Runlandsaga - Wolfzeit
verehren«, murmelte Cesparian. »Das habe ich nicht erlebt, seit unsere älteren Brüder und Schwestern dieses Volk einst erschufen.«
Manari rümpfte verächtlich Ranárs Nase. »Ändert das vielleicht etwas an unserem Plan? Für uns waren die Temari nie etwas anderes, als eine neue Rasse, erschaffen, um uns zu dienen und die Schäden des Großen Krieges zu beseitigen. Ich sage dir, ich empfinde nichts anderes als Abscheu für sie. Wir wussten nicht, was Oláran tatsächlich mit ihnen vorhatte, als er und seine Gefährten den Temari Leben gaben. Der Hass der Maugrim wäre uns erspart geblieben. Die Herren der Ordnung hätten niemals an unserer Treue gezweifelt.
Es fiel mir nicht leicht, meine Gefühle vor diesen Geschöpfen zu verbergen. Aber ich spielte meine Rolle gut. Ranár glaubte mir nicht nur und lud mich regelrecht dazu ein, seinen Körper zu übernehmen – die anderen, denen er von mir erzählt hatte, waren so beeindruckt von der Magie, die sie zu sehen bekamen, dass es für mich leicht war, ihnen Befehle zu geben. Sie glauben, Ranár hätte mir seinen Körper freiwillig überlassen. Sie denken, dass ich andere Serephin nach Runland bringe. Für die von uns Auserwählten würden wir ein neues Zeitalter des Wohlstands und der Erfüllung einläuten.« Sie lachte laut auf.
Auch dem erschöpften Cesparian gelang ein Schmunzeln. Alcarasán war viel zu beschäftigt, dem weiteren Verlauf der Geschichte zu lauschen, um in das Lachen seiner Schwester einzustimmen.
»Es waren diese leichtgläubigen Narren, der Bund der Flammenzungen, denen ich den Auftrag gab, Augen und Ohren nach einer Schrift über den Aufenthaltsort der Wächterdrachen offenzuhalten, bevor ich dem Endar auf das Schiff folgte. Sie sollten sich entweder selbst Zugang zur Schriftensammlung des Ordens verschaffen oder einen Priester für ihre Zwecke benutzen. Seitdem standen meine Leute immer wieder in Kontakt mit ihnen. Kurz bevor das Quelor zerstört wurde, berichteten sie uns, dass sie einen Priester aus dem Orden in ihre Gewalt gebracht hätten, der ein Freund von Ranár gewesen sei. In den Erinnerungen dieses Körpers, den ich besitze, tauchen einige Priester auf, die Zugang zur Schriftensammlung ihres Ordens besitzen und sich mit den alten Legenden gut auskennen. Über die Flammenzungen werden wir das Wissen bekommen, das wir benötigen, um die übrigen drei Wächter dieser Welt aufzuspüren.«
»Es gefällt mir nicht, auf Temari angewiesen zu sein«, erwiderte Cesparian. »Gibt es keine andere Möglichkeit, um an diese alten Überlieferungen zu kommen? Warum dringen wir nicht selbst in den Orden ein und holen uns, was wir brauchen?«
»Der Ort, an dem sich jene Überlieferungen befinden, ist weit entfernt von hier, im Süden Runlands«, gab Manari zu bedenken. »Dorthin zu reisen würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Wir könnten nur kurze Strecken fliegen, weil es sehr anstrengend ist, in dieser Welt Magie auszuüben. Außerdem: Mit jedem Tag, an dem wir uns hier aufhalten, nimmt die Möglichkeit zu, dass wir mit dem Widerstand der Verräter rechnen müssen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Endarin in den Mondwäldern erfahren haben, dass wir hier sind. Nach allem, was mir Ranárs Erinnerungen über sie berichtet haben, sind sie zwar viel zu heruntergekommen, um uns besiegen zu können, aber sie hätten immer noch genügend Macht, um uns eine Weile hinzuhalten. Ich will keine weiteren Verluste mehr. Nicht, wenn wir die Wächterdrachen schnell finden und diesen Krieg für uns entscheiden können.«
Sie drückte erneut Cesparians Hand. »Ich fühle, wie sehr du darauf drängst, Blut zu vergießen, damit der Tod unserer Brüder und Schwestern nicht umsonst war. Du wirst dich bald genug wieder in einen Kampf stürzen können, verlass dich darauf! Wenn wir den nächsten Drachen stellen, wird das keine leichte Herausforderung!«
Manari löste den Blick von ihm und wandte sich Alcarasán zu. »Für dich und deine Begleiterin habe ich eine andere Aufgabe. Findet diesen Temari, von dem ich geträumt habe. Er hat meine Wege lange genug gekreuzt. Ist er tatsächlich ein Schicksalsknoten, dann schlag zu und durchtrenne ihn, damit er aus dem Netz der Weberin verschwindet und nicht weiter unsere Pläne stört.«
Cesparian, der nicht wusste, wovon sie redete, starrte sie fragend an. Doch bevor er Manari ansprechen konnte, ergriff bereits Alcarasán das Wort. »Ich werde ihn finden und ausschalten. Aber wo soll ich ihn suchen?«
»Ich
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