Runlandsaga - Feuer im Norden
überzeugt bin, dass die Stadt und damit auch mein Schiff und meine Mannschaft wirklich in unmittelbarer Gefahr sind, steche ich in See und nehme so viele Leute an Bord, wie unser Platz es erlaubt. Ich werde allerdings keine Fracht für weiteren Raum aufgeben. Ich habe mit meinen Aufträgen eine Tjalk und ihre Mannschaft zu unterhalten. Es liegen noch andere Schiffe im Hafen. Sollen die ebenfalls Leute aufnehmen, wenn es tatsächlich soweit kommt!«
Enris war von der nüchternen Art, auf die Suvare mit Arcad sprach, überrascht. Entweder hatte sie schon mit dem Alten Volk zu tun gehabt, oder es beeindruckte sie nicht, vor jemandem zu stehen, der vermutlich mehrere hundert Jahre älter war als sie. Jedenfalls merkte man ihr keine Scheu im Umgang mit dem Endar an. Anscheinend ließ sie sich nicht sofort für Arcads Pläne einspannen.
Warst du dagegen nicht ein wunderbarer Botenjunge?, höhnte ein hässlicher Gedanke in seinem Inneren. Der Elf sagt, geh zu den Eltern der Jungen, und du machst dich auf den Weg. Der Elf sagt, triff dich mit mir bei der Halle des Rates, und du bist hier. Mit dieser Frau hätte er es bestimmt nicht so einfach.
»Ihr habt tatsächlich ein eigenes Schiff?«, fragte er Suvare. Es misslang ihm, seiner Stimme nicht anmerken zu lassen, wie beeindruckt er war.
»Ay, so ist es.« Sie sah ihn an, und ein etwas härterer Glanz trat in ihre Augen als während des Moments, in dem sie ihn begrüßt hatte. »Ist das etwa so ungewöhnlich, eine Frau als Khor auf einem Schiff?«
Enris schoss das Blut in den Kopf. Verdammt, warum hatte er auch so dumm nachfragen müssen! »Na ja«, sagte er langsam, in Gedanken von einem Wort zum nächsten rudernd, »ich glaube, als ich noch in Haldor lebte, da hab ich schon mal von einer Frau als Khor gehört, aber wenn ich mich richtig erinnere, dann war sie nur die Eignerin. Ich meine, nicht, dass es nicht großartig wäre, Eigner eines Schiffes zu sein ...«
»Lass dich nicht von ihr ärgern«, unterbrach ihn der Elf trocken. »Suvare weiß genau, wie ungewöhnlich ihr Beruf ist.«
Suvare schmunzelte. Enris schloss seinen immer noch zu einem weiteren Satz geöffneten Mund. Etwas verlegen lächelte er zurück.
»Wo sind die Eltern von Theris und Mirka?«, wollte Arcad wissen und sah sich um.
»Es ist nicht so gelaufen, wie ich gehofft hatte«, begann Enris zögernd. Ärger überkam ihn, sein Versagen vor dieser unbekannten Frau erklären zu müssen.
»Nur Mirka ist bei mir. Themets Eltern wollten mir nicht glauben, egal, was ich auch sagte. Sie haben den Jungen zu sich genommen und lassen ihn heute nicht mehr aus dem Haus. Aber ich sagte Themet, dass ich seinen Eltern und ihm bei der Flucht aus der Stadt helfen würde, wenn es wirklich zum Äußersten käme.«
Arcad musterte ihn mit gerunzelter Stirn, ohne ihn zu unterbrechen.
»Ich kann es Arvid und Rena auch kaum verdenken«, fuhr Enris fort. »Selbst ich kann nur schwer glauben, dass das alles wirklich passiert ist. Die beiden sind halb verrückt vor Sorge. Aber wie die meisten hier denken sie, dass ein paar Gesetzlose in die Festung eingedrungen sind, und dass die Wache sie ausräuchern wird. Sie glauben, dass dieser Ranár uns etwas vorgegaukelt hat.«
»Du sagst ebenso wie Arcad«, unterbrach ihn Suvare, »dass der Mann, der sich Ranár nennt, gar kein Mensch ist. Dass es unter der Meeresburg ein magisches Portal gibt, durch das Dämonen aus alten Legenden hierher kommen wollen. Ja, dass sie sogar schon hier sind ...«
Enris blickte unsicher zu Arcad. »Ihr habt es ihr erzählt?«
Der Elf nickte. »Ay, auf unserem Weg hierher. Suvare weiß, was geschehen ist.«
»Du hast mir nicht geantwortet.« Suvares Augen ruhten immer noch auf Enris. »Sagst du dasselbe, was der Endar mir berichtet hat?«
»Ay«, antwortete Enris, »auch wenn ich nicht weiß, mit welchen Worten er es Euch erzählt hat. Aber wir waren in diesem Portal. Margon und Thaja sind dort gestorben, damit wir fliehen konnten, und jetzt wird Ranár versuchen, andere von seiner Art hierher zu bringen!«
Er stieß seine Worte immer lauter heraus, denn er hatte es gründlich satt, dass man ihm die Ereignisse der letzten Stunden, die sein ganzes Leben durcheinander gewirbelt hatten, nicht glauben wollte. Ein junger Mann auf der Veranda drehte sich um und blickte die drei neugierig an. Suvare, der die Bewegung am Rande ihres Gesichtsfeldes nicht entgangen war, starrte mit herausfordernder Miene zurück, bis er sich achselzuckend
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