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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Leid«, murmelte Enris. »Ich hatte es vergessen.«
    Er richtete die Gedanken auf die Regentropfen an der Scheibe, versuchte, sie zu zählen, Larians Worte zu einem dumpfen Brummen im Hintergrund schrumpfen zu lassen.
    »Vergessen!«, rief Larian aus. »Verdammt noch mal, ich hatte dir einen Auftrag gegeben! Du solltest die Ladung der Marannas mit der Liste vergleichen, die ich dir gegeben hatte! Mit dem Khor war ausgemacht, dass die Ladung erst dann von Bord gehen würde, wenn du die Liste durchgesehen hättest. Die Marannas hat stundenlang darauf gewartet, dass jemand aus meinem Haus vorbeikommen würde. Zum Glück hatte irgendjemand die Idee, einen Arbeiter zu mir zu schicken und mir zu sagen, dass niemand aufgetaucht sei – sonst hätte das ganze Trauerspiel nämlich noch länger gedauert!«
    Larian stand mittlerweile unmittelbar hinter Enris. Sein bartloses, leicht pausbäckiges Gesicht lief allmählich rot an.
    »Ist dir eigentlich klar, was mich deine Dummheit gekostet hat? Das Schiff hätte schon längst auf hoher See sein können – stattdessen lag es im Hafen, um auf dich zu warten, und die Liegegebühren bleiben an mir hängen!«
    Enris verdrehte die Augen.
    »Meine Güte, ein halber Tag!«, sagte er verärgert. »Was kann das schon groß gekostet haben!«
    Larian ergriff seine Schulter, und Enris drehte sich um. Der Kaufmann bebte vor Zorn.
    »Eine Menge, junger Mann, eine Menge! Und ich werde dir jedes Silberstück vom Lohn abziehen. Du wirst mich nicht wieder so in Verlegenheit bringen, denn sonst vergesse ich, dass ich jemals mit deinem Vater Geschäfte gemacht habe. Das ist doch sowieso der einzige Grund, warum ich dich überhaupt kostenlos unter meinem Dach wohnen lasse: Weil dein Vater mich darum gebeten hat! Weil er dachte, das Leben hier oben im Norden würde dafür sorgen, dass du endlich mit deinen Tagträumen aufhörst!«
    Enris stand stocksteif da. Er blickte Larian an, als hätte dieser ihn ins Gesicht geschlagen.
    »Aber anscheinend war ich zu nachsichtig mit dir!«, schimpfte der Kaufmann weiter. »Wenn du dir noch einmal so eine Vergesslichkeit leistest, dann ist es vorbei mit dem freien Wohnen! Von mir aus kannst du dann in einem der Gasthäuser im Hafen absteigen und dein Zimmer selbst bezahlen. Oder glaubst du vielleicht, dass der alte Wirrkopf aus der Festung für dich aufkommen würde, mit dem du dich herumtreibst?«
    Er näherte sein Gesicht dem von Enris.
    »Lass dich nicht noch mal mit diesem Margon ein, hörst du? Schon genug, dass man mich im Rat überstimmt hat, als es darum ging, ihn bei uns sein Unwesen treiben zu lassen. Was es gebracht hat, diesen verrückten Fremden hier aufzunehmen, das sehe ich jetzt ja! Hält dich von der Arbeit ab und kostet mich mein Geld!«
    Enris spürte, wie ihm nun selbst das Blut ins Gesicht schoss. Er hatte sich in Gedanken schon mehr als reichlich dafür getadelt, dass ihm Larians Auftrag entfallen war. Dass dieser aufgeblasene Geldsack nun all die Vorwürfe wiederholte, die er sich selbst schon zur Genüge gemacht hatte, ließ sein Gefühl, bevormundet zu werden, noch zunehmen. Er hatte sein eigenes Gewissen immer als seinen größten Ankläger empfunden. Niemand hatte das Recht, ihn so zu schelten!
    »Mit wem ich mich abgebe, das entscheide ich allein!«, rief er wütend. »Von mir aus zieh mir doch das Geld vom Lohn ab!« Sein Blick bohrte sich in den des Kaufmanns. Larian ließ seine Schulter los.
    »Ich hab es satt, dass andere Leute über mein Leben bestimmen!«, stieß Enris hervor. »Du brauchst mich nicht aus dem Haus zu werfen. Ich gehe von selbst!«
    Damit stürmte er an Larian vorbei auf die Tür des Arbeitszimmers zu, ohne sich umzudrehen. Der Kaufmann schaute ihm mit offenem Mund hinterher. Erst, als Enris schon die Klinke in der Hand hatte, fand er wieder Worte.
    »Wie du willst!«, brüllte er. »Raus aus meinem Haus, du Versager! Für mich warst du dieselbe Enttäuschung wie für deinen Vater!«
    Der junge Mann hatte die Tür aufgerissen und war aus dem Raum verschwunden, ohne sie wieder zu schließen. Larian starrte in den leeren Flur dahinter und fuhr sich erneut durch das schüttere Haar.
    »Wie für deinen Vater«, wiederholte er, etwas leiser.
    Enris rannte durch den Regen. Er achtete nicht darauf, wohin er lief, er spürte nicht, wie ihm der kalte Wind durch die Haare fuhr, Tropfen hart auf sein Gesicht prasselten und seine Kleidung innerhalb weniger Minuten völlig durchgeweicht wurde.
    Er rannte.
    Das Einzige, was er

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