Runlandsaga - Feuer im Norden
nicht besonders daran interessiert, was Ihr über die Angreifer wisst. Das wird jetzt anders sein. Ihr werdet eine Menge Fragen zu beantworten haben: Weshalb Verwandte und Freunde sterben mussten, was diese Ungeheuer weiter anstellen werden, jetzt, da Andostaan zerstört ist, und vor allem, was Ihr selbst mit all dem zu tun habt!«
»Meint Ihr, sie werden Arcad vorwerfen, dass er die Serephin in ihre Stadt gelockt hätte?«, fragte Enris dazwischen.
Suvare sah ihn ernst an. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn auffordern sollte, sie mit Arcad alleine zu lassen. Aber dann erinnerte sie sich daran, dass Enris ebenfalls Zeuge der Ereignisse gewesen war, von denen der Elf berichtet hatte. Da Arcad keine Anstalten machte, Enris fortzuschicken, antwortete sie dem jungen Mann schließlich.
»Du hast doch gehört, was Larcaan gestern in der Ratshalle zu ihm gesagt hat. Er schlug sogar vor, Arcad den Angreifern auszuliefern! Diese Menschen haben alles verloren, was ihnen etwas bedeutet hat. Verlass dich darauf: Sie werden wollen, dass jemand dafür bezahlt. Und da die eigentlichen Mörder nicht zu fassen sind, werden sie die Schuld bei denen suchen, die mit diesen Serephin zu tun hatten.«
»Ich verstehe schon«, murmelte Enris bitter. Er blickte zu Themet hinüber, der sich wieder hingelegt hatte und zu schlafen schien.
Arcad legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Gib ihm Zeit. Er wird von selbst wieder auf dich zukommen.«
»Was meint er?«, wollte Suvare von Enris wissen.
Der junge Mann seufzte widerwillig, ohne zu antworten.
»Er glaubt, dass Themet auf ihn wütend ist, weil seine Eltern starben, als sie ihm an Bord helfen wollten«, sagte Arcad leise.
»Was?«, fuhr Suvare auf. Sie beobachtete schnell die am Boden liegende Gestalt des Jungen, bevor sie etwas leiser weiter sprach.
»Aber das ist doch völliger Unsinn! Seine Eltern wurden umgebracht, weil ein Haufen verfluchter Ungeheuer meine Tjalk angegriffen hat. Ohne Enris wäre dieses Kind zusammen mit seinen Eltern im Hafen erschlagen oder verbrannt worden!«
»Das braucht Ihr mir nicht zu erzählen«, raunte Arcad. »Aber Themet hat gesehen, wie sein Vater die Deckung verließ, um Enris zu helfen, und wie ihm sein Mut das Leben kostete. Ihr habt es selbst gesagt: Wer alles verloren hat, der wird wollen, dass jemand dafür bezahlt. Für die meisten von euch Temari ist der Gedanke unerträglich, dass im Leben schreckliche Dinge geschehen, für die niemand zur Verantwortung gezogen werden kann.«
»Wenn er mir wenigstens sagen würde, was genau in quält«, murmelte Enris. »Ich kann ja selbst nur raten, was in ihm vorgeht. Aber er spricht nicht mit mir und will nicht mehr in meiner Nähe sein.«
»Er ist ein Kind«, erwiderte Arcad. »Verlass dich darauf, er wird nicht für den Rest seiner Tage schweigen. Seine Eltern sind erst seit ein paar Stunden tot.«
»Und das ist die nächste Angelegenheit, über die wir zu sprechen haben«, fiel Suvare ein. »Wir müssen die Leichen bestatten, und das so schnell wie möglich.«
»Warum das?«, wollte Enris wissen. Jetzt, da sie nicht mehr über Themet sprachen, hatte er seine Stimme wieder etwas angehoben.
»Weil meine Männer ein abergläubischer Haufen sind. Ein Toter muss so schnell wie möglich von Bord, damit er kein weiteres Unheil anzieht, das ist alter Seemannsglaube. Ich bin zwar der Khor der Suvare und kann den Kerlen Befehle geben, aber kein Anführer kann sich gegen den gesamten Willen seiner Leute stellen. Es wäre nicht die erste Meuterei auf See aus Angst davor, dass ein Khor seine Männer ins Unglück stürzen könnte. Schon schlimm genug, dass jemand wie Larcaan bestimmt gegen Arcad hetzen wird! Da muss ich nicht auch noch ein paar Leichen an Bord haben, die meine Leute noch verrückter machen. Nein, Themets Eltern müssen so schnell wie möglich bestattet werden.«
»Enris, auf welche Weise finden in Felgar die Letzten Riten statt?«, wollte Arcad wissen.
Der junge Mann setzte sich auf. »Unterschiedlich«, sagte er. »Aber schließlich endet alles im Meer. Die meisten lassen sich verbrennen und die Asche von ihren Verwandten in die See streuen. Diejenigen, die es sich leisten können, besteigen das Totenboot, das heißt, ihre Leichen werden auf einem reich verzierten Boot zu Wasser gelassen, und man zündet es an.«
»Wenn wir Themets Eltern verbrennen wollen, dann müssen wir dazu an Land gehen«, meinte Suvare nachdenklich. »Hoffentlich hat sich der Nebel bald gelichtet, damit ich
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