Runlandsaga - Sturm der Serephin
sahen, wie alles Leben in Pflanzen und Tieren einem Ende zustrebte, um sich durch seine Nachkommenschaft zu erneuern, und so sagten sie sich: »Wer weiß, ob nicht auch unser Leben nach dem Traum der Hohen Cyrandith eines fernen Tages enden wird? Sollten nicht auch wir Nachkommenschaft erzeugen, von denen die Werke, die wir in der Dämmerung der Zeit begannen, vollendet werden, und von denen die Erinnerung an uns, die Schöpfer von allem, in Ehren gehalten wird?«
So schufen die Götter der Ordnung, in denen der Wunsch nach Wesen, denen sie Arianna zur weiteren Gestaltung und Verfeinerung übergeben konnten, am stärksten war, eine neue Rasse, die sie Serephin nannten, die Feuerschlangen oder Drachen, wie die Menschen sie bezeichneten. Die Götter gaben ihnen die Macht, ihre Gestalt zu verändern, sodass sie im Aussehen ganz nach ihrem Willen erscheinen konnten. Ihre Welt war heiß und feurig, und obwohl sie ihre Gesellschaft den vier Elementen nachempfanden, so war ihnen allen, ganz gleich, ob sie aus der Stadt der Erde oder der Stadt des Wassers stammten, das Feuer besonders angenehm.
In der Welt innerhalb von Arianna, die als ihr Zuhause geschaffen worden war, zogen unter einem blutroten Himmel riesige schwebende Felsen dahin, auf denen die Serephin ihre Städte errichteten. In Gedanken waren die Angehörigen der einzelnen Häuser einer Stadt stets miteinander verbunden, sodass ein Serephin im Geist auch über weite Entfernung mit einem Verwandten seines Hauses sprechen konnte, wenn er den Willen stark auf diese Absicht richtete. Die Ältesten waren sogar in der Lage, mit den Anführern anderer Städte eine gedankliche Verbindung einzugehen.
So geschah es, dass die geflügelten Schlangen in den Traum der Göttin Cyrandith Eingang fanden, deren Schicksal später im Guten wie im Bösen unentwirrbar mit jenem der Menschen verbunden war.
Eine weitere Rasse, die von den Göttern der Ordnung erschaffen wurde, war die der Inkirin , doch über sie ist in den Schriften der Erstgeborenen wenig berichtet. Die Inkirin leben sehr zurückgezogen. Weder erzählen die Endarin von ihrem Aussehen, noch wissen sie zu sagen, wie die Heimatwelt dieser Wesen beschaffen ist. Es heißt aber, dass sich die Inkirin von allen Rassen Ariannas am meisten für die Magie und die Schöpferischen Worte begeisterten, die neues Leben entstehen lassen. Daher glauben die Endarin bis heute, dass das Wenige, was die jungen Rassen wie die Zwerge über die Kunst der Magie wissen, über die Inkirin auf verschlungenen Pfaden zu ihnen hindurchgesickert ist.
Zur selben Zeit schufen die Götter des Chaos ebenfalls Rassen mit einem eigenen Willen. Es waren dies die Reshari , deren Körper bereits denen von Menschen ähnelten, die aber nur ein Geschlecht aufwiesen, sowie die Maugrim , deren einzelne Völker die unterschiedlichsten Gestalten besaßen, von riesigen Insekten bis zu wandelnden Felsen mit Hörnern und Knochenpanzern, lebendigen Gewalten der Natur. Sie erhielten ebenfalls Heimatwelten, in denen sie sich ansiedelten.
Da in Arianna die Mächte des Chaos und der Ordnung in gleichem Maße vorhanden waren, wies die Alte Welt andere Eigenschaften auf als jene, die heute Marianna, die mit einem Makel Behaftete, genannt wird und zu der man die große Landmasse von Runland zählt. In Arianna waren die Heimatwelten der einzelnen Rassen nicht so festgefügt und schier unveränderlich wie die Küsten und Gebirge der Länder, in denen heute Elfen, Menschen und Zwerge leben. Wo sich damals eine Hügelkette erstreckte, konnte der Gesang der Schöpfung, ersonnen durch den Willen der Götter oder der Alten Rassen, schon bald darauf ein tiefes Meer entstehen lassen. Zu jener Zeit war Magie noch leicht zu wirken, denn die Urkräfte waren im Gleichgewicht, und die Elemente in einem harmonischen Fluss.
So wuchs die Alte Welt, Arianna, die Makellose, an Schönheit und Vielfalt heran, und die Herrlichkeit ihrer Schöpfung erreichte ihren Zenit.
12
Heute würde es beginnen.
Er hatte es von dem Moment an gewusst, als er auf den Klippen gestanden und beobachtet hatte, wie die Sonne über dem Landesinneren aufgegangen war, ein roter Ball, bereit für einen weiteren Morgen über dieser kleinen, unbedeutenden Welt, für einen weiteren mittäglichen Höhepunkt, einen weiteren Abstieg hinab in Dämmerung und Nacht über der westlichen See.
Die Luft hier oben trug die Kühle der weiten Wasserfläche mit sich, die sich hinter ihm ausdehnte. Ihre Frische belebte seine
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