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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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aus ihren Gedanken gerissen hatte und nun schimpfend zwischen mehreren Erlenstämmen emporstieg. Während er sich entfernte, wurden seine schrillen Schreie allmählich leiser, bis sie schließlich verstummten.
    Ein Vogel. Nur ein dummer Vogel. Wie hatte sie sich davon nur einen solchen Schrecken einjagen lassen können!
    Dennoch sah sie sich erst noch in alle Richtungen um, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte.
    Bisher hatte sie sich nie so weit entfernt von ihrem Dorf aufgehalten. Den Teil des Waldes, durch den sie gerade lief, kannte sie nur aus Erzählungen der erfahrensten Jäger ihres Dorfes, und selbst sie waren nicht viel weiter nach Westen vorgedrungen. Die Möglichkeit, auf Menschen zu treffen, die lästige Fragen über ihre Herkunft stellen mochten, würde ab hier von Meile zu Meile größer werden.
    Ist es da ein Wunder, dass du gerade so zusammengefahren bist?, schoss es ihr durch den Kopf. Du gehst einen Weg, den bisher keiner aus deinem Stamm beschritten hat. Bis zum gestrigen Tag war dein Leben auf dein Dorf beschränkt. Du hast gejagt und Getreide angebaut, um Mutter und dich zu ernähren. Wenn es Vollmond wurde, bist du in Wolfsgestalt durch den Wald gestreift, um wie alle anderen die Deinen zu beschützen, doch selbst dann bliebst du immer in der Nähe des Dorfes. Noch vor wenigen Stunden reichten deine Gedanken, wenn du sie in die Zukunft richtetest, nicht weiter als bis zum Vellardinfest in ein paar Tagen, an Gerekas Sohn Miruni, und daran, dass du hofftest, er würde endlich den Mut aufbringen, sich nach der Feier mit dir in die Büsche zu schlagen. Aber nun bist du fort von deinen Leuten und deinem bisherigen Dasein. Zum ersten Mal bist du wirklich allein. Und du fragst dich noch, wieso ein dummer Vogel im Gebüsch dich erschreckt?
    Mit zusammengebissenen Zähnen stapfte sie energisch den kaum sichtbaren Wildwechsel entlang, der allmählich auf eine Anhöhe führte. Eben noch hatte die Sonne aus den Baumkronen heraus die Farben des Waldes zum Leuchten gebracht, doch nun war sie hinter aufkommenden Wolken verschwunden. Die plötzlichen Schatten um Neria herum erschienen ihr wie ein äußeres Bild ihrer inneren Stimmung.
    Wie hatte sie sich nur auf all das einlassen können! Es war doch verrückt gewesen, einfach so drauflos ins Unbekannte zu ziehen! Was hatten sich Pemiti und Tekina nur dabei gedacht? Und vor allem: Was hatte sie sich selbst gedacht? Was hatte sie geritten, sich gegen ihre Mutter zu stellen und den Auftrag anzunehmen, den der Urahne und die Anführer des Dorfes ihr gegeben hatten? Es wäre so einfach gewesen, sich hinter Tanatis Aufregung zu verstecken. Wenn sie in dasselbe Horn gestoßen hätte, wäre niemand in der Lage gewesen, sie auf diese irrsinnige Unternehmung zu schicken.
    Aber etwas in ihr hatte sich gegen die Worte ihrer Mutter aufgelehnt. Sie war doch kein Kind mehr! Auch wenn sie bisher noch keinen Mann gewählt hatte, so war sie doch eine erwachsene Frau, die für sich selbst sprechen konnte! Ay, sie hatte Angst vor dem, was Talháras von ihr forderte, große Angst sogar, aber sie wollte selbst entscheiden, was sie zu tun und zu lassen hatte. Niemand sollte ihr in ihre Angelegenheiten hineinreden. Auch nicht ihre Mutter! Sie würde Tanati immer achten und bis zum Ende ihres Lebens für sie sorgen, wie es ihre Pflicht als Tochter war, selbst dann, wenn sie eines Tages eine eigene Familie hätte. Aber die Entscheidungen für ihr Leben würde sie selbst treffen. Es war das Erbe der Wölfin, in die sie sich zu jedem Vollmond verwandelte, das da aus ihr sprach, die Gefühle einer Jägerin, die lauernd durch die Nacht streifte und bei aller Verbundenheit mit ihrem Rudel vor allem dem Ruf ihres Blutes verpflichtet war.
    Sie hatte sich gegen ihre Mutter gestellt und vor den Bewohnern der Siedlung erklärt, dass sie die Aufgabe des Urahnen annehmen würde. Tanati war sehr wütend geworden und hatte bis zuletzt versucht, sie von ihrem Entschluss abzubringen. Doch je mehr ihre Mutter in sie gedrungen war, desto bestimmter hatte Neria darauf beharrt, selbst zu wissen, was das Beste für sie sei. Schließlich hatte Tanati schweren Herzens nachgegeben. Sie kannte die Dickköpfigkeit ihrer Tochter lange genug.
    »Also geh doch! Wenn du unbedingt deinen Willen durchsetzen willst, dann tu es! Aber ich bin mir sicher, dass du bald wieder umkehren willst. Erinnere dich an meine Worte: Du hast nie etwas anderes kennengelernt als unser Dorf und diesen Teil der Wälder. Wir sind

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