Runlandsaga - Feuer im Norden
einer abfälligen Geste. »Im Vergleich zu dem, was wir bei unseren Forschungen entdeckt haben und wovon Ihr hier das Endergebnis seht, sind die alten Kristalle viel anfälliger gegen die enorme Kraft, die sie durchströmt, und leichter zu zerstören. Sie sind eben ...« Er hielt für einen Augenblick inne und sah Alcarasán direkt in die Augen. »... veraltet.«
»Nun, es freut mich, dass der Kreis der Stürme nicht in der Vergangenheit verweilt, sondern an die Zukunft denkt«, erwiderte Alcarasán. Wieder war seiner Stimme nicht anzumerken, ob versteckter Spott in ihr lag oder nicht. Erinar jedoch schien es zu glauben, den sein ohnehin schon kalter Ton sank noch ein wenig weiter ab, als er antwortete.
»Der Kreis der Stürme ist die Zukunft. Den Herren der Ordnung gilt unsere uneingeschränkte Ergebenheit. Männer wie Belgadis und Yerinuro haben verstanden, wie viel wir den Göttern der Ordnung und ihrem Streiter Melar zu verdanken haben.«
»Wir sind soweit, Meister«, ließ sich einer der Serephin neben ihm leise vernehmen.
Erinar nickte. »Sehr gut! Alcarasán, stellt Euch mit Eurer Begleiterin vor das Tor.«
Er wies auf den Rahmen aus schwarzem Tindargestein. Beide folgten seiner Aufforderung.
Mit einem Mal richtete sich der verletzte Serephin auf. Jahanilas Haltung versteifte sich, als er auf sie zuschritt, und auch Erinar trat sofort mit strenger Miene vor ihn. Alcarasán spürte, wie der Anführer der Gruppe mit seinem Untergebenen in Gedanken sprach. Der Serephin schüttelte plötzlich den Kopf und sagte laut: »Verzeiht mir, Meister, dass ich darauf bestehe, aber ich muss dennoch das Wort an ihn richten, denn er hat mich in einem ehrlichen Kampf besiegt.«
»Nun gut!« Erinar war ungehalten. »Solange Eure Unterhaltung nur nicht wieder in einer Auseinandersetzung endet.«
»Das wird sie nicht. Restaran des Ordens der Flamme!«
Alcarasán erwiderte seinen Blick. »Ich höre dich.«
»Ich war Euch im Kampf unterlegen. Daher ist es meine Pflicht, Euch für das, was ich über Euren Orden gesagt habe, um Verzeihung zu bitten.«
Jahanila starrte den Serephin, der Alcarasán an Körpergröße überragte und dennoch nun kleinlaut vor ihm stand, überrascht an. Dass er sich bei ihrem Meister entschuldigen würde, hätte sie niemals von ihm erwartet.
»Ist das etwa der einzige Grund, weshalb du deine groben Worte bedauerst?«, platzte sie heraus. »Weil er dir den Arm verbrannt hat? Heißt das, wenn du stattdessen der Sieger gewesen wärst, dann täte dir gar nichts leid?«
Der Luftpriester neigte seinen Kopf. »Die Hohe Cyrandith entschied, dass ich besiegt werden sollte, weil die Gründe für meinen Kampf keinen Gefallen vor ihren Augen fand. Es war so bestimmt.«
»Ich nehme deine Entschuldigung an«, sagte Alcarasán schnell, bevor Jahanila weitersprechen konnte. »Was mich betrifft, so ist unser Streit vorbei.«
Ein Cyrandithgläubiger, hörte er die Stimme seiner Begleiterin in seinem Geist. Und das ausgerechnet im Kreis der Stürme. Ich habe schon lange niemanden mehr getroffen, der an die Schicksalsherrin glaubt.
Alcarasán selbst hatte ebenfalls schon länger nicht mehr davon gehört, dass die Träumende in Vovinadhár Verehrung fand. Die Götter der Ordnung schienen den Gedanken nicht besonders zu mögen, dass ein geheimnisvolles Wesen alles durch seinen Traum erschaffen hätte und damit auch über ihnen selbst stünde. Sie unterdrückten zwar den Glauben an die Schicksalsherrin nicht, er erfuhr von ihrer Seite aber auch keine Unterstützung.
Während sich der besiegte Serephin wieder an die Wand des Raumes zurückzog, hatten Erinar und seine restlichen Untergebenen ihre Plätze an den Särgen um das Podest herum eingenommen.
»Lasst uns beginnen!«, sagte er. »Wir haben schon genügend Zeit vergeudet. Restaran, denkt daran, dass in der Welt der Verräter unsere magische Kraft geringer ist. Fliegen ist uns dort unmöglich, das Ändern der Gestalt mühseliger als hier.«
»Ich weiß. Der Maharanár hat mich vorgewarnt.«
»Gut. Vergesst es nicht. Ihr mögt nichts weiter als Beobachter sein, aber auch von euch mag der Erfolg unseres Plans abhängen.«
Die Serephin legten ihre Hände auf die schimmernden Kristalle vor sich und schlossen die Augen. Aufmerksam beobachtete Alcarasán, wie Erinar als Erster der Gruppe begann, mit halb geöffnetem Mund einen hohen Ton auszustoßen, der leise und kaum vernehmbar war, aber zusehends an Lautstärke und Kraft gewann. Ein Priester aus dem Kreis
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