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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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im Dienst unserer Herrin abgeben.«
    Ungeduldig trat Daniro Wasser. Seine aufgeschürfte Brust brannte wie Feuer. »Können wir das Anwerbungsgespräch später führen?«, schrie er hinauf. »Werft mir endlich ein Tau zu, anstatt mir beim Schwimmen zuzusehen! Wir haben noch andere Probleme als das mit Neria. Enris ist fort.«
    Wild paddelt die Wölfin dem nahen Ufer entgegen. Ihren Kopf angestrengt über den Wellen haltend hustet sie salziges Meerwasser aus, dessen Geschmack ihr bitter in der Kehle brennt. Die Zweibeiner, die ihr nachstellten, sind vergessen, ebenso wie das hölzerne Ding, von dem sie flüchtete. Sie will nur noch festen Boden unter ihren Pfoten spüren und in den Schutz der Bäume eintauchen, deren Duft über den Strand zu ihr getragen wird.
    Endlich ertasten ihre Beine Grund. Die Wölfin kämpft sich aus dem Wasser und schüttelt ihr nasses Fell, dass die Tropfen in alle Richtungen fliegen. Nach allen Seiten witternd rennt sie über den schmalen Uferstreifen. Sie sinkt mit den Pfoten tief im Sand ein, doch bald hat sie das Kieferngehölz auf dem Kamm der Stranddüne erreicht. Ihr Lauf verlangsamt sich. Jetzt fühlt sie sich endlich wieder sicher. Es ist zwar nicht ihr angestammtes Zuhause, und sie kann spüren, dass dieser Ort eine lauernde Gefahr verbirgt. Aber wenigstens befindet sie sich nicht mehr in einer völlig fremden Umgebung wie dieser riesigen Wasserfläche oder dem unheimlichen Menschending aus totem Holz.
    Plötzlich hält sie wie versteinert inne. Jene Witterung vor ihr am Boden ... sie kennt diesen Geruch! Etwas klopft gegen die Wände des tiefen Brunnens ihrer Erinnerung, wieder und wieder, dass es bis zu ihrem Wolfsverstand hinauf hallt. Ein Zweibeiner ist hier entlanggelaufen! Einer, den sie gut kennt.
    Verwirrt legt die riesige Wölfin ihren Kopf schief. Zweibeiner werden gejagt und getötet. So ist es immer gewesen. Aber warum erwacht jetzt keine Jagdlust in ihr, da sie ihre Witterung aufgenommen hat? Weshalb ergreift sie ein völlig anderes Gefühl, wie sie es auch für die Angehörigen ihres Rudels empfindet, jener drängende Wunsch, Leben zu beschützen wie ein Muttertier seine Jungen?
    Ihre Verwirrung kann diesem mächtigen Ruf der Natur nicht standhalten. Wer auch immer der Mensch ist, den ein Teil von ihr wiedererkannt hat, sie muss ihn finden und an diesem fremden Ort auf ihn achtgeben. Die Nase dicht am Boden, um die einmal gefundene Witterung nicht wieder zu verlieren, läuft sie durch die mondhelle Nacht, um den Zweibeiner einzuholen, der ihres Schutzes bedarf.

21
    Der kleine Archivar saß im Dunkeln und schwitzte vor Aufregung. Während die Nacht über Tillérna hereingebrochen war, hatte er aus Pándaros´ Gepäck das hervorgeholt, wovon sein Freund ihm erzählt hatte: eine Handvoll Feuerwerkskörper, am Tag vor Vellardin gekauft und in all der Eile ihres Aufbruchs aus T´lar in den Tiefen seines Rucksacks vergessen. Er lauschte dem Voranschreiten der Versammlung, während er die Zündschnüre der Päckchen überprüfte, die er zum Verschießen bereit gemacht hatte, und seine Öllampe entzündete.
    Trotz des furchterregenden Schauspiels, das dort unten geboten wurde, konnte er nicht umhin, den deutlichen Widerhall aller Geräusche und Stimmen auf der Bühne zu bewundern, die so klar zu ihm hinaufdrangen, als säße er dort neben seinem Freund. Dieses Bauwerk würde ihnen mit seiner klangverstärkenden Eigenschaft dabei helfen, Pándaros´ verrückten Plan in die Tat umzusetzen – und bei der Träumenden, sie konnten jede Hilfe gut gebrauchen.
    Wie gelähmt vor Entsetzen hatte er mehr mitangehört als mitangesehen, wie Halkat Gersan ermordet hatte. Beinahe noch größer als seine Abscheu vor dem Anführer der Flammenzungen war der Ekel vor der aufgepeitschten Menge, die diesen Mord feierte wie ein heiliges Fest im Tempel des Sommerkönigs.
    Jetzt schallte Halkats Stimme zu ihm empor. »Hier – hier ist es! Ich habe gefunden, was ihr hören wollt!«
    Sofort begann er laut vorzulesen. Dabei klang er nicht feierlich, vielmehr leiernd wie ein Mann, der dies nicht gewohnt war.
    »Der Wächter der Luft fand seine Wohnstätte in einer steinernen, windumtosten Säule hoch auf den Weißen Klippen im Nordwesten Runlands, einer Halbinsel, die von den Endarin Felgar genannt wird.
    Der Wächter des Feuers erkor die Tiefen eines feurigen Berges namens Cot´naar in den Meran Ewlen zu seinem Zuhause. Der gewaltige Rilldansee, der von den Eisenbergen eingegrenzt wird, nahm den

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