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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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kugelförmigen Bauch. Als sein Blick den von Teras kreuzte, senkte er schuldbewusst seinen kahlen Kopf und beeilte sich, wieder in die weiße Leere zu starren, die sie umgab. Der Alte wandte sich mit einem hörbaren Knurren ab.
    »Kein Land in Sicht!«, schrie Daniro vom Ausguck herab.
    »Halt weiter die Augen offen! Du bist mir dafür verantwortlich, dass wir der Küste nicht zu nahekommen! Sobald du auch nur einen Schatten siehst, will ich das wissen, verstanden?«
    »Ay, Bootsmann!«
    Teras schob sich ein Stück Kautabak zwischen die Wangen und mahlte lustlos darauf herum. Wenn ihm nicht mal mehr sein Priem schmecken wollte, dann war das wirklich ein schlechtes Zeichen. Aber konnte es denn verwundern, dass ihm die Ereignisse der letzten Stunden auf den Magen geschlagen waren? Da hatte dieser eigenartige kleine Elf seinen Khor aus heiterem Himmel vom Schiff geholt. Niemand hatte ihm mit einem Wort erklärt, wieso er das Schiff noch spät abends zum Auslaufen bereitmachen sollte. Und als die beiden Stunden später zurückgekommen waren, da hatten sie eine Horde bewaffneter Krieger auf den Fersen gehabt, die Andostaan in Flammen aufgehen ließen und sie alle beinahe noch im Hafenbecken in Brand gesteckt hätten!
    In was waren sie da bloß hineingeraten! Widerwillig spuckte er den Kautabak, der ihm heute nur seinen leeren Magen knurren ließ, wieder über die Reling.
    Nun, immerhin hatte Suvare sie sicher aus dem Hafen gebracht. Ein Schiff führen konnte sie, das musste man ihr lassen. Sie hatte eisige Ruhe bewahrt, selbst als der Brandsatz die Tjalk getroffen hatte. Die Mannschaft war ziemlich geschockt über die beiden Toten gewesen, den Gastwirt und seine Frau. Ein Tod an Bord war immer ein schlechtes Zeichen, und gleich zwei zur selben Zeit; er mochte nicht wissen, was die anderen so tuschelten, wenn sie ihre Köpfe zusammensteckten! Außerdem trugen die verängstigen Stadtbewohner, die Suvare an Bord genommen hatte, bestimmt nicht dazu bei, dass sich diese abergläubischen Kerle beruhigten. Seeleute auf einem Schiff bildeten eine Gemeinschaft auf engstem Raum. Sie alle mussten sich aufeinander verlassen können. Missgeschicke wuchsen sich schnell zu tödlichen Schwierigkeiten aus, und Hilfe konnten sie auf dem Meer gewöhnlich nur von sich selbst erwarten. Jedes neue Gesicht an Bord brachte diese verschworene Gemeinschaft durcheinander, besonders, wenn es sich um ein reines Frachtschiff handelte. Nun aber hatte sich die Zahl der Menschen an Bord seit der Ankunft der Suvare in Andostaan nicht nur um einen neuen Seemann vergrößert, sondern auch noch um eine Gruppe Flüchtlinge, die mehr Köpfe zählte als die Mannschaft. Teras konnte es regelrecht riechen, wie dies den Ablauf der Tätigkeiten auf diesem Schiff durcheinander bringen würde. Und auf wen verließ sich sein Khor, wenn es darum ging, den Haufen zusammenzuhalten, damit sie heil den nächsten Hafen erreichten? Na, auf wen wohl!
    Er spuckte erneut aus, aber der schale Geschmack verschwand nicht aus seinem Mund.
    »Land!«
    Der alte Bootsmann war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er zunächst nicht reagierte. Erst als der Ruf das zweite Mal aus der Richtung des Ausgucks ertönte, wirbelte Teras herum.
    »Land in Sicht! Steuerbord voraus!«
    »Was kannst du erkennen?«, schrie Teras.
    »Da ist ein Schatten im Nebel, Kurs Nordwest!«, schallte Daniros Stimme über das Deck. »Sieht aus wie die Küstenlinie.«
    Teras kniff die Augen zusammen, um schärfer zu sehen, aber er konnte nichts im Nebel entdecken.
    Da ertönten hinter ihm Schritte. »Ist etwas zu erkennen?« Suvare war neben ihn getreten. Ihre Augen waren noch etwas schlafverquollen, doch ihre Stimme klang so frisch, als sei sie bereits seit Stunden wach, dabei hatte sie sich erst vor kurzem schlafen gelegt.
    »Nichts als weiße Schwaden«, brummte Teras. »Aber Daniro hat Land ausgerufen. Wenn er da draußen keine Gespenster sieht, dann sind wir ziemlich dicht an der Küste. Ein wenig zu dicht für meinen Geschmack.«
    Suvare starrte nun ihrerseits gähnend in den Nebel. Aber sie hatte das Gefühl, dass ihr im Moment sogar ein loderndes Leuchtfeuer entgangen wäre. Ihre Lider brannten und wollten sich kaum öffnen. Fast die ganze Nacht über hatte sie neben Torbin, dem Steuermann, am Ruder gestanden und den Kurs überwacht, den der hagere Kerl aus Caar eingeschlagen hatte, bis sie von Teras dazu gedrängt worden war, etwas Schlaf zu finden. Torbin war ein wortkarger, aber nicht

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