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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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machte er sich über ihn lustig.
    »Im Ernst«, fuhr er fort, »ich bin von außen den Weg die Klippen heruntergekommen, der hier an diesem Eingang endet.«
    Der junge Mann senkte den Kopf.
    »Egal. Ich bin überzeugt davon, dass es den Fluchttunnel gibt. Eines Tages werde ich ihn finden.«
    Margon trat einen Schritt aus dem Loch am Eingang hinaus und legte den Kopf in den Nacken, um die Klippen emporzublicken. Die Sonne war nirgends zu sehen, nicht einmal als helle Andeutung hinter der grauen Wolkenmasse. Anscheinend befand sie sich noch tief im Rücken der Felsen, die ihm den Blick ins Landesinnere versperrten. Wie lange, bei allen Göttern, hatte seine Reise in die Geistwelten gedauert?
    Er kehrte in die Höhle zurück.
    »Weißt du, wie spät es ist?«, fragte er den jungen Mann.
    »Es ist noch nicht Mittag«, antwortete Enris.
    Margon wusste, dass es am besten war, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Er wollte nicht, dass mehr wilde Gerüchte über ihn in der Stadt herumgeisterten, als unbedingt nötig war.
    »Du hast mich vorhin recht lange beobachtet, nicht wahr?«, fragte er.
    Enris nickte wortlos.
    »Du hast gesehen, wie ich da auf dem Boden lag«, fuhr er fort.
    Der junge Mann nickte erneut.
    »Zuerst dachte ich, Ihr wärt tot. Aber dann fiel mir auf, dass Eure Brust sich beim Atmen hob und senkte. Als ich näher trat, erkannte ich Euch.«
    »Wie lange hast du mich beobachtet?«
    »Ungefähr eine Viertelstunde«, sagte Enris. »Ich kam über den Strand und ging durch die Gänge dort immer weiter nach oben. Ich war noch nicht lange hier, als ich auf Euch traf.«
    »Hast du eine Ahnung, was ich gemacht habe?«, wollte Margon wissen. Er beobachtete Enris‘ Gesicht genau, während er auf eine Antwort von ihm wartete. Der junge Mann zögerte ein wenig, wie jemand, der seine Worte sehr sorgfältig wählt, weil er nicht weiß, wie er sich ausdrücken soll, doch Margon spürte bei seinem Gegenüber keinen Versuch, sich schnell eine Lüge zurechtzulegen.
    »Ich glaube, Ihr habt das getan, was die Leute in meiner Heimat ›die Geister treffen‹ nennen«, sagte Enris schließlich langsam.
    »In Haldor gibt es zwar einen Tempel für den Sommerkönig, aber viele erinnern sich noch an die Zeit, als wir den Herrn der Bäume und Tiere verehrten. Ich habe gehört, dass die Perhannan, die den Waldgott anbeten, an einsame Orte gehen und die Geister treffen. Sie verlassen ihre Körper und reisen in die unsichtbaren Welten. Ihr sollt ein Magier sein. Bestimmt habt Ihr mit den Geistern gesprochen, wie die Perhannan – nicht wahr?«
    Margon trat dicht an ihn heran. Enris wich ein wenig zurück. Sein Rücken berührte die Höhlenwand.
    »Ich habe das getan, was die Perhannan tun«, bestätigte er langsam. »Aber ich möchte, dass du zu niemandem in Andostaan ein Wort darüber verlierst, verstanden?«
    Enris nickte eifrig. Er sah Margon an, als erwartete er, jeden Augenblick erneut von ihm angesprungen zu werden.
    »Ich bin in diese Höhlen gekommen, um in Ruhe meinen Forschungen nachzugehen. Ich will nicht, dass in der Stadt Geschichten über den verrückten alten Magier aus der Festung die Runde machen, Geschichten darüber, dass ich in den Höhlen herumlaufe, um die Geister zu treffen. Dann hätte ich nämlich sehr schnell eine ganze Menge neugieriger Zuschauer am Hals, die sich hier gegenseitig auf den Füßen herumtrampeln würden, und mit meiner Ruhe wäre es vorbei. Also behalte für dich, was du gesehen hast!«
    Er näherte sein Gesicht dem von Enris, sodass dieser den Blick nicht von ihm abwenden konnte, doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Der junge Mann betrachtete ihn so gebannt wie ein Kaninchen, das Auge in Auge einem Raubtier gegenübersteht.
    »Wenn ich irgendwann Gerüchte davon hören sollte, dass ich an diesem Ort die Geister getroffen hätte, dann weiß ich, wer sie in die Welt gesetzt hat.«
    »Schon gut!«, erwiderte Enris. Er hatte beschwichtigend die Hände erhoben. »Ich halte den Mund.«
    »Gut«, sagte Margon knapp. Er drehte sich um und ging wieder zum Eingang der Höhle. »Mir ist kalt. Ich habe keine Lust mehr, noch länger hier zu bleiben. Was ich brauche, ist Wärme und etwas zu essen.«
    »Kann ich Euch begleiten?«, fragte Enris. »Ich werde ein anderes Mal weiter nach diesem Geheimgang suchen.«
    Margon hielt kurz inne und nickte dann.
    »In Ordnung.«
    Er schritt erneut durch das Loch in der Klippe, schlüpfte aber diesmal mit dem ganzen Körper hindurch. Zwei Möwen, die sich in

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