Runlandsaga - Feuer im Norden
einen von ihnen zu begrüßen. »Anscheinend seid Ihr doch kein so übler Khor. Bei der stundenlangen nächtlichen Fahrt hätte ich erwartet, dass wir viel weiter von der Küste entfernt sein würden.«
»Es freut mich, dass meine Fähigkeiten, ein Schiff zu führen, vor Euren Augen Gefallen finden«, sagte Suvare spöttisch. »Wir werden hier an Land gehen.«
Der Händler runzelte die Stirn. »An Land? Wieso denn das?«
»Um unsere Toten zu bestatten. Ich will sie nicht länger als unbedingt nötig auf der Suvare haben. Meine Leute sind schon unruhig genug, mit all dem, was sie gestern erleben mussten.«
»Seid Ihr verrückt?«, schnappte Larcaan. »Um ein paar Leichen loszuwerden, haltet Ihr Euch auf und bringt uns alle in Gefahr?«
»Wieso Gefahr?«, fragte Teras hinter ihm. Larcaan fuhr mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck herum. Thurnas, der bisher kein Wort gesagt, sondern den Ausbruch seines Herrn schweigend mitverfolgt hatte, tat es ihm so schnell nach, als wäre er dessen Schatten. Enris konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, zwei komische Figuren zu beobachten, wie sie Spaßmacher auf einem Jahrmarkt darstellen mochten. Doch etwas in ihm riet zur Vorsicht, denn Larcaan kannte er, und dieser Mann war nicht zu unterschätzen.
»Was soll an den Weißen Klippen gefährlich sein?«, rief der alte Bootsmann. »Hier kann man so einfach an Land gehen, als würde man in seine Stiefel schlüpfen! Da gibt es keine Felsen, die unter Wasser verborgen liegen und uns zum Sinken bringen könnten, auch keine starken Strömungen. Wir kennen diese Gewässer besser als den Inhalt unserer Manteltaschen.«
»Ich weiß nicht, wie gut du deine Manteltaschen kennst, alter Mann«, meldete sich Thurnas zu Wort, »und es ist uns auch ziemlich egal. Wir reden nicht mit dir, sondern mit deinem Khor. Auf einem anderen Schiff wärst du dafür, dass du dich in die Unterhaltung deines Khors einmischst, sofort ausgepeitscht worden. Aber anscheinend versteht sich Suvare sehr gut mit ihrer Mannschaft, dass du dir so etwas erlaubst.« Ein bösartiges Lächeln stahl sich über sein Gesicht. »Vielleicht sogar zu gut. Wundern würde es einen ja nicht, bei soviel Auswahl als einzige Frau unter all den Männern an Bord.«
Er hatte kaum ausgesprochen, als sich Teras mit einer Schnelligkeit, die Enris bei dem alten Mann nie vermutet hätte, an Arcad vorbeidrängte und Larcaans Begleiter hart gegen die Bordwand stieß. Er holte aus und stieß Thurnas seine Faust in den Magen. Keuchend sackte der junge Mann zusammen, während Teras erneut seine Faust hob.
»Das nimmst du sofort zurück!«, knurrte er.
Suvare fiel ihm in den Arm. Gleichzeitig zog Larcaan einen Dolch aus seinem Gürtel. Doch noch bevor er den Bootsmann damit angreifen konnte, sprang Arcad vor ihn und drängte ihn zur Seite.
»Hör auf, ihn zu schlagen!«, herrschte Suvare Teras an.
Der Alte starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Aber ... aber hast du nicht gehört, was er gesagt hat?«
»Natürlich hab ich das, ich bin ja nicht taub! Aber du wirst auf meinem Schiff niemanden verprügeln, solange ich es dir nicht sage. Hast du verstanden?«
Teras starrte immer noch wütend Thurnas an, der vor ihm auf den Planken kauerte und wieder auf die Beine zu kommen versuchte, während er sich an der Bordwand festhielt. Er vermied es, Suvare anzusehen, nickte aber schließlich knapp.
»Sag es!«
»Ay, Khor«, brummte er widerwillig.
Suvare zog Thurnas unsanft vom Boden hoch. »Und jetzt zu Euch!«, rief sie, während sie ihn immer noch festhielt. »Ich habe endgültig genug von Euren Unverschämtheiten. Ihr seid hier kein hohes Tier mehr, das ich um Aufträge anbetteln muss. Eure Handelsstation ist Schutt und Asche. Ich habe Euch an Bord genommen, weil ich gutmütiger war, als Ihr es verdient habt. Wenn ich noch ein einziges Mal aus Eurem Mund eine Respektlosigkeit gegenüber mir, als Khor dieses Schiffes, zu hören bekomme, dann setze ich Euch an Land, und Ihr könnt Euch zu Fuß in Sicherheit bringen!«
Thurnas antwortete nicht. Er hielt sich noch immer seinen schmerzenden Bauch und rang nach Atem.
»Ist das vielleicht alles?«, ließ sich Larcaan wütend vernehmen. »Dieser Schläger greift meinen Begleiter an, und alles, was darauf folgt, sind ein paar harsche Worte? Ich verlange, dass Euer Bootsmann bestraft wird!«
Suvare schnellte zu ihm herum, sodass Larcaan noch einen weiteren Schritt zurücktrat und gegen Tolvane stieß, der sich zusammen mit seinem
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