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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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er sie richtig deutete und enträtselte. Doch das war kein Leben, das sich im Inneren eines Lagerhauses führen ließ. Er hatte lange geglaubt, es wäre ihm lediglich darum gegangen, sich ein Leben fernab seiner Familie aufzubauen. Nun jedoch musste er sich eingestehen, dass es mehr als das war. Die Arbeit seines Vaters war nichts für ihn, genauso wenig wie die Tätigkeiten, die er für Larian erledigte. Aber das Wissen darum konnte ihm nicht helfen. Er war hier in der Fremde gestrandet und musste irgendwie für seinen Lebensunterhalt sorgen. Er fühlte sich wie ein Tier in einer Falle.
    So wuchs sein Widerwille gegen das, was er tat, immer stärker an. Er war zunehmend weniger bei der Sache, und die Gelegenheiten, bei denen er Fehler beging, häuften sich. Einmal verzählte er sich bei der Bestandsaufnahme am Jahresende, ein anderes Mal wäre eine Fracht beinahe nach Afnath anstelle von Tasath geschickt worden, wenn Larian nicht gerade noch rechtzeitig einen zweiten Blick auf die Frachtpapiere geworfen hätte. Der Kaufmann hatte getobt, während Enris mit schamroten Gesicht vor ihm gestanden hatte, und die Wände der Falle, in der er sich gefangen wähnte, hatten sich noch ein wenig mehr um ihn herum zusammengeschoben.
    Nun war der Tropfen gefallen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Warum war er eigentlich ausgerechnet diesmal so wütend geworden, dass er Larian angeschrien hatte und in den Regen hinausgelaufen war?
    Er wusste es nicht, und es kümmerte ihn auch nicht. Seine Kleidung troff vor Nässe, sein Herz hämmerte, er rang nach Atem, und er wollte rennen, rennen, einfach nur rennen, um die Gedanken in ihm durch Erschöpfung zum Schweigen zu bringen.
    Doch sie wollten sich nicht unterdrücken lassen. Mit einem Mal durchfuhr ihn die Gewissheit, dass es Margon war, wegen dem er so wütend geworden war. Weil Larian so verächtlich über diesen Mann gesprochen hatte, war der Damm in ihm gebrochen. Für den Kaufmann war Margon ein verrückter Fremder, aber was wusste der schon!
    Enris hielt im Laufen inne, weil seine Seite so heftig zu stechen begonnen hatte, dass er kaum noch Luft bekam. Er blickte sich um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er den ganzen Weg vom östlichen Rand der Stadt bis zu den Gebäuden am Hafen hinuntergelaufen war. Er befand sich an einer Ecke zwischen zwei hölzernen Lagerhäusern. Neben der doppelten Eingangstür zu der rechten Halle, die zugezogen war, standen einige Fässer. Enris stützte sich auf eines davon und atmete vornübergebeugt langsam und tief durch, um wieder zu Kräften zu kommen. Regenwasser tropfte von seinen Haaren auf den Deckel des Fasses und ließ die kleine Pfütze erzittern, die sich dort in einer Mulde gebildet hatte.
    Nun, was wusste er von Margon, das Larian nicht bekannt war?
    Es tat weh, sich zu erinnern. Die Vergangenheit schmerzte immer, besonders an einem Ort wie diesem. Eine Falle war kein guter Platz für Erinnerungen. Hier schienen sie nur noch mehr Salz in eine offene Wunde zu reiben. Doch wenn er an seiner augenblicklichen Lage etwas ändern wollte, dann musste er sich dazu überwinden.
    Es stimmte, dass Margon ihm erst hier in Andostaan begegnet war. Es stimmte auch, dass er an diesem Morgen in den Höhlen zum ersten Mal mit dem Magier gesprochen hatte. Dennoch war dies nicht die ganze Wahrheit.
    Am Tag vor seiner Abreise nach Felgar hatte Enris in Tyrzar auf dem Platz vor dem Tempel des Sommerkönigs einen ihm unbekannten alten Mann getroffen. Sie waren miteinander ins Gespräch gekommen. Enris hatte dem Fremden davon erzählt, dass er Tyrzar am nächsten Tag verlassen würde. Er hatte dem Alten gegenüber zugegeben, dass er jetzt, so wenige Stunden vor seiner Abreise, nicht mehr ganz so sicher sei, ob er wirklich seinem Zuhause und der Welt, die er bisher gekannt hatte, den Rücken kehren sollte.
    Daraufhin hatte der Fremde Enris eine Geschichte erzählt, eine Geschichte von einem Harfner und einem Geschichtenerzähler, die einen Nachmittag, einen Abend und fast die ganze Nacht hindurch gedauert hatte. Es war diese Erzählung gewesen, die Enris davon überzeugt hatte, dass es richtig war, sein Glück in der Fremde zu suchen – obwohl ihm der Unbekannte mit keinem Wort dazu geraten oder dagegen gesprochen hatte. Er hatte ihm nur eine Geschichte erzählt. Enris hatte niemals den Namen des Fremden erfahren.
    Der Harfner in dieser Erzählung allerdings war Margon genannt worden. Als Enris auf dem Fest der Wintersonnwende in die Halle des Rates

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