie und streckte wie zum Gruß eine offene Hand in die Richtung des Jungen aus, den er zuerst gesehen hatte. Der leuchtende Funkenhaufen der Reisepilze schwebte etwas abseits, ohne sich ihm zu nähern oder erneut seine vielen Stimmen zu erheben. Die kleinen Kobolde schienen abzuwarten, was geschehen würde.
    Du musst dich nicht vor mir fürchten , sagte Deneb leise und freundlich. Ich bin ein Freund von Watanja, deinem Vater .
    Der Junge antwortete nicht. Aber unvermittelt trat er mit mehreren kleinen Trippelschritten auf ihn zu. Er hob seinen Arm und ließ etwas in Denebs geöffnete Handfläche fallen. Der Archivar warf einen Blick darauf. Es war eine ungeschälte Haselnuss.
    Es ist so kalt hier , sagte der Junge. Seine Stimme hörte sich dünn und müde an. Hier gefällt es mir nicht. Ich will wieder heim.
    Ich will wieder heim! , sagte nun auch der Junge, den Pándaros hinter der herabhängenden Wurzel erblickt hatte. Er hatte seine dürftige Deckung verlassen und stand neben einem weiteren Kind, das ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Seid ihr gekommen, um uns nach Hause zu holen?
    Ay, dein – euer Vater hat uns geschickt , gab Deneb zurück. Ihr seid sehr krank. Ihr solltet nicht mehr länger hier an diesem Ort bleiben. Kommt mit uns zurück zu Watanja und eurer Mutter.
    Ein verzweifelter Ausdruck trat in die Miene des Jungen, der ihn angesprochen hatte. Wir können nicht fort von hier! Der Böse Junge sagt, wir müssen an den Toren zum Kalten Reich bleiben, bis wir geholt werden.
    Ein eisiger Schauer rann Pándaros über den Rücken und ließ ihn noch stärker als ohnehin bereits frösteln. Der Böse Junge? , wiederholte er mit belegter Stimme. Wer ist der Böse Junge?
    Eines der Eigin-Kinder in seinem Rücken antwortete. Er ist gemein zu uns. Er sagt, dass wir ins Kalte Reich gebracht werden. Er sagt, dass unsere Eltern ihr Callab abgebaut haben und fortgezogen sind, ohne uns. Er sagt, sie werden uns bald vergessen haben und neue Kinder machen. Er ...
    Eine harte Kinderstimme fiel ihm ins Wort. Er sagt euch die verdammte Wahrheit, also hört gefälligst auf zu flennen!
    Der Eigin-Junge presste sofort seine Lippen aufeinander. Ein leises Aufseufzen ging durch den Ring der Kinder, die um die beiden Priester und die schwebende Wolke der Reisepilze herumstanden.
    Eine weitere kleine Gestalt war hinter einer der herabhängenden Wurzeln hervorgetreten. Sie stand aber noch immer so weit von ihnen entfernt, dass nur seine schattenhaften Umrisse vor dem matt schimmernden Blau der riesigen Eiswand im rückwärtigen Teil der Höhle zu sehen waren.
    Ihre Kinderstimme hallte kalt und schneidend zu ihnen herüber. Ihr seid krank geworden und gestorben. Eure Eltern konnten euch nicht helfen, als ihr vor Schmerzen geschrien, Blut gespuckt und euch vollgeschissen habt. Sie haben euch allein gelassen. Ihr verrottet in der Erde, und die Würmer fressen euer totes Fleisch. Der Rest von dem, was ihr einmal wart, muss hier bleiben, bis sich die Tore zum Kalten Reich öffnen. Dann geht ihr ins Eis und in die Finsternis, so wie alle, die tot sind.
    Das ist nicht wahr , sagte Deneb heiser. Ihr seid nicht tot. Ay, ihr seid schwer

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