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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Ärger am heißesten kocht. Ich hatte euch doch gesagt, bleibt bei den anderen Flüchtlingen! Dort ist es sicher.«
    »Mag sein«, erwiderte Neria trotzig. »Aber es stinkt dort auch nach Tod. Diese Temari haben sich aufgegeben.«
    Jahanila seufzte. »Vielleicht war es gut, dass wir euch nach dem Sieg über die Maugrim alleine ließen. Zwar habt ihr euch selbst fast vernichtet und es nur durch großes Glück bis nach Runland geschafft, aber zumindest seid ihr aus dem Schatten eurer Schöpfer herausgetreten.«
    »Ich würde gerne die Nacht hier verbringen«, sagte Neria. »Unter dem Blätterdach der Bäume, auch wenn es nicht die meiner eigenen Welt sind.«
    Jahanila musterte sie eindringlich, und Neria erwiderte ihren Blick. Schließlich nickte die Serephinfrau. »Dann soll es so sein. Dieser Ort dürfte keine Gefahren für euch bergen. Um diese nächtliche Zeit ist er für gewöhnlich verlassen, wie ich gehört habe. Aber ich möchte nicht, dass ihr alleine zurück in die Stadt geht. Bleibt hier, bis ich euch morgen früh wieder abhole.«
    »Einverstanden«, gab Neria mit so fester Stimme zurück, dass diese Erwiderung Jahanila ein Schmunzeln entlockte. Beide wussten genau, dass die Serephinfrau sie ohne große Schwierigkeiten auch gegen ihren Willen zurück zur Zisterne hätte schleifen können, wenn sie es gewollt hätte.
    Enris war einige Schritte von ihnen abgerückt und zum Rand des Hügels gegangen, wo er die Lichter der Stadt genauer in Augenschein nehmen konnte.
    Er setzte sich auf eine Baumwurzel und sah in die Nacht hinaus. Jahanila warf ihm einen schnellen Blick zu, dann näherte sie ihren Mund Nerias Ohr. Die Wolfsfrau zögerte kurz, wich aber dann doch nicht zurück.
    »Du liebst ihn, nicht wahr?«, fragte die Serephinfrau leise.
    Neria fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie stand da wie erstarrt, ihre Lippen ein dünner Strich. Schließlich bewegte sie ihren Kopf zu einem angedeuteten Nicken.
    »Keine Sorge, ich bin nicht in deinen Geist eingedrungen«, beruhigte Jahanila sie. »Aber ich bin auch nicht blind. – Weiß er es?«
    Neria zuckte die Schultern.
    »Dann rede mit ihm. Am besten noch heute Nacht.« Jahanila hob ihren Kopf und sah in die Schwärze der Nacht hinaus. »Der Sturm auf die Stadt wird bald beginnen. Vielleicht erst in ein paar Tagen, aber vielleicht auch schon morgen. Niemand von uns kann sagen, ob die Schicksalsherrin eine Rückkehr in unsere Zeit träumen wird.«
    »Es ... es ist nicht so einfach«, murmelte Neria verlegen.
    Jahanila blickte sie überrascht an. »Jetzt erzähl mir nicht, eine Frau, die so mutig ist wie du, würde sich davor fürchten, jemandem ihr Herz zu öffnen.«
    »Darum geht es nicht!«, erwiderte Neria scharf. Sie senkte sofort wieder ihre Stimme und schielte zu Enris hinüber, der nichts bemerkt hatte und weiter das Lichtermeer der Stadt bewunderte. »Er ist ein Mensch. Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Mensch eine unseres Volkes geliebt hätte.« Sie räusperte sich und schüttelte schließlich fest den Kopf. »Es kann nicht sein.«
    »Das ist schlimm«, sagte Jahanila. »Was du nicht aussprichst, sucht dich heim, wenn das Ende kommt.«
    In Nerias Gesicht arbeitete es. Sie atmete langsam tief aus, um nicht zu weinen, was ihr gelang. »Ein Teil von mir ist eine Wölfin. Ein wildes Tier, das nachts den Mond anheult und das frische Blut gejagter Beute trinkt. Wie könnten wir uns lieben, wenn er diesen Teil von mir niemals verstehen wird, weil er ihn nicht kennt? Er ist kein Voron.« Verzweifelt blickte sie Jahanila an, und es kam ihr in den Sinn, dass sie vor sich kein fremdartiges Echsenwesen mehr sah, sondern nur eine andere Frau in einer schlichten scharlachfarbenen Robe.
    »Darum also geht es dir.« Ein knappes, wehmütiges Lächeln spielte um Jahanilas Mund. Sie streckte ihre Hand aus und pflückte eines der breiten herzförmigen Blätter von einem herabhängenden Zweig. Neria beobachtete, wie die Serephinfrau es zuerst zusammenfaltete und dann zwischen ihren Händen hin und her drehte. Jahanilas Augen schlossen sich. Ein leiser, unverständlicher Singsang entkam ihren kaum geöffneten Lippen. Das Blatt zwischen ihren Handflächen leuchtete blitzartig dunkelgrün auf. Die Serephinfrau sang weiter, und das Leuchten verglomm wieder. Schließlich reichte Jahanila Neria das zu einer dicken grünen Rolle zusammengedrehte Blatt. Es fühlte sich samtig und warm an.
    »Ich habe das Blatt besprochen. Wenn du Enris davon zu essen gibst, wird er

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