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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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dunkle Spritzer im Schein der Laternen.
    »Ich muss Euch danken«, sagte er mit einem leichten Kopfnicken. »Wenn Ihr nicht eingegriffen hättet, dann wäre womöglich noch Schlimmeres passiert.«
    Jahanila nickte zurück. Die Wunde unter ihrem Auge schloss sich bereits wieder. »Ich danke Euch für Euer Hiersein. Wir werden es Eurem Volk niemals vergessen, dass es in Mehanúr Seite an Seite mit uns gekämpft hat.« Sie hielt inne und verbesserte sich schnell: »Kämpft, will ich sagen. Dass es mit uns kämpft.«
    Der Reshari hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Die Serephinfrau, die ihm vor die Füße gespuckt hatte, humpelte auf ihn zu. Auch ihr Gesicht war blutüberströmt und eines ihrer Augen zugeschwollen. Sie deutete mit ihrem gezogenen Schwert hinter sich, wo der Reshari namens T’nar reglos auf dem Boden lag. Eine breite Blutlache hatte sich um ihn herum gebildet.
    »Euer Kamerad ist schwer verletzt. Er braucht sofort Heilung.«
    Der Anführer der Reshari eilte zu ihm, kniete sich ohne zu zögern in das vergossene Blut und ergriff T’nars Hände.
    »Lasst uns schnell von hier fortgehen«, sagte Jahanila leise zu Enris und Neria. »Ich will nicht in ein weiteres Gespräch verwickelt werden. Wir alle haben uns schon viel zu sehr in den Lauf der Ereignisse eingemischt. Wer weiß, was dies für Folgen haben wird.«
    Sie verließen den Platz, ohne dass man sie weiter beachtete. Jahanila führte sie in eine Nebengasse, einen schmalen, kaum beleuchteten Weg. Die wenigen Serephin, die ihnen dort entgegenkamen, sahen nur kurz auf die beiden Temari, die sich offensichtlich in Begleitung einer Feuerpriesterin befanden, und gingen an ihnen vorbei, ohne sie anzusprechen. Auch Jahanila sagte nichts, sondern führte sie wortlos von einer Gasse in die nächste, vorbei an uralt anmutenden, verwinkelten Gebäuden mit verschlossenen Türen und Fensterläden, deren Mauern in der Dunkelheit kieselgrau schimmerten.
    Der Weg führte stetig bergauf. Schließlich wichen die Gebäude einer kleinen Hügelkuppe. Neria, deren Blick auf ihre Füße gerichtet gewesen war, hob ihren Kopf und erstarrte mitten im Schritt. Sie glaubte, einer Sinnestäuschung zu unterliegen.
    Der Hügel war mit jenen Bäumen bewachsen, die sie schon von der Luft aus beim Anflug auf Mehanúr erblickt hatte. Aber diesmal sah sie die wie Scheunentore breiten Ungetüme aus nächster Nähe. Ihre größten Blätter glichen unförmigen Wagenrädern, manchen jener Riesen hingen sie von schwer beladenen Ästen beinahe bis zum Erdboden herab. Das Wäldchen auf der Hügelkuppe verströmte einen schweren, aber gleichzeitig frischen Duft, der sie an die Tannen nördlich ihres Dorfes erinnerte. Sie atmete ihn tief ein und spürte einen beißenden Schmerz in sich, der sich wie ein enger Gürtel um ihren Körper zusammenzog, als sie an ihre weit entfernte Heimat dachte. Langsam näherte sie sich den Vordersten der Bäume und strich mit ihren Händen über deren dicke, ledrige Blätter.
    »Ich wusste, dass es dir gefallen würde«, sagte Jahanila. Sie wies mit einer ausladenden Handbewegung um sich. »Diese Erhebung nennen wir den Angilaard , das heißt soviel wie ›Herz des Hügels‹. Diesen Ort haben die Gründer der Weißen Stadt so unberührt gelassen, wie sie ihn einst vorfanden. Sie taten dies zur Erinnerung und um dem Land Ehre zu erweisen. Es ist der zweithöchste Hügel auf der Kuppe des Arfestan. Nur der Nandaronta , der Hügel mit der Tempelanlage und den Häusern der Stadtgründer, liegt noch ein wenig höher. Siehst du ihn?«
    Sie deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Neria sah in der Dunkelheit eine Lichtergruppe, die über den anderen zahllosen hellen Punkten der unter ihnen liegenden Stadt schwebte.
    »Sein Name bedeutet ›Weiter Blick‹«, fuhr Jahanila fort. »Dort hält sich Alcarasán gerade auf. Er versucht Antworten auf die Frage zu erhalten, warum uns die Dunkelelfen hierher gebracht haben. Bald muss ich wieder zu ihm zurück. Ich ahne, dass er meine Hilfe brauchen wird.«
    »Danke, dass Ihr uns gerettet habt«, sagte Enris. »Wenn Ihr nicht gewesen wärt, dann hätten wir den Kampf zwischen diesen Streithähnen bestimmt nicht überlebt.«
    Jahanilas Augen funkelten zornig. »Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht, die Zisterne zu verlassen und den Inneren Ring zu betreten? Da kehre ich euch für einen Moment den Rücken, um Mehanúr endlich einmal mit eigenen Augen zu sehen, und schon finde ich euch mittendrin dort, wo der

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