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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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verzog sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse.
    Dieser verdammte Bastard! Wo war er bloß hergekommen? Sareth hatte den Unbekannten nur einen kurzen Augenblick gesehen, bevor dieser mit ein paar gut gezielten Würfen die Lagerhalle verdunkelt hatte. Ein junger Kerl, schlaksig und unbewaffnet. Kräftig war er bestimmt auch nicht, zumindest nicht nach dem zu urteilen, was Sareth gespürt hatte, als er mit ihm aneinandergeraten war. Allerdings hatte er sich schnell bewegt, das musste man ihm lassen. Mit dem unerwarteten Griff ins Auge war es ihm doch noch gelungen, zu entkommen.
    »Wenigstens hab ich ihm das Messer übers Gesicht gezogen«, meinte Toron, als hätte er Sareths Gedanken gelesen. Unsicher musterte er das blutunterlaufene Auge seines Khors, das ihn zornig anstarrte.
    »Mit etwas Glück erkennen wir ihn an meinem Schnitzer wieder«, fuhr er fort. Sareth etwas zu geben, das ihn von seinem Versagen ablenkte, war Toron wichtig. Er wollte nicht plötzlich zur Zielscheibe der schlechten Laune seines Khors werden, zumal er den Anführer ihrer Gruppe bereits früher erlebt hatte, wenn ihn die Wespen gestochen hatten. Im Augenblick hatte er keine Lust darauf, die Erinnerung aufzufrischen – schon gar nicht mit ihm , auf den sie warteten, in der Nähe.
    »Wenn ich mit dem kleinen Dreckskerl fertig bin, dann wird er mehr Schnitte als nur den einen im Gesicht haben!«, knurrte Sareth.
    Erneut tunkte er den Fetzen ins Wasser des Hafenbeckens. Er hatte ihn nur wenige Momente auf sein schmerzendes Auge gelegt, und der Stoff war noch immer kühl und tropfnass, aber es erleichterte Sareth, etwas zu tun, das ihn von seiner erdrückenden Wut ablenkte.
    Dieser Auftrag verlief ganz und gar nicht so einfach, wie er ursprünglich gedacht hatte. Dabei war ihm die Sache anfangs wie ein Spaziergang vorgekommen. Er und seine Leute waren vor einer knappen Woche mit einem Handelsschiff in Andostaan eingetroffen. Seine Leute! Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken. Das hörte sich an, als spräche ein Kriegsherr über seine Truppen, dabei waren es bloß drei Dummköpfe, die er schon so lange kannte, dass er kaum noch wusste, wie es dazu gekommen war, dass sie ihn als ihren Anführer betrachteten.
    Sie alle stammten aus dem Süden, aus der Stadt Sol, dem Herzen des Kultes um den Sommerkönig. Weiter im Norden hieß es, in Sol würden mehr Priester als Bettler durch die Straßen laufen, aber Sareth konnte über eine so blödsinnige Redensart nur lachen, denn er wusste es besser. Bettler gab es dort wie in jeder anderen Stadt so zahlreich wie Krähen auf einem Schlachtfeld. Sein eigener Vater hatte am Ende die Müllhaufen durchwühlt, die sich hinter den Häusern auftürmten, und wo die Straßenköter um die Reste der Küchenabfälle kämpften. Der Gestank war an heißen Tagen schier unerträglich.
    Schau mich nich‘ an! , hatte er mit rauer Stimme genuschelt, den Kopf von seinem Sohn abgewandt, während gleichzeitig seine Finger weiter durch einen Haufen Kartoffelschalen zu seinen Füßen fuhren, als führten sie ein Eigenleben. Er war schon früh am Morgen schwer betrunken gewesen, hatte geschwankt und sich vor die Schalen auf den Boden gesetzt.
    Schau mich nich‘ an! Ich will das nich‘, geh weg!
    Er stank aus allen Poren nach billigem Wein und seiner eigenen Pisse. Seine Stimme klang weinerlich und gebrochen. Sareth verachtete ihn für das, was er war, aus tiefstem Herzen. Dieser jämmerliche Versager, der vor ihm auf dem Boden hockte, bekam genau das, was er verdiente. Die Welt stank genauso wie die Abfallhaufen hinter den Häusern, die man nur dann sah und roch, wenn man von ihnen leben musste. Die Welt stank, aber sein Vater hatte es nicht wahrhaben wollen. Er war Töpfer gewesen. Früher hatte er einen Laden besessen, nichts Besonderes und auch nicht im Zentrum der Stadt, wo die meisten Kunden vorbeikamen, aber immerhin einen eigenen Laden. Sareth erinnerte sich, wie sein Vater ihn geschlagen hatte, weil seine Freunde und er dabei erwischt worden waren, wie sie einem Straßenhändler dessen Geldbörse gestohlen hatten. Sie waren kaum älter als dreizehn gewesen. Mirad, den er damals schon gekannt hatte, war derjenige gewesen, der den Mann in ein Gespräch verwickelt und abgelenkt hatte, während Sareth und zwei andere Jungen plötzlich aus einer Nebengasse aufgetaucht waren, sich die Geldbörse vom Stand des Händlers geschnappt hatten und davongerannt waren. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass ausgerechnet in diesem

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