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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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dem glatten, harten Grau regen würde. Doch dieser Augenblick, in dem ihr Herz schneller zu schlagen begann, verging wieder. Kalt und unbeweglich ragte der Fels vor ihr auf, wie er es wohl noch in Hunderten von Jahren tun würde, wenn nicht etwas Unvorhergesehenes dafür sorgen würde, dass er umfiel – ein Blitzschlag vielleicht ...
    ... wenn nicht das geschieht, was du in der Vision gesehen hast, und die Welt endet.
    Sie schüttelte den Kopf, wie um dadurch ihre Gedanken an die beunruhigenden Bilder, die Talháras ihr gezeigt hatte, wieder zu vertreiben. Ihr Blick wandte sich einem weiteren Felsen zu, der wenige Fuß links von dem ersten Stein der Länge nach auf dem Boden lag. Wenn sie davon ausging, dass er ebenso groß war wie der, neben dem sie stand, dann musste dieser etwa bis zur Hälfte seiner Breite in die weiche Erde eingesunken sein.
    Als Neria näher trat, entfuhr ihr ein leiser Ausruf der Überraschung. Der umgestürzte Felsen war dicht am Boden in zwei Teile gespalten. Die Bruchstelle war dunkel verfärbt.
    Der ist von einem Blitz umgeworfen worden! Bei allen Geistern, daran hatte ich doch gerade eben gedacht! Ob das ein Zeichen ist?
    Auf einmal berührte jemand ihre linke Schulter. Schmerz fuhr heiß durch ihre frisch vernähte Wunde. Blitzschnell wirbelte sie herum und schlug mit ihrem Eichenknüppel zu. Ein trockenes Knacken ertönte, als der herabhängende Ast brach, gegen den sie gelaufen war. Sie schleuderte ihn einige Fuß entfernt von ihr ins Gebüsch.
    Ihre Hand, die den Knüppel festhielt, zitterte so stark, dass sie ihn am Boden aufsetzte. Nur langsam gewann sie ihre Ruhe wieder.
    Reiß dich zusammen!, schalt sie sich. An diesem Ort ist niemand, der dich von hinten überfallen könnte. Hier sind nur Bäume und ein paar Felsen. Die Trolle aus der alten Geschichte hat es nie gegeben, und die Gorrandhas auch nicht!
    Mit festen Schritten ging Neria weiter vorwärts. Aber ein Teil von ihr, der sich nicht so leicht von ihrem Verstand beruhigen lassen wollte, meldete sich nun, da sie hoch genug gestiegen war, um den Hügel besser zu überblicken, lautstark zu Wort. Die Anordnung der Felsen um sie herum konnte unmöglich zufällig entstanden sein. Für eine Laune der Natur waren die regelmäßigen Abstände zwischen den einzelnen Steinen und der beinahe vollkommene Kreis, den sie auf der Anhöhe bildeten, viel zu geordnet.
    Neria trat in die Mitte der freien Fläche, die von den Felsen begrenzt wurde. Bis auf ein paar einzeln stehenden Eiben wuchs hier nur hohes Gras. Sich einmal um sich selbst drehend zählte sie in Gedanken die frei stehenden Steine und kam mit dem umgestürzten Felsen auf genau zwölf Stück.
    Zwölf, genauso viele wie Monde in einem Jahr.
    Was auch immer dieser Ring aus Steinen darstellen sollte, irgendjemand hatte ihn einst erbaut. Ob hinter Ukannits Erzählung etwa doch mehr steckte, als es den Anschein besaß? Waren es die Überreste eines Zaubers? Neria konnte sich kaum vorstellen, wie man diese riesigen Felsbrocken den Hügel hinauf hatte schaffen und aufstellen können, ohne auf Magie zurückzugreifen. Aber was war mit denen geschehen, die diesen Steinkreis errichtet hatten? Wer zu einer so schwierigen Leistung in der Lage war, der musste bestimmt weitere Spuren seines Daseins hinterlassen haben! Doch bis auf die Alte Stadt, die von den Bergmännern erbaut worden war, hatte Neria niemals etwas über eine Siedlung in dieser Gegend gehört. Außerdem hatte der Steinkreis nichts von der Bauart der Bergmänner an sich. Die Felsen schienen zwar vor Urzeiten oberflächlich geglättet worden zu sein, sie waren aber ansonsten nicht mit den eigentümlichen rechtwinkligen Kanten und den eingravierten Ornamenten versehen worden, wie man sie überall an den Gebäuden in der Alten Stadt sehen konnte.
    Kein Wunder, dass die Leute aus ihrem Dorf wüste Geschichten über die Riesenfelsen erzählten! Dieser Ort war ein einziges großes Rätsel.
    Mit nachdenklicher Miene strich sich Neria eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihr der kühle Wind auf dem Kamm der Anhöhe vor die Augen geweht hatte. Ihr Blick wandte sich dabei zum Himmel und der Sonne, die sich bemühte, trotz der dichten Wolkendecke, hinter der sie fast gänzlich verschwunden war, dem Nachmittag noch etwas Helligkeit zu schenken. Wenn auch hinter den unheimlichen Geschichten über diesen Ort nichts weiter stecken mochte, so verbreitete er dennoch eine eigenartige Stimmung. Bis zum Anbruch der Nacht wollte sie besser etwas

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