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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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völlig vergessen zu haben, dass er nach Suvare das Sagen auf dem Schiff hatte. Aber Enris war zu überrascht, um zu reagieren.
    »Wer bist du, Mädchen?«, fragte der Alte schließlich. »Was hast du in dieser verlassenen Gegend zu suchen?«
    »Ich habe euch gesucht.« Nun war deutlich Ungeduld aus ihren Worten heraus zu hören.
    Enris hatte endlich seine Überraschung verwunden. Er griff nach dem Fallreep, um das eine Ende an der Bordwand zu verhaken und das andere zu der Fremden herunterzulassen.
    »Was machst du denn da?«, fragte ihn Teras.
    »Ich glaube, ich weiß, wer sie ist. Arcad hat sie angekündigt. Außerdem hab ich sie schon einmal gesehen.«
    Larcaan trat zu ihnen. »Wer ist sie? Wie heißt sie?«
    »Ich weiß es nicht.« Enris beobachtete, wie die Frau das Fallreep hinaufstieg.
    »Wie? Du hast doch gesagt, du würdest sie kennen.«
    »Das ist eine schwierig zu erklärende Geschichte. Ich habe sie während des Sturms gesehen, als Arcad seinen Zauber um das Schiff wob.«
    Larcaan starrte ihn verständnislos an, fragte aber nicht mehr weiter nach, denn die Frau zog sich gerade über die Bordwand. Teras streckte eine Hand aus und half ihr, auf die Planken zu treten. Sie ließ ihn los, als sie festen Boden unter den Füßen hatte, und wich zurück, bis ihr Rücken die Reling berührte. Trotz ihres gesenkten Kopfes waren ihre Gesichtszüge gut zu erkennen.
    Tolvane stieß einen überraschten Ruf aus. »Bei der Träumenden! Ein Wolfsmensch!«
    Teras‘ Kopf fuhr zu dem Ratsherrn herum. »Was?«
    »Es stimmt«, rief Larcaan. Er wies mit ausgestrecktem Finger auf die Frau, die sie alle nun zwischen ihren tief ins Gesicht hängenden Haarsträhnen mit einem zornigen Blick bedachte, als betrachtete sie es als eine persönliche Beleidigung, wie der Händler sie genannt hatte.
    »Seht doch ihre Augen an. Sie ist eine von den Wolfsleuten aus dem Roten Wald.«
    »Sind die gefährlich?« Teras Rechte fuhr in die Innenseite seines Mantels. Für einen Augenblick glaubte Enris, der Bootsmann würde eine Waffe hervorziehen, aber alles, was Teras in seiner Hand hielt, als er sie wieder zum Mund führte, war der Rest seiner Kautabaksrolle, von der er ein Stück abbiss, ohne den Blick von der fremden Frau zu lösen.
    »Gefährlich?«, fragte Larcaan laut. »Das kannst du glauben, dass die gefährlich sind. Sie können sich in Wölfe verwandeln, sie jagen Menschen und fressen ihr Fleisch!«
    Der Alte hielt in seinem schmatzenden Kauen inne und trat überrascht einen Schritt von der Fremden zurück.
    Inzwischen hatten sich auch die restlichen Seeleute und Flüchtlinge um sie herum versammelt. Aus vielen Augen richteten sich neugierige Blicke auf die junge Frau, die sichtlich unangenehm berührt auf den Boden sah, ohne sich zu bewegen.
    »Ich hab schon von denen gehört«, murmelte Arene, die dicht neben Tolvane blieb, als befürchtete sie, die Fremde würde sie unvermittelt angreifen. »In der Nähe von Nilan hatten die Bauern früher immer wieder Auseinandersetzungen mit ihnen. Die Wolfsmenschen stahlen ihr Vieh, und die Bauern brannten deren Siedlungen in den Wäldern nieder. Schließlich haben sie die Wolfsmenschen aus der Gegend um Nilan vertrieben. Es hat zwar immer wieder Fallensteller gegeben, die behaupteten, sie hätten in den Wäldern des Nordes einige dieser Wilden gesehen, aber niemand wusste etwas Genaues. – Alle Geister, ich dachte, sie wären längst von dieser Welt verschwunden.«
    Torbin fuhr sich mit einem raspelnden Geräusch über sein stoppeliges Kinn. Seine Miene war besorgt. »Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Eine Frau, die sich in einen Wolf verwandeln kann, auf unserem Schiff ...«
    »Sie wird uns Unglück bringen!«, fuhr Calach auf. Enris war überrascht, wie aufgeregt der Schiffskoch war. Hektische rote Flecken hatten sich auf seinen Wangen gebildet.
    »Was glaubt ihr denn, warum sie hier aufgetaucht ist? Zuerst der Angriff auf Andostaan, dann die Piraten, der unheimliche Sturm und jetzt ein Wolfsmensch. Diese Ungeheuer haben sie geschickt, weil wir ihnen entkommen sind.«
    »Ay, genauso ist es!«, rief Larcaan, als hätte er gerade eine großartige Erkenntnis gewonnen. Seine Augen glühten. Enris konnte sich nicht erinnern, wann der Händler jemals der Meinung eines einfachen Seemanns zugestimmt hätte, und genau das beunruhigte ihn. Bevor er ihn unterbrechen konnte, fuhr Larcaan bereits fort.
    »Sie haben uns diese Frau geschickt, so wie sie uns den Sturm geschickt haben. Wie sonst

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