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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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über der einsamen Klippe am Nordrand der Bucht sah man Licht. Enris hatte immer wieder mit klopfendem Herzen zu der Burg geblickt, deren dunkle Umrisse sich wie die einer Gruppe buckliger Riesen schwach vom Nachtblau des Himmels abhoben. Was dort wohl gerade hinter ihren Mauern vorging? Hatte Ranár damit Erfolg gehabt, seine Brüder und Schwestern durch das Quelor zu bringen?
    Erst jetzt, da er zum ersten Mal seit seiner Flucht aus Carn Taar ein wenig zur Ruhe gekommen war, fand er die Gelegenheit, genauer darüber nachzudenken, warum er von dem Serephin, in dessen Gewalt sich er und die anderen befunden hatten, in der Nacht zuvor geträumt hatte. Ranár war es doch gewesen, dieses unheimliche, menschenähnliche Ding mit den fürchterlichen, durchdringenden Augen, das ihn im Schlaf gejagt hatte! Er hatte sich ihm regelrecht angekündigt – wie ein Vorbote kommenden Unheils. Wie war das möglich gewesen?
    Doch so sehr er auch darüber nachgrübelte, er konnte keine Antwort finden. Ereignisse wie dieses entzogen sich jeder vernünftigen Erklärung. Sie blieben so geheimnisvoll und dunkel wie der Vorfall am Tag vor seiner Abreise aus Tyrzar, den der Elf ein Sellarat genannt hatte. Letztendlich berührten sie das Wissen um die Verborgenen Dinge.
    Er wünschte, Margon wäre noch am Leben und hier. Der Magier wäre sicher nicht um eine Antwort verlegen gewesen. Er hatte um die Verborgenen Dinge gewusst.
    Ay, damit kannte er sich aus, unterbrach eine spöttische Stimme in ihm seine Gedanken. Aber er ist nicht mehr hier. Dafür bist du für diesen Elf nun so etwas wie Margons Zauberlehrling, nur weil der alte Mann dich mochte. Wenn das kein schlechter Scherz ist!
    Die Frage, was sich in Carn Taar abspielte, bewegte offensichtlich auch andere. Immer wieder fiel Enris auf, wie die Ankommenden misstrauische Blicke in die Richtung der Meeresburg warfen. Aus Gesprächsfetzen einiger, die auf der Veranda zusammenstanden und noch nicht die Halle betreten hatten, war ihm zu Ohren gekommen, dass der alte Schmied, mit dem er in der Festung gesprochen hatte, vor einigen Stunden besinnungslos und verletzt am Stadtrand aufgefunden worden war. Man hatte ihn in das Haus seines Bruders Soren gebracht, wo er am Abend sein Bewusstsein wiedererlangt hatte. Glücklicherweise war Barams Messerwunde nicht tief gewesen, aber er zehrte noch immer von dem Zusammenbruch, der ihn bei aller Aufregung und Hast ereilt hatte, als er den Weg nach Andostaan hinuntergerannt war.
    Trotzdem hatte er es sich nach den Worten der Leute nicht nehmen lassen wollen, hierher zu kommen. Soren, der seinen Bruder während der nächsten Tage lieber in einem Bett gesehen hätte, drängte ihn vergebens, sich zu schonen, bevor dessen Herz noch einmal aussetzen würde, und dieses Mal für immer. Schließlich gab er nach und karrte den sturen alten Kerl in einem Pferdefuhrwerk zur Ratshalle hinauf. Enris sah Baram flüchtig im Gebäude zusammengesunken und mit bleichem Gesicht auf einem Stuhl sitzend – alles andere als der breitschultrige Bär vom Morgen. Eine Gruppe Neugieriger umringte ihn, die inzwischen bestimmt zum dutzendsten Mal vernommen hatten, wie er aus Carn Taar entkommen war.
    Das Mithören der Gespräche über Barams Zustand erinnerte Enris schmerzhaft an die vergangenen Stunden. Widersprüchliche Gefühle quälten ihn. Einerseits kamen ihm die Ereignisse im Inneren des Quelors schon nach so kurzer Zeit wie ein schlimmer Alptraum vor. Andererseits aber hatten ihn Wut und Trauer über Margons und Thajas Tod so klar und unmittelbar ergriffen, als hätte er erfahren, dass geliebte Menschen aus seiner eigenen Familie gestorben waren.
    Vielleicht liegt es daran, dachte er, dass mein Verstand es noch immer kaum begreifen kann, dass es dieses Portal tatsächlich gab. Ich tat einen einzigen Schritt durch eine Tür, und im nächsten Moment war ich meilenweit von Runland entfernt, irgendwo in der Leere zwischen den Sternen auf einer im Nichts schwebenden Brücke und nur am Leben gehalten von einer magischen Sphäre – wie einer riesigen Blase aus Luft. Kein Wunder, dass mein Verstand es wohl am liebsten hätte, wenn alles nur ein schlechter Traum gewesen wäre!
    »Bei Maths kaltem Hintern, ist das voll!«, riss ihn eine laute, schnarrende Stimme aus seinen Gedanken. Er blickte von der Treppenstufe, auf der er sich niedergelassen hatte, zu zwei Neuankömmlingen hoch, die eben an ihm vorbeigingen.
    »Sieht so aus, als wäre die halbe Stadt hier

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