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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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weil Enris seine Eltern zur Flucht mit dem Schiff überredet hatte. Er und der Elf hatten diese verfluchte Idee gehabt! Deswegen waren seine Eltern mit ihm zum Hafen gerannt, anstatt über die Straße aus Andostaan zu fliehen. Deswegen waren sie nicht mehr am Leben.
    Er erreichte die steile Treppe zum Oberdeck und stürmte keuchend die schmalen Stufen hinauf ins trübe Licht des Morgens. Seine Füße hielten erst an, als er das Heck der Suvare erreicht hatte und die einzige Möglichkeit, weiterzulaufen, darin bestanden hätte, sich umzudrehen und in die entgegengesetzte Richtung zu rennen.
    Ein hochgewachsener, hagerer Mann mit langen, grauen Haaren, die er sich mit einem Band zu einem steifen Zopf zusammengebunden hatte, stand hinter dem Steuerrad. Er musterte ihn kurz aus halb zusammengekniffenen Augen, bevor er wieder in Richtung Bug blickte, ohne ihn angesprochen zu haben. Noch immer atemlos vom Laufen lehnte Themet die Arme auf die Reling. Sein Blick wanderte zum Steuermann hinüber. Er war nicht sicher, ob er bleiben sollte, doch da der Mann keine Miene verzog und keine Anstalten machte, mit ihm zu sprechen, wandte er sich schließlich wieder ab und sah in den Nebel hinaus.
    Das sanfte Heben und Senken der Tjalk im Auf und Ab der Wellen hatte ihm bisher keine Übelkeit verursacht. Es war im Gegenteil noch das Beruhigendste an der Lage, in der er sich gerade befand. Obwohl er in einer Hafenstadt gelebt hatte, war er noch nie zuvor an Bord eines Schiffes gewesen. Mirka hatte zwar immer wieder davon geredet, dass er jemanden im Hafen kenne, einen Arbeiter in einem der Lagerhäuser, der es irgendwann für sie deichseln könnte, ein Schiff zu betreten. Aber daraus war nie etwas geworden. Velliarn hatte sogar einmal den Verdacht geäußert, dass es diesen Mann wohl gar nicht gäbe und Mirka nur wieder einmal angeben würde.
    Velliarn!
    An den Kleinen zu denken, versetzte Themet den nächsten Stich. Was war mit ihm geschehen? Oder mit Mirkas Mutter? Ob sie noch am Leben waren? Jedenfalls hatten sie es nicht auf das Schiff geschafft. Wenn sie Glück gehabt hatten, dann waren sie aus der Stadt geflüchtet, wenn nicht, waren sie bestimmt tot wie all die anderen – wie auch seine Eltern.
    War es vielleicht möglich, zu fühlen, ob sein Freund noch am Leben war? Seine Mutter hatte ihm vor einigen Jahren einmal ein Märchen erzählt, in dem eine Frau spüren konnte, ob ihr Liebster, der fern von ihr leben musste, lebendig und gesund war. Er blickte hinaus in das neblige Grau und versuchte angestrengt, sich Velliarns Gesicht vorzustellen. Velliarn, mit seinen kurzen, flachsblonden Haaren und der Narbe unter dem rechten Auge, die er sich geholt hatte, als eines der größeren Kinder ihn vor Jahren verprügelt hatte.
    Doch so sehr sich Themet auch bemühte, er konnte nichts spüren, weder, ob sich Velliarn in Sicherheit befand, noch, ob er leblos mit den anderen Toten in der niedergebrannten Stadt lag. Das Einzige, was er fühlen konnte, war eine schmerzhafte Leere, die ihm hart auf den Magen drückte. Das Schicksal seines Freundes und das von Mirkas Mutter war ebenso vor ihm verborgen wie die Welt außerhalb dieses Schiffes.
    Mit einem Mal schrak er aus seinen Gedanken auf. Er bemerkte, dass das Tageslicht zugenommen hatte, seit er ans Heck der Tjalk gelaufen war. Der Nebel bestand nicht mehr aus einem dichten, einfarbigen Tuch aus schmutzigweißem Stoff. Er hatte sich in einzelne dahinschwebende Schwaden wie feiner Rauch verwandelt, an dessen durchscheinendsten Stellen bereits das stumpfe Grau des Meeres zu erkennen war. Die Morgensonne war ebenfalls zu sehen. Sie schien klar durch eine der Lücken in diesem Geflecht und zerstreute es allmählich mit ihren Strahlen. Der Tag versprach trocken und wolkenlos zu werden.
    Der Junge hörte Schritte hinter sich. Als er sich umdrehte, sah er den alten Bootsmann in seinem steifen Ledermantel, der auf den Steuermann zuging. Aus Gesprächen der anderen Flüchtenden unter Deck hatte Themet mit angehört, dass es jener Mann gewesen war, der einen der Mörder seiner Eltern mit einer Armbrust niedergestreckt hatte. Eigentlich hätte ihn das mit Befriedigung oder zumindest Trost erfüllen müssen. Aber nicht einmal der Gedanke an erfüllte Vergeltung vermochte die dumpfe Leere in seinem Inneren zu vertreiben. Das hässliche, dunkle Loch blieb. Der unbekannte Krieger war tot. Und wenn schon! Wurden seine Eltern dadurch lebendig? Warum hatten sie sterben müssen? Wem hatten sie denn etwas

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