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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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zusammengekauert und schlief ebenfalls. Als das Licht der Lampe auf Themets Gesicht fiel, richtete er sich ruckartig auf. Suvare zuckte erschrocken zusammen. Der Junge blickte mindestens ebenso aufgeregt um sich. Er schien völlig vergessen zu haben, wo er sich befand.
    Suvare legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Es ist alles in Ordnung, Junge! Du bist hier in Sicherheit.«
    Am liebsten hätte sie sich sofort auf die Zunge gebissen, kaum dass ihre Worte heraus waren. »In Ordnung« war mehr als nur eine Übertreibung. Gar nichts war in Ordnung! Die Eltern des Kleinen waren vor seinen Augen umgekommen und hatten ihn auf einem Schiff allein unter Fremden zurückgelassen! Aber Themet schien sie sowieso kaum gehört zu haben. Die Verwirrung und Furcht war in dem Moment, als Suvare ihn berührt hatte, aus seinem Gesicht gewichen und hatte einem leeren, verlorenen Ausdruck Platz gemacht, der ihr ins Herz schnitt.
    Was sollte sie ihm sagen? Wie tröstete man einen kleinen Jungen, der gerade seine Eltern verloren hatte? In der Gegenwart von Kindern hatte sie sich immer seltsam unbeholfen gefühlt, obwohl sie es gewohnt war, eine ganze Bande ausgewachsener Männer über das Schiffsdeck zu scheuchen.
    Sie hatte vor, etwas Aufmunterndes zu sagen, aber es wollte ihr einfach nichts einfallen.
    Welchen Trost kann es für etwas so Entsetzliches wie das, was der Kleine heute Nacht erlebt hat, schon geben, dachte sie. Es gibt keinen Trost. Worte machen die Toten auch nicht wieder lebendig, das weiß sogar ein Kind. Dass die Zeit alle Wunden heilt, ist eine Lüge, und eine grausame noch dazu. Manche heilt sie nie, jeder weiß es insgeheim, und dennoch erzählen wir diese Lüge denen, die uns nachfolgen, weiter und weiter.
    »Weißt du, wo der Elf ist?«, fragte sie schließlich mit rauer Stimme.
    Themet gab zunächst kaum zu erkennen, dass er sie gehört hatte. Er blickte starr geradeaus in die Dunkelheit des Laderaums. Dann wandte er Suvare mit einem Mal seinen Kopf zu. »Da drüben!« Er deutete zu mehreren Ölfässern ein paar Fuß neben sich, die mit Stricken an der Bordwand vertäut waren, sodass sie nicht verrutschen oder umfallen konnten. Dann legte er sich ohne ein weiteres Wort wieder hin und rollte sich auf die Seite.
    Als Suvare ihre Lampe hob, sah sie eine Gestalt aufrecht vor den Fässern sitzen, die Füße untergeschlagen und dicht nebeneinander liegend, die Hände im Schoß ruhend, bewegungslos wie eine Statue. Als sie näher trat und das matte Licht auf Arcads Gesicht fiel, öffnete er die Augen.
    »Schlafen alle Elfen im Sitzen?«, fragte sie leise.
    »Die wenigsten von uns schlafen«, erwiderte er. »Für gewöhnlich ruhen wir uns einfach aus – in einer Position, die für unsere Körper am angenehmsten ist. Ich habe gehört, wie jemand Land ausgerufen hat.«
    Suvare nickte. »Wir segeln immer noch durch eine dichte Nebelbank, aber es sieht so aus, als ob uns die Sonne bald einen klaren Vormittag bescheren wird. Dann können wir unseren Kurs wieder am Verlauf der Küstenlinie ausrichten.«
    Sie nahm wahr, wie sich etwas neben ihr rührte. Enris war über einem Ballen von Fellen gekrochen und näherte sich ihnen. Seine Augen sahen so müde und verquollen aus, wie sich ihre eigenen anfühlten.
    »Wir müssen reden«, sagte sie, während sie sich wieder Arcad zuwandte. »Wenn die Leute aufwachen, werden sie wissen wollen, wer ihre Heimat zerstört hat und wie es mit ihnen weitergehen soll. Ihr habt diese Menschen an Bord gebracht, also seid Ihr ebenso für sie verantwortlich wie ich als Khor.«
    Enris hatte erwartet, dass Suvare keinen Erfolg haben würde. So, wie er den Elfen kennen gelernt hatte, war dieser nicht gerade mitteilsam, und schon gar nicht, wenn man ihn ohne Umschweife dazu aufforderte, etwas von seinem Wissen preiszugeben. Doch zur Überraschung des jungen Mannes reagierte Arcad alles andere als abweisend.
    »Ihr habt Recht«, erwiderte er. Er veränderte seine Position, sodass er seine Beine ausstrecken konnte. Obwohl er sich scheinbar seit Stunden nicht bewegt hatte, bereitete ihm dies offensichtlich keine Mühe. Seine Bewegungen waren so flüssig, als hätte er sich eben erst auf dem Boden niedergelassen. »Wir haben diesen Leuten einen Fluchtweg aus Andostaan gezeigt«, sagte er. »Wir können sie jetzt nicht einfach sich selbst überlassen.«
    »Es geht nicht nur darum, wohin sie sich jetzt wenden sollen. Bis diese ... diese Wesen uns angegriffen haben, waren die Leute aus der Stadt

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