Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
krank, aber noch lebt und atmet ihr. Euer Vater und eure Mutter sind fast verrückt vor Kummer und Sorge um euch. Sie haben uns um Hilfe gebeten, damit wir euch zurückholen.
Ach ja? , höhnte die Kinderstimme. Wenn sie uns so sehr vermissen, warum sind sie dann nicht selbst aufgetaucht? Die Gestalt trat einige Schritte näher. Es war ein weiteres Kind, doch noch lag sein Gesicht in den Schatten verborgen. Glaubt den beiden alten Männern nicht! , herrschte es die übrigen Kinder in der Höhle an. Sie sagen euch nur, was ihr hören wollt! In Wirklichkeit gibt es sie nicht. Ihr seid allein, und ihr bleibt allein, bis man euch ins Kalte Reich bringt.
Die Eigin-Jungen schossen sich gegenseitig unruhige Blicke zu. Wie auf einen unsichtbaren Befehl hin traten sie allmählich Schritt für Schritt wieder rückwärts aus dem Kreis.
Wir verlieren sie , dachte Pándaros verzweifelt. Wer auch immer von ihnen tatsächlich Eigin ist, er wird sterben.
Deneb waren die Bewegungen der Kinder nicht entgangen. Er richtete sich langsam auf. Komm her zu mir , sagte er ruhig, an die dunkle Gestalt gewandt.
Einen Dreck werd ich tun, du alter Sack! , spie ihm dessen Kinderstimme entgegen. Hau ab und lass uns zufrieden!
Der Archivar zuckte ob dieser Beleidigung nicht zurück.
Du weißt genau, dass wir kein Trugbild sind , sagte er ungerührt. Also hör auf, deine Spielchen mit uns zu spielen. Ich bin ein Diener des Gefährten der Träumenden. Im Namen des Dunklen Königs sage ich dir: Komm her!
Die Kindergestalt schwankte leicht. Ein leises Ächzen entkam ihr, bei dem Pándaros an das Schnaufen eines kleinen Tieres denken musste.
Dann trat sie so widerstrebend auf Deneb zu, als stemme sie sich einem starken Windstoß entgegen, den nur sie wahrnehmen konnte. Nun fiel ein schwacher Lichtschein von einer der blau schimmernden Eisplatten am Boden auf ihr Gesicht. Es war ebenfalls ein Junge, der wie Eigin aussah, aber im Gegensatz zu den anderen waren seine Züge düster vor Zorn.
Was willst du von uns, alter Mann? , herrschte er ihn an. Das Sprechen schien ihm nun Mühe zu bereiten. Niemand kann uns helfen. Ihr könnt das Rätsel nicht lösen.
Welches Rätsel? , wollte Deneb wissen. Wovon redest du?
Der Eigin-Junge holte tief Luft, bevor er seine Antwort gab, die sich anhörte wie auswendig gelernt. Wer auch immer uns von hier fortbringen will, muss erraten, welcher von uns derjenige ist, den ihr Eigin nennt. Rät er falsch, muss er mit leeren Händen gehen. Dies ist das Gesetz, das vor den Toren zum Kalten Reich gilt.
Eins zu was, dass er richtig rät? , dachte Pándaros. Zu Zwölf? Nein, halt, mit diesem kleinen Sonnenschein sind es sogar dreizehn. Wie sollen wir das nur schaffen?
Deneb musterte eines der Kinder nach dem anderen, ohne eine Miene zu verziehen. Sein Freund glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als dieser unvermittelt zu lachen anfing. Das Geräusch hallte heiter und klar durch die dunkle Höhle, als hätte sich ein Sonnenstrahl in deren Tiefen verirrt.
Du willst also immer noch spielen, ist es so? , fragte er, wieder ernst werdend. Also gut. Spielen wir.
Ohne eine Erwiderung abzuwarten drehte er sich einmal um die Achse. Sein ausgestreckter Arm schoss nach vorne und wies auf einen der Jungen.
Du bist Eigin.
Der Angesprochene trat einen Schritt vor. Das Kind, das die anderen den Bösen Jungen genannt hatten, lachte laut auf. Falsch! Verloren, dummer alter Ma-
Deneb achtete nicht auf ihn. Sein Finger wies bereits auf das nächste Kind.
Du bist Eigin.
Wortlos tat es ebenfalls einen Schritt nach vorn.
Falsch! Falsch! , schrie der Junge. Er sprang auf Deneb zu, der auf ein weiteres Kind deutete.
Du bist Eigin.
Hör sofort auf! , kreischte der Junge wütend. Du darfst nur einmal raten! Er versuchte, den Archivar anzuspringen, aber seine Gestalt rannte durch den Geistkörper des Priesters wie durch eine golden schimmernde Rauchsäule.
Du hast mir nicht gesagt, wie oft ich raten darf . Deneb lachte erneut. Und ich weiß auch, warum. Weil ihr alle Eigin seid. Jeder Einzelne von euch. Du, und du, und du!
Wieder und wieder schoss sein Finger vor und wies auf eines der Kinder in der Runde, ungerührt von den wütenden Zwischenrufen des Jungen, der ihn anfuhr, mit dem Raten aufzuhören.
Sei endlich still! Du hast verloren!
Verloren hätte ich, wenn ich nach meinem ersten Versuch aufgegeben hätte, entgegnete Deneb. Er war dicht umringt von den Kindern, die er ausgewählt hatte. Nun ist nur noch einer übrig.
Das
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