Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
Kind, das die anderen den Bösen Jungen genannt hatten, wich ängstlich vor ihm zurück, aber es nützte ihm nichts. Denebs Finger deutete auf ihn.
    Du bist Eigin.
    Neiiin! , kreischte der Junge verzweifelt. Er taumelte und krümmte sich zusammen, als schüttelten ihn Krämpfe. Gleichzeitig verschwammen die Umrisse der anderen Kinder, sie schrumpften und veränderten ihre Gestalt. Die Funkenwolke der Reisepilze drehte sich aufgeregt schneller. Keine Zeit mehr, keine Zeit! , schrien ihre Stimmen schrill. Zu viel Lärm gemacht, das habt ihr. Die Tore zum Kalten Reich öffnen sich!
    Im hinteren Teil der Höhle leuchtete die Wand heller als zuvor. Ein Spalt war in ihrer Mitte erschienen, der von der Decke bis zum Boden reichte. Blauer Schein brach dahinter hervor und warf eine kalte Lanze aus Licht in den dämmerigen Tunnel. Ein tiefes, knackendes Geräusch wie von brechendem Eis erfüllte die Höhle. Ihr Boden bebte.
    Pándaros Blick schnellte von der sich öffnenden Wand zu den Kindern zurück, doch bis auf den Bösen Jungen waren keine mehr zu sehen. Stattdessen waren die beiden Priester von einer Horde kleiner, braunfelliger Tiere umgeben, deren Augen die Priester aufmerksam musterten.
    Murmeltiere , vernahm Pándaros seinen Freund. Natürlich! Die Steppennomaden glauben daran, dass jeder von ihnen in der Geistwelt Vertraute in Tierform besitzt. Diese zwölf Murmeltiere sind Eigins Vertraute. Er warf einem der Tiere die Nuss zu, die er von ihm bekommen hatte. Dessen flinke Pfoten fingen ihre Beute im Flug und hielten sie fest. Deneb blickte den kleinen Jungen an, der übrig geblieben war. Der Krampfanfall, der das Kind geschüttelt hatte, war ebenso verschwunden wie der entstellende hasserfüllte Ausdruck auf seinem Gesicht..
    Der Priester streckte seine Hand aus.
    Komm , sagte er freundlich. Du hast dich lange genug von deiner Einsamkeit quälen lassen. Lass uns nach Hause gehen.
    Der Junge sah ihn mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst an. Dann erfasste er die Hand des Archivars.
    Schnell! , schrien die Geister der Reisepilze schrill. Nehmt seine Vertrauten, und dann nichts wie fort von hier!
    Das Licht, das aus der Mitte der offenstehenden Eiswand drang, erfüllte die Höhle mit seinem blauen Strahlen. Es brachte eine schneidende Kälte mit sich, die Pándaros durch Mark und Bein fuhr.
    Was ist das? , stöhnte er auf.
    Die Totenhände! , kreischten die Reisepilze. Sie fassen durch die Tore und ziehen euch ins Kalte Reich! Fort! Fort!
    Deneb starrte in das eisige Licht, als sähe er darin etwas, das nur er erkennen konnte. Sein Gesicht schimmerte in dem blauen Schein so fahl wie das eines Leichnams. Jetzt verstehe ich! Die Totenhände sind aus all den Ängsten derer gemacht, die Furcht vor dem Sterben haben. Sie können das Sommerland nicht sehen. Es ist nur ein Bild, genauso wie der Weltenbaum.
    Mag sein, dass es nur ein Bild ist, gab Pándaros aufgeregt zurück. Aber es ist ein unglaublich mächtiges Bild, geschaffen aus der Qual zahlloser Menschen, die noch nicht bereit waren, ins Sommerland zu gehen – mächtig genug, um uns umzubringen, wenn wir noch länger bleiben. Also lass uns schleunigst das Weite suchen!
    Deneb nickte. Schnell bückte er sich und hob eines der Murmeltiere vom Boden auf, das dies mit sich geschehen ließ, als sei es ein zahmes Kaninchen. Wir müssen sie alle mitnehmen. Sie gehören zu Eigin. Sie geben ihm sein Leben.
    Ich will meinen Rucksack bei mir haben , dachte Pándaros. Im selben Moment fühlte er dessen Gewicht auf seinem Rücken. Er legte ihn ab und stopfte das Murmeltier hinein. Deneb tat es ihm nach. Kleine Atemwölkchen schwebten vor seinem Mund, als er in Windeseile ein Tier nach dem anderen aufhob und in seine Reisetasche steckte. Obwohl jedes der Murmeltiere über einen Fuß groß war, passten sie alle hinein. Pándaros vermutete, dass in den Geistwelten wohl sogar ein Pferd in seinem Rucksack Platz gefunden hätte, wenn sie es hätten mitnehmen müssen.
    Es wird immer kälter! , sagte Eigin drängend. Seine Zähne klapperten so laut, dass er kaum zu verstehen war. Pándaros sah kurz auf und bemerkte, dass sich blaue Nebelschwaden wie langgezogene Finger aus dem geöffneten Tor hervor und in die Höhle hineintasteten. Ein eisiger Lufthauch ging von ihnen aus, gegen den jeder klirrende Frost, an den sich der Priester erinnerte, wie ein kühler Abendhauch anmutete. Jene Kälte, die hinter den Torflügeln aus Eis hervordrang, war die von reglosen Körpern, aus denen das

Weitere Kostenlose Bücher