Runlandsaga - Sturm der Serephin
nickte.
»Ay, von den Antara. Das Quelor unter Carn Taar ist uns versperrt, aber ich weiß noch von einem anderen verborgenen Portal. Ich mache mir keine großen Hoffnungen, dass die Dunkelelfen uns helfen werden. Sie haben Runland verlassen, weil sie mit den Auseinandersetzungen zwischen den Herren des Chaos und der Ordnung nichts mehr zu tun haben wollen. Doch ihre Macht ist größer als die meines Volkes in den Mondwäldern. Die Erstgeborenen, die noch in Runland leben, mögen mächtiger sein als ihr Temari, aber den Serephin hätten sie wenig entgegenzusetzen. Sie haben zu viel von dem vergessen, was sie einst waren.«
Wieder vernahm Enris die Verbitterung in Arcads Stimme. Der junge Mann glaubte zu verstehen, weshalb es für sie alle so schwierig gewesen war, dem Endar zu entlocken, was er wusste. Über die Unzulänglichkeiten seines eigenen Volkes in der Gegenwart von Menschen zu sprechen, musste für ihn eine nur schwer zu ertragende Demütigung sein.
Arcad ist sehr stolz, genau wie ich es von den Erstgeborenen immer in Geschichten gehört habe , dachte er. Aber im Augenblick ist Stolz ein Überfluss, den wir uns nicht leisten können.
Er beschloss, weiterzufragen, solange der Elf in einer Verfassung war, seine Gedanken, wenn auch widerwillig, zu teilen.
»Ihr habt gesagt, am Anfang Eurer Suche nach der Welt der Dunkelelfen hätte Euch eine Spur zu einem Quelor in die Meran Ewlen geführt. Wie seid Ihr eigentlich an das Wissen um die Portale gekommen?«
Arcad blieb stehen und musterte Enris aus seinen dunklen Augen, ohne zu antworten. Momente verstrichen, in denen Enris nur die Schritte der beiden Jungen etwas vor ihnen auf der dämmerigen Straße vernahm.
»Woher kanntest du Margon?«, wollte er schließlich wissen.
Enris war beinahe versucht zu schmunzeln. Eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten – das schien zu einem Elfen zu passen. Nun, zu diesem Kniff war auch ein Mensch in der Lage.
»Warum wollt Ihr das wissen?«, gab er zurück.
»Weil du nach den Antara und meiner Suche nach ihnen gefragt hast. Das berührt das Wissen um die Verborgenen Dinge. Ich würde dir gerne sagen, was ich weiß, denn nach dem, was wir heute erlebt haben, bist du einer der wenigen, die um die Natur der Serephin wissen – und um die Gefahr, die sie für diese Welt darstellen. Das kann kein Zufall sein. Wir Endarin glauben nicht an Zufälle, nur an Fäden im Netz der Schicksalsherrin, die so kunstreich sind, dass wir sie nicht als die Verbindungen erkennen können, die sie in Wirklichkeit sind. Aber ich muss Gewissheit haben, Zufall hin oder her. Also: Woher kanntest du Margon, den Magier, der früher Margon, der Harfner, war? Warst du sein Schüler?«
»Nein«, erwiderte Enris. »Wir haben uns erst gestern in den Höhlen kennen gelernt, und er lud mich ein, ihn in der Festung zu besuchen. Als ich dann hörte, dass Fremde hinter Euch her wären, ging ich zu Margon, weil ich mir Sorgen um ihn machte.«
Das harte Gesicht des Elfen entspannte sich zu einem überraschten Lächeln.
»Margon, der Magier, lud dich zu sich ein? Und du willst mir erzählen, du wärst nicht sein Schüler gewesen? Mein Junge, vielleicht hatte er es nicht ausgesprochen, weil er dich noch nicht für so weit hielt, aber in dem Augenblick, als Margon dir erlaubte, ihn wiederzusehen, wusste er bereits, dass du dich für die Verborgenen Dinge begeisterst, so wie ich es nun weiß.«
»Die Ver ...«
Enris, der zu einer Erwiderung angesetzt hatte, verstummte.
In der Ferne waren Themet und Mirka an einer Kreuzung stehen geblieben und drehten sich zu ihnen um. Enris setzte sich wieder in Bewegung. Arcad hielt sich neben ihm.
Konnte es wahr sein? Der Elf hatte ihm auf dem Kopf zugesagt, dass ihn die Verborgenen Dinge reizten, und das war nicht völlig von der Hand zu weisen. Schon als Kind hatten ihn die Geschichten, in denen Magie auftauchte, am stärksten in ihren Bann geschlagen. Aber er als Schüler eines Magiers – so weit hatte er nie gedacht. Er hatte bloß Margons Gesellschaft geschätzt.
Wem willst du etwas vormachen? höhnte eine Stimme in ihm. Du glaubst doch selbst nicht, dass du von Larian fortgerannt und bei Margon und Thaja untergekommen bist, weil du immer noch ein Kaufmann in Andostaan werden wolltest. Auch deiner Heimatstadt hast du damals nicht deshalb den Rücken gekehrt.
Nein, ich habe Tyrzar verlassen, weil ich ein Abenteuer suchte, dem ich keinen Namen geben konnte, erwiderte er der Stimme in Gedanken. Und nun habe
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