Runlandsaga - Sturm der Serephin
Elf schneller ans Ziel gelangen würde als ihr Gegner.
In tiefen Zügen atmete der Magier ein und aus. Allmählich verlangsamte sich sein aufgeregter Herzschlag.
Was Arcad vorgeschlagen hatte, war nicht einfach. Doch der Endar hatte Recht. Es stellte die einzige Möglichkeit dar, Zeit zu gewinnen, während er seine Anstrengungen darauf bündelte, die Magie des Tores erneut zu erwecken.
Margon hatte den anderen in knappen Worten erklärt, worin der Sinn des Schutzwalls bestand, den sie vor Arcad errichten sollten, und wie diese Mauer entstehen würde. Die Hauptarbeit würde er selbst übernehmen. Thaja, Enris und die beiden Kinder sollten ihn nur so gut wie möglich unterstützen. Er würde seinen Geist zur Ruhe bringen und dann aus seinem Körper heraustreten. Diesmal allerdings würde er nicht in die Geistwelten reisen, sondern an diesem Ort bleiben und die Magie der sie umgebenden Sphäre anzapfen, um daraus eine Mauer zu formen. Diesen Schutzwall würde er in der Geistwelt genau vor ihnen allen errichten, von einer Seite der Brücke zur anderen, um Ranár damit den Weg zu versperren, falls er auf sie zukäme. Die Aufgabe von Thaja, Enris und den beiden Kindern sollte es sein, sich die Mauer in Gedanken vorzustellen und durch die Kraft ihrer Vorstellung dabei zu helfen, die Magie dieses Ortes zu formen.
Margon wusste nicht, ob dieses in der Geistwelt erschaffene Bollwerk stark genug sein würde, um Ranárs Körper in der stofflichen Welt aufzuhalten, aber es war die einzige Möglichkeit, Arcad Zeit zu verschaffen. Damit hatte der Elf völlig Recht. Nun würde sich zeigen, ob die magische Kraft dieser Sphäre sich tatsächlich lenken ließ.
Mit den nächsten Atemzügen konzentrierte sich der Magier auf seinen Geistkörper. Er konnte ihn mit geschlossenen Augen wahrnehmen, eine Hülle, wie die dünne Schwimmblase eines Fisches, die in der ihn umgebenden Dunkelheit schwach leuchtete und seinen stofflichen Körper ausfüllte, ein Ballon aus Licht.
Aber sie ist mehr als eine Hülle, nicht wahr? sagte eine Stimme in ihm, die in an die seines Lehrers Myrddin erinnerte. Dieser Körper ist das Fuhrwerk deines Geistes. Wohin du ihn lenkst, dorthin kann er vordringen. Also lenke ihn nun aus deinem stofflichen Körper heraus. Dreh dich, wie ich es dir gezeigt habe!
Im selben Augenblick, als er sein Bewusstsein auf seinen Geistkörper richtete, konnte er ihn fühlen. Es war ein beinahe unangenehmes Kribbeln, das ihn vom Haaransatz bis zu den Fußsohlen durchströmte, als hätte er stundenlang auf einem Körperteil gelegen, der sich nun schmerzhaft in Erinnerung brachte. Das Gefühl brandete an ihm hoch wie die Flut an einer Klippe. Es spülte über ihn hinweg bis nichts anderes mehr in seinen Gedanken vorherrschte als das tausendfache Stechen winziger Nadeln.
Dreh dich!
Plötzlich nahm er trotz seiner geschlossenen Augen wahr, wie sein Gesichtsfeld um seinen sitzenden Körper zu kreisen begann. Mit jeder Umdrehung schien ihm dieser fremder zu werden, gehörte er weniger zu ihm. Der einzige Körper, den Margon jetzt noch besaß, war das leuchtende Gefäß seines Geistes, das nicht stillstand, sondern sich schneller und schneller um diesen reglosen Fels bewegte, der seine Gestalt besaß.
Dann, mit einem Mal, schnellte sein Bewusstsein fort von dieser unbeweglichen Hülle und sprang einige Fuß vorwärts. Margon richtete die Aufmerksamkeit hinter sich. Die Sinne seines Geistkörpers sagten ihm, dass sein stofflicher Körper noch immer zusammengesunken dort saß, wo er ihn verlassen hatte. Thaja hielt weiter mit geschlossenen Augen seine Hand fest, aber er fühlte den Druck ihrer Finger nicht. Er konnte jederzeit in seinen Körper zurückschnellen, wenn er wollte, aber dafür war es noch nicht an der Zeit. Er hatte viel zu tun.
Margon sah und spürte die Anwesenheit der anderen. Im fahlen Licht der Geistwelt leuchteten ihre Wesen mit jedem ihrer ruhigen Atemzüge auf wie angefachte Glut.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Ranár am anderen Ende der Brücke. Für einen Moment hatte er erwartet, den Geistkörper des Serephins in der Nähe des Podests zu sehen, voll Hass auf seine Widersacher und im Begriff, in seinen menschlichen Körper zurückzukehren und sie anzugreifen. Doch nur Ranárs sitzende Gestalt selbst war zu erkennen. Der Geist, der diesen menschlichen Körper behauste, war verschwunden. Ob der Serephin für die Untersuchung des Portals in eine tiefere Schicht der Geistwelt vorgedrungen war?
Margon zwang
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