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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Stammesherrscherin aus den Nordprovinzen. Ihr Gesicht zeigte die Züge einer gutmütigen, aber verängstigten Frau.
    »Wir verdanken Euch unser Leben«, murmelte Arene. »Ich kann es immer noch kaum glauben, dass es uns gelungen ist, aus der Stadt zu entkommen.«
    Tolvane deutete auf den alten Mann neben sich.
    »Wir hatten unglaubliches Glück. Mein Hausverwalter Morovyr hatte mich mit unserem Pferdegespann zur Ratshalle gebracht. Als wir aus dem Fenster stiegen, half er uns auf den Wagen. Er jagte mit uns an den ersten Angreifern vorbei hinunter zur Stadt, dass ich glaubte, wir würden uns jeden Moment überschlagen und in den nächsten Graben geschleudert werden. Aber wir schafften es bis zum Hafen.«
    Er klopfte Morovyr auf die Schulter, was ihm bei der Größe des hageren alten Mannes nicht leicht fiel. »Ich sage es dir gerne noch einmal: Das hast du großartig gemacht!«
    Morovyrs ernstes Gesicht hellte sich auch jetzt kaum auf. »Ich habe nur meine Pflicht getan«, erwiderte er steif, wenngleich Suvare in seiner Stimme auch einen Hauch von Befriedigung über die lobenden Worte seines Herrn zu erkennen glaubte. »Euer Wohlergehen ist mein Auftrag.«
    »Ihr seid nicht die Einzigen, denen die Flucht auf mein Schiff geglückt ist«, sagte Suvare. Sie nickte mit dem Kopf zu Corrya hinüber, der etwas abseits bei Eivyn und Daniro stand.
    »Der Hauptmann Eurer Wache hat es ebenfalls geschafft, und dort drüben bei meinen Leuten habe ich noch zwei weitere Gesichter gesehen, die ich nicht kenne.«
    »Du meinst bestimmt die Hafenarbeiter«, erwiderte Teras. »Sie heißen Garal und Naram. Die beiden waren die Ersten, die wir gestern Nacht an Bord genommen haben, als der Sturm gerade losbrach.«
    Arcad und Enris traten zu ihnen.
    »Wir können anfangen«, sagte der Elf. »Es ist nur noch der Steuermann an Bord geblieben. Alle anderen sind hier.«
    »Möchtet Ihr den Ritus leiten, Tolvane?«, fragte Suvare. »Als Ältester des Rates von Andostaan würde es Euch zustehen.«
    Die Miene des alten Mannes verdüsterte sich. »Ich kann dem Sohn der beiden Toten diesen Dienst erweisen. Aber es ist schmerzvoll, das hier tun zu müssen, fern von unserer Stadt. Ich habe mich gerade als Mitglied des Rates von Andostaan vorgestellt, aber wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir zugeben, dass es den Rat nicht mehr gibt, ebenso wie Andostaan. Die Stadt ist ausgelöscht.«
    »Wie könnt Ihr so etwas sagen!«, fuhr Larcaan auf. Alle drehten sich um.
    »Andostaan ist nicht ausgelöscht! Diese Ungeheuer haben unser Zuhause niedergebrannt, aber das heißt nicht, dass sie es von der Karte dieses Landes getilgt hätten. Wir sind Andostaan, und wir sind nicht tot. Wir, die an dieser Küste geboren wurden und aufgewachsen sind, tragen Andostaan in uns, solange wir noch Leben in uns haben. Wir werden an den Ort unserer Heimat zurückkehren, verlasst Euch darauf! Sicher nicht heute, und auch nicht morgen, aber wir werden Andostaan wieder aufbauen.«
    Erregt blickte er sie an. Seine Brust hob und senkte sich, dann drehte er sich um und ging mit weit ausholenden Schritten fort von ihnen und an der Wasserlinie den Strand entlang. Thurnas folgte ihm einige Schritte, aber Larcaan drehte sich nicht um, und so blieb der junge Mann schließlich wieder stehen, als hätte der Kaufmann ihn fortgeschickt.
    »Auch wenn ich den Kerl nicht mag«, murmelte Enris, »diesmal muss ich ihm doch Recht geben. Andostaan mag niedergebrannt worden sein, doch es ist nicht ausgelöscht.«
    »Aber wie könnten wir dorthin zurückkehren, mein junger Freund?«, wollte Tolvane wissen. »Alles heiße Blut der Jugend wird uns nichts nützen, wenn die Angreifer, die uns gestern Nacht beinahe umgebracht hätten, immer noch dort sind.«
    »Darüber lasst uns später sprechen«, fiel Arcad ein. »Wir sind an Land gegangen, um Themets Eltern zu bestatten, und das sollten wir jetzt tun.«
    Enris fühlte sich erleichtert, dass der Elf ihm ins Wort gefallen war. Er wusste nicht, was er dem alten Ratsherrn hätte erwidern sollen. Was er eben gesagt hatte, war nur die winzige sichtbare Spitze eines wahren Eisbergs von Empfindungen gewesen, die seit den Erlebnissen des gestrigen Tages in ihm wüteten. Was ihn an diesen Gefühlen überraschte, das war deren Heftigkeit. Bisher hatte er sich in Andostaan kaum heimisch gefühlt. Die Flucht aus dem behüteten Dasein im Haus seines Vaters hatte nicht in ein aufregendes Leben fern von seiner Heimat gemündet, sondern in ein tägliches graues

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