Runlandsaga - Sturm der Serephin
einfallen. Alles, was wir im Augenblick tun können, ist zu fliehen, auch wenn das bedeuten sollte, dass der Feind uns verfolgen wird und es keinen Ort in Runland gibt, an dem wir uns lange Zeit vor ihm verstecken können. Solange wir auf der Flucht sind, bleiben wir wenigstens am Leben.«
Themet starrte ihn verwirrt an. Ihm war anzusehen, dass er nur langsam das ganze Ausmaß dessen erfasste, was die Worte des Elfen bedeuteten. Unvermittelt ließ Arcad ihn los.
»Mach dir nicht so viele Gedanken«, warf Enris ein. Seine Stimme klang gepresst, als hätte er Mühe, beim Sprechen die Zähne auseinander zu bekommen. »Wir werden nicht zulassen, dass euch etwas passiert!«
Er wusste, dass er sich nicht im Entferntesten überzeugend anhörte. Den Gesichtern der beiden Kinder nach zu urteilen, empfanden sie es ebenso.
»Aber es muss doch irgendeinen Weg geben, die Serephin aufzuhalten«, sagte er laut. »Was ist mit den Clans der Nordprovinzen? Mit den Kriegern aus Varnam und dem Regenbogental? Die müssten diese Wesen doch daran hindern können, sich hier auszubreiten!«
Arcads Gesicht nahm einen schmerzvollen Ausdruck an, als bereiteten ihm seine folgenden Worte großes Unbehagen.
»Enris, du hast Ranár erlebt. Das sind keine menschlichen Krieger, mit denen wir es bald zu tun haben werden. Ich bezweifle, dass selbst ein Heer der Stadtstaaten aus dem Süden sie aufhalten könnte.«
»Heißt das, wir sollen einfach alles zurücklassen und so lange weglaufen, bis es keinen Platz in Runland mehr gibt, an dem wir uns vor ihnen verstecken können?« Enris kam zwar kurz der Gedanke, dass er nun vor den Kindern genauso laut schimpfte, wie er es gerade dem Elfen vorgeworfen hatte, aber er konnte seine Verzweiflung einfach nicht beherrschen.
»Ist das Euer Plan? Wenn dem so ist, dann ist es ein verdammt lausiger Plan!«
Meine Familie! schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Was wird mit ihnen geschehen, wenn die Serephin tatsächlich in Runland einfallen und beschließen, nach Süden zu ziehen? Tyrzar könnte ihnen ebenso wenig standhalten wie Andostaan.
»Ich weiß selbst, dass es ein jämmerlicher Plan ist!«, erwiderte Arcad scharf. Seine Augen blitzten Enris verärgert an. »Ich brauche keinen vorlauten Temari, der mir das unter die Nase reibt!«
Der junge Mann, dem eine wütende Erwiderung auf der Zunge lag, presste die Lippen zusammen und blickte zu Boden. Er durfte Arcad nicht noch mehr reizen. Wenn einer wusste, wozu die Serephin fähig waren und was man gegen sie ausrichten konnte, dann war es der Elf.
»Es ist aber im Augenblick der einzige Plan, der größeres Blutvergießen verhindert«, fuhr Arcad fort. »Außerdem gibt es vielleicht noch eine Möglichkeit ... aber darüber wollte ich im Beisein des Ratsherrn zunächst kein Wort verlieren.«
»Was meint Ihr?«
Der Endar blickte von Enris zu den beiden Kindern, die ihn gespannt musterten.
»Mirka, Themet, lauft schon ein paar Schritte voraus! Wir holen euch gleich ein.«
»Wieso das denn?«, wollte Mirka wissen. »Kommt jetzt etwas, das wir nicht hören dürfen?«
»Das ist eine Sache zwischen Erwachsenen«, sagte Arcad nicht unfreundlich. »Ihr seid beide schon groß genug, dass wir euch nichts vorgemacht haben. Wir alle schweben in Gefahr. Aber jetzt müssen wir Erwachsene darüber beraten, wie man dieser Gefahr begegnen kann. Ihr seid noch zu jung, um bei so etwas mit dabei zu sein. Also, geht ein wenig voran! Und denkt daran, was Enris gesagt hat: Wir lassen nicht zu, dass euch etwas passiert!«
»Oh, ich will aber zuhören!«, murrte Themet.
»Ich habe Nein gesagt«, entgegnete Arcad entschieden.
Themet verzog das Gesicht. Mirka, wie ein rothaariges Spiegelbild seines Freundes, ebenfalls.
Wenigstens sehen sie jetzt nicht mehr zu Tode erschrocken aus , dachte Enris. Laut sagte er: »Los, ihr zwei, ihr habt den Elfen gehört. Also macht schon!«
»Na gut«, brummte Mirka und zog Themet mit sich. Die beiden Kinder rannten die Straße hinab bis zur nächsten Kreuzung, wo sie wieder in normalen Gang verfielen und die Köpfe zusammensteckten.
»Was ist die Möglichkeit, von der Ihr gesprochen habt?«, fragte Enris den Endarin ohne Umschweife.
»Wir könnten das tun, was ich geplant hatte, bevor Ranár uns in die Quere kam. Wir könnten mein Volk um Hilfe bitten. Und damit meine ich nicht die Elfen in den Mondwäldern. Doch dazu brauchen wir ein Schiff.«
»Ihr redet von den Dunkelelfen.«
Arcad
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