Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
die meiste Zeit eures Lebens in genau dieser Wirklichkeit verbringt? Oder ihre Unveränderlichkeit, ihre Festigkeit?«
    Moranon ließ sich in den breiten Stuhl am Kamin fallen und blickte in die dunkle Feuerstelle. Er hob eine Hand, richtete seinen Geist auf die Holzscheite und rief das Feuer durch seinen Körper. Im nächsten Augenblick schoss ein Blitz von der Spitze seiner Finger in den Kamin. Mit lautem Knacken ging das Holz in Flammen auf. Sofort erhellte sich der ganze Raum. Unruhige Schatten tanzten über die Regale voller ledergebundener Bücher.
    »Unveränderlichkeit«, sagte Moranon leise. »Ay, damit hat es sicher etwas zu tun.« Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zur Decke des Raumes.
    »In der körperlichen Welt, die ich die wirkliche nenne, jener, in der ich Margon heiße und nicht Schattenwanderer, könnte ich nicht einfach so ein Feuer entzünden. In jener Welt ändert sich die Umgebung nicht unvermittelt, wenn man ihr den Rücken zudreht – jedenfalls tauchen nicht plötzlich aus dem Nichts Türen in Wänden auf, die einen an völlig unbekannte Orte führen. Magie ist dort möglich, aber nicht so unglaublich direkt wie ein Blitz aus meiner Hand, wenn ich meine Gedanken darauf richte.«
    »Es ist eine sehr schwerfällige Welt«, meinte Myrddin. »Eine starre Welt, in der es viel mehr Mühe macht, der eigenen Vorstellungskraft Gestalt zu verleihen. Glaub nicht, dass mir eine solche Welt unbekannt wäre.«
    Moranons Augen folgten den Schatten, die von den Flammen zum Tanzen gebracht wurden. Als er antwortete, hörte seine Stimme sich leise und gedankenverloren an.
    »Manchmal kehre ich aus den Geistwelten wie dieser hier in die körperliche Welt zurück, und dann fehlt mir die Freiheit, die Schnelligkeit, die ich hier besitze. Dann empfinde ich jede Bewegung als Anstrengung, als versuchte ich, in warmem Schlamm zu schwimmen, der langsam erkaltet und mich zum Erstarren bringt.
    Aber oft ist dieser Schlamm, diese Starrheit für mich auch unglaublich beruhigend. Zu solchen Zeiten fühle ich mich sicher in der Gewissheit, dass in Margons Welt niemand seinen Wünschen so einfach Gestalt verleihen kann und sich nichts mit Leichtigkeit verändert, durch ein Wort, ein Lied, oder einen Gedanken.«
    Er verstummte und blickte weiter ins Feuer.
    Myrddin schwieg eine Weile. Nur die brennenden Scheite knackten laut, bevor seine Stimme erklang.
    »Ich glaube dir gerne, dass diese Sicherheit sehr verführerisch ist. Vor allem, wenn das eigene Leben gerade aus den Fugen geraten ist – wenn das unerbittliche Rad des Lebens uns wieder und wieder dreht und alles über den Haufen wirft, was wir uns aufgebaut hatten. Oh, wie sehnen wir uns dann nach Gleichklang und Frieden statt nach Überraschungen und Chaos!
    Doch sag mir, an welchen Ort es dich verschlagen hat! Ich fühle, dass deine Gedanken sich immer noch kaum von ihm losreißen können.«
    »Ich habe etwas sehr Eigenartiges gesehen«, sagte Moranon. »Mein Geist flog davon wie ein abgeschossener Pfeil. Ich bin durch den Himmel gerast, vorbei an Sternen, die so weit von dieser Welt entfernt sind, dass ihr Licht noch keinen Weg zu uns gefunden hat. Noch nie zuvor war ich ein Teil von etwas so Gewaltigem.
    Dann bin ich wahrscheinlich sogar in eine andere Welt eingetaucht, denn auf einmal war ich an einem Ort, an dem die Gesetze der Natur, wie ich sie bisher kannte, nicht mehr galten. Ich sah gewaltige fliegende Felsen unter einem blutroten Himmel und auf einem von ihnen eine fliegende Stadt, so weiß wie frisch gefallener Schnee. Aber was ich in dieser Stadt erlebt habe, das verstehe ich nicht.«
    Moranon berichtete Myrddin von dem unterirdischen Altar, der sprechenden Statue mit den glühenden Augen und den schwarz gekleideten Gestalten, die ihn verfolgt hatten. Die Flammen im Kamin flackerten weniger hell, als er endete. Die Scheite waren schon zu einem guten Teil heruntergebrannt, und er hatte keine neuen nachgelegt, während er von seiner Reise erzählt hatte.
    Als er fertig war, erhob er sich aus dem Lehnstuhl und griff sich etwas frisches Holz aus einem Weidenkorb neben der Feuerstelle.
    »Weißt du, wo ich gewesen bin, Myrddin?«, fragte er, während er ein paar Scheite aufs Feuer legte.
    »Ich bin mir nicht sicher«, ließ sich die Stimme seines Freundes zögernd vernehmen. »Das – nein, das kann eigentlich gar nicht sein! Und doch ...«
    Moranon hielt überrascht mitten in der Bewegung inne.
    »Wenn es wirklich so war, wie du sagst«, fuhr Myrddin

Weitere Kostenlose Bücher