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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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dachte Margon nicht daran, sich zu entschuldigen. Zu sehr hatte der junge Mann ihn erschreckt, nachdem er gerade erst wenige Augenblicke von seiner Reise in die Geistwelten zurückgekehrt war.
    »Ich bin wegen einer Geschichte hier«, erwiderte Enris. »Der Geschichte, weshalb man diesen Ort die Höhle der Kinder nennt.«
    »Ay, davon habe ich schon öfter gehört«, sagte Margon. »Ich wohne schließlich in Carn Taar. Jedes Mal, wenn die Wachen eine Übung zur Sicherheit der Stadt veranstalten, reden sie von der Höhle der Kinder.«
    Er setzte sich neben Enris, der ihn neugierig betrachtete, auf den Boden. Die Furcht, die eben noch in den Augen des jungen Mannes gestanden hatte, war verschwunden, aber er musterte den Magier noch immer mit Vorsicht. Margon konnte es ihm nicht verdenken.
    »Nun, dann wisst Ihr sicher, was die Leute sich erzählen«, sagte Enris. »Es muss bestimmt ein paar hundert Jahre her sein, denn Andostaan war damals nicht mehr als ein Fischerdorf. Der Handel mit den Städten im Süden hatte noch nicht angefangen. Damals machte ein Pirat namens Morag Mar diese Küste unsicher, aber kaum einer nannte ihn bei seinem richtigen Namen. Für diejenigen, die Angst vor ihm hatten, und das war beinahe jeder, war er einfach nur Morag Langarm. Woher er den Namen hatte, weiß heute keiner mehr. Vielleicht wegen seiner Körpergröße, oder vielleicht, weil das Schwert in seiner Hand die Deckung jedes Gegners durchbrach. Letztendlich ist es auch egal. Morag Langarm wurde er genannt, und als Langarm ging er in die Geschichte dieses Landes ein.«
    Margon musste lächeln. Kurz hatte ihn die ausufernde Erzählweise des jungen Mannes an seinen Freund Callis erinnert, den Geschichtenerzähler, der vor langer Zeit bei ihrem gemeinsamen Kampf gegen Nodun das Leben gelassen hatte.
    Laut sprach er aus: »Das ist mir alles bekannt. Aber das erklärt immer noch nicht, was du hier wolltest.«
    Enris, der weiter seinen Knöchel betastet hatte, hielt in der Bewegung inne.
    »Ay, natürlich«, murmelte er und zog den grünen Wollumhang zurecht, der ihm von der Schulter zu gleiten drohte.
    »Es hat etwas mit dem zweiten der drei Überfälle auf Andostaan zu tun«, fuhr er dann etwas lauter fort. »Die Stadt ist bis heute stolz darauf, dass bei keinem der Raubzüge von Morag Langarm jemand getötet wurde. Soweit bekannt ist, fingen die Bewohner der Siedlung damals an, nach Carn Taar zu flüchten, wenn Gefahr drohte. Sobald die Schiffe der Piraten auf dem Meer in Sicht gerieten, nahmen sie alles an beweglichem Besitz, das sich schnell mitführen ließ, und begaben sich hinter die sicheren Mauern der alten Festung. Langarm hätte eine ganze Armee gebraucht, um sie zu überrennen. Und tatsächlich lernte er schließlich seine Lektion. Damals war er vor allem auf Geiseln aus, von deren Verwandten er Lösegeld erpressen konnte, oder die sich im Süden als Sklaven verkaufen ließen. Als er merkte, dass Andostaan eine Muschel war, die er mit Carn Taar im Rücken einfach nicht knacken konnte, ließ er die Siedlung links liegen und sah sich nach anderen, weniger geschützten Orten an der Küste zum Plündern um.«
    »Deine Vorväter hatten gut gewählt, als sie ihre Siedlung in der Nähe dieser Burg erbauten«, meinte Margon.
    »Es waren eigentlich nicht meine Vorväter«, entgegnete Enris.
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Ich bin nicht aus Andostaan«, unterbrach ihn der junge Mann.
    Sein Kopf senkte sich. Einen Augenblick spielte ein eigenartiges, fast wehmütiges Lächeln um seine Mundwinkel. Anscheinend sann er über eine schöne Erinnerung nach, die jedoch zu schwierig mitzuteilen war.
    »Ich bin erst Ende letzten Jahres hier in Felgar angekommen«, sagte er zögernd. »Ich stamme aus Tyrzar. Mein Vater ist dort Fellhändler. Er kennt Larian von seinen Geschäften mit ihm, deswegen halte ich mich bei ihm auf.«
    Er öffnete den Mund, als wolle er noch mehr hinzufügen, schloss ihn dann aber wieder und schwieg.
    Margon fragte sich, weshalb Enris seine Worte in einem Ton vorgebracht hatte, als ob es ihm schwer fiele, darüber zu sprechen. Er hatte das Gefühl, dass der junge Mann irgendetwas von ihm wollte. Der Magier drang jedoch nicht weiter in ihn, und Enris begann nach einer kurzen Pause weiterzureden.
    »Ich hörte schon bald nach meiner Ankunft von der Höhle der Kinder. Wie Ihr bestimmt wisst, hatten sich bei dem zweiten Überfall von Morag Mar etwa zehn Mädchen und Jungen aus der Siedlung zu den Höhlen geflüchtet, die unter

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