Runlandsaga - Feuer im Norden
Orden sie auch stammen mag!«
»Gar nichts werde ich tun«, erwiderte Alcarasán mit gepresster Stimme. Das Einatmen fiel ihm immer noch schwer. Als er eben in seinen Körper hineingefühlt hatte, um seine Verletzungen zu erkennen, hatte er gespürt, dass sein Gegner ihm mehrere Rippen gebrochen hatte. Ein Heilzauber würde ihn einiges an Kraft kosten.
»Es ist mir gleich, was Ihr duldet oder nicht, sie hat völlig Recht! Wenn Ihr euch wegen dieses Vorfalls bei dem Ältesten meines Ordens beschweren wollt, dann tut es meinetwegen, aber seid versichert: Dann erwähne ich ebenfalls, dass Ihr untätig zugesehen habt, als Euer Mann den Orden der Flamme beleidigte und mich verletzte.«
Erinar starrte ihn zornig an, ohne etwas zu erwidern. Als er schließlich doch erneut das Wort an Alcarasán richtete, klang seine Stimme mühsam beherrscht. »Ich denke, Ihr werdet jetzt gehen wollen. Ihr seid ohnehin schon im Verzug.«
Alcarasán nickte knapp. »Wann immer Ihr soweit seid.«
Er hörte Jahanilas Stimme in seinem Geist. Willst du es wirklich dabei bewenden lassen? Wir sollten seinen Oberen davon erzählen. Du bist beleidigt und übel verletzt worden.
Das ist allein meine Angelegenheit. Lass es gut sein. Und, Jahanila?
Ja?
Ich will es nicht noch einmal erleben, dass du so voranstürmst wie gerade eben. Erinar ist ein Dummkopf, aber sein Rang verdient Respekt. Außerdem war es meine Angelegenheit. Ich bin angegriffen worden, nicht du.
Es ... es tut mir leid.
Schon gut. Verschwinden wir endlich von hier!
Die meisten der restlichen Serephin kümmerten sich um ihren Ordensbruder, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Fuß der Treppe niedergelassen hatte. Einer tränkte Stoffstreifen mit kaltem Wasser aus einer Flasche, während ein anderer den Arm des Verletzten mit den nassen Bändern umwickelte. Der riesige Serephin selbst hatte die Augen geschlossen und schien Alcarasán gar nicht mehr wahrzunehmen, aber die anderen starrten den Restaran des Ordens der Flamme unverhohlen feindselig an, wenn auch niemand das Wort an ihn richtete.
Erinar nahm den Kristall auf, den Alcarasán von dem Sarg gefegt hatte, als er angegriffen worden war, und platzierte ihn wieder vorsichtig an seine vorherige Stelle. Jahanila beobachtete, wie er ihn auf der steinernen Oberfläche so bedacht verrückte, dass die Veränderung seiner Position mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen war. Aber offensichtlich wusste Erinar genau was er tat, denn ein leuchtend gelbes Licht schoss in zwei breiten Strahlen aus dem Inneren des farblosen Steins und traf auf die beiden Kristalle, die auf den Sargdeckeln zu seiner Rechten und Linken standen. Abrupt zog Erinar seine Finger, mit denen er eben noch die Position des Kristalls um ein Winziges berichtigt hatte, zurück. Fast gleichzeitig wurden die Strahlen von Stein zu Stein geworfen, sodass innerhalb eines Moments alle Kristalle um das Podest in der Mitte des Raumes durch die Strahlen miteinander verbunden waren
Ich kenne diese Kristalle. Ich habe schon von ihnen gehört. Sind das nicht dieselben, die auch das Große Himmelsportal über Vovinadhár umgeben?
Das ist richtig, Jahanila, erwiderte Alcarasán in Gedanken. Eigenartig, wie wenige sie aufgebaut haben. Eigentlich werden viel mehr von diesen Kristallen für das Errichten eines Portals benötigt.
»Der Kreis der Stürme hat in all der Zeit seit dem Errichten der ersten Portale nicht aufgehört, die Leitkristalle zu verbessern«, ließ sich Erinar vernehmen, ohne aufzusehen. »Wir hatten schließlich Erfolg.«
Seine Stimme klang noch immer verärgert, aber dennoch war der unterschwellige Stolz im Ton seiner Worte unverkennbar. Alcarasán und Jahanila wandten sich ihm zu.
»Es war nicht meine Absicht, eure Unterhaltung zu belauschen. Aber wenn die Leitkristalle erst einmal alle im richtigen Winkel zueinander stehen, sodass die Kraft, die in jedem der Steine gespeichert ist, sich zwischen ihnen aufbaut, dann erzeugen sie ein starkes magisches Kraftfeld. Bewusst gesendete Gedanken an andere werden in diesem Fall von jenen, die sich in unmittelbarer Nähe aufhalten, für Außenstehende deutlich hörbarer.«
»Beeindruckend«, sagte Alcarasán. Jahanila war es nicht möglich zu erkennen, ob er seine Bemerkung ernst gemeint hatte oder sich Spott dahinter verbarg.
»Ich kann mich nicht erinnern, dass die Kristalle der Portale, durch die ich bisher gereist bin, dazu in der Lage gewesen wären.«
»Das sind sie auch nicht«, erwiderte Erinar mit
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