Runlandsaga - Sturm der Serephin
Fußboden gewischt hatte, waren plötzlich so viele von deren Freunden aufgetaucht und hatten nach ihnen gefragt, dass es ihm und den anderen egal gewesen war, ob sich die Nordwind nach Tyrzar oder in ein verlaustes Fellhändlernest am Rand der Welt aufmachte, wenn es nur recht weit weg von Hallarn war.
Bisher waren sie erst einmal in Andostaan gewesen. Auf den ersten Blick schien sich nichts an diesem erbärmlichen Ort geändert zu haben. Für Felljäger und Bauern aus dem Hinterland mochte er ein funkelnder Edelstein sein – für jemanden, der seine Jugend in der Stadt des Sommerkönigs verbracht hatte, glich Andostaan einem besseren Kuhdorf. Als Sareth die Bordplanke überquerte und den Blick über den Hafen schweifen ließ, wusste er bereits, dass er schnellstens wieder von hier fort wollte und er die Zeit bis dahin so gut wie möglich im nächsten Gasthaus ertränken würde.
In den Drei Krügen hatte er sich zu ihnen gesetzt, der Fremde, auf den Sareth nun mit Toron wartete, ein merkwürdiger Kerl mit tiefblauen Augen und einem unangenehm stechenden Blick, der einen förmlich auszuziehen schien. Wäre es irgendein anderer gewesen, der ihn in einer Schenke so von der Seite angeglotzt hätte, wäre er aufgestanden, zu ihm hinübergegangen und hätte den Burschen mit einem Kopfstoß vom Stuhl gefegt, schon allein, um den anderen im Raum und vor allem sich selbst zu zeigen, dass man Leute wie ihn nicht respektlos anzustieren hatte. Aber der Fremde war nicht irgendjemand. Sareth hatte es genau gespürt und war sitzen geblieben. Dann hatte er aus den Augenwinkeln wahrgenommen, wie der Fremde aufgestanden und zu ihnen an den Tisch getreten war. Sofort hatte Sareth geahnt, dass sich hier eine Gelegenheit bieten würde, etwas Geld für die Weiterfahrt aufzutreiben. Zur Not hätten sie zwar auch als Seeleute anheuern können, aber ihnen allen schmerzte noch der Rücken vom Deckschrubben auf der Nordwind . Wenn hingegen jemand in einer Schenke zu ihnen an den Tisch trat, bedeutete das für gewöhnlich, dass dieser Jemand einen Auftrag zu vergeben hatte, der besser von Leuten ausgeführt wurde, die bald wieder weiterziehen würden. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass man ihren Gesichtern angesehen hatte, für welche Arbeiten sie am besten taugten, und gewiss würde es nicht das letzte Mal gewesen sein.
Das Ganze hatte sich einfach genug angehört. Der Mann wollte von ihnen, dass sie sich nach einem Fremden erkundigten, dessen Auftauchen er in Andostaan erwartete. Er konnte schon hier sein, aber vielleicht würde er auch erst demnächst eintreffen.
»Die reden hier nicht unbedingt viel mit Leuten, die nicht aus der Gegend sind«, sagte Sareth.
»Dann bringt sie zum Reden«, erwiderte der Mann. »Dafür bekommt ihr euer Geld. Aber ich will kein Aufsehen, verstanden?«
»Was sollen wir mit ihm machen, wenn wir ihn gefunden haben?«, wollte Sareth wissen.
»Dann sagt ihr mir sofort Bescheid«, gab der Fremde zurück. »Unternehmt nichts ohne meine Anweisung! Ich werde mich selbst um ihn kümmern.«
Sareth hatte auf diesen letzten Satz des Fremden hin wortlos genickt. Er hatte verstanden. Wer auch immer dieser Bursche sein mochte, nach dem sie Ausschau zu halten hatten, ihn erwartete ein offenes Grab, das war klar wie der helle Tag.
Ihr Auftraggeber hatte sich ohne ein weiteres Wort umgedreht und die Schenke verlassen. Mirad und Doran waren unruhig auf ihren Stühlen hin und her gerutscht, bis Sareth sie angesprochen hatte.
»Der Kerl ist unheimlich, Khor«, murmelte Doran und blickte nochmals verstohlen zur Eingangstür der Drei Krüge , durch die der Fremde gerade gegangen war.
»Sollen wir den Auftrag tatsächlich annehmen?«, wollte Mirad wissen. »Ich bin nicht sicher, ob man diesem Ranár – wenn er wirklich so heißt – überhaupt trauen kann.«
Sareth legte die Hände auf die Geldbörse, die der Fremde auf dem Tisch für sie zurückgelassen hatte.
»Das fragst ausgerechnet du?«, sagte er. »Der Mann hat uns im Voraus für einen Auftrag bezahlt, den wir noch nicht mal angenommen haben! Und da redest du von Vertrauen?«
»Das ist es ja gerade!«, entgegnete Toron. »Woher will er wissen, dass wir nicht einfach das Geld nehmen und verschwinden, ohne einen Finger für ihn zu rühren? Wenn du mich fragst, mit dem stimmt etwas nicht.«
»Ich frag dich aber nicht!«, schnappte Sareth zurück. »Wir führen den Auftrag für diesen Spinner aus, verstanden? Wer weiß, ob der Kerl nicht noch mehr Geld hat,
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