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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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schon in Bewegung gesetzt hatte, um Neria von ihrem Angreifer loszureißen, blieb stehen. Die Voronfrau verdrehte ihre Augen, um den Mann, der sie überwältigt hatte, besser sehen zu können, aber es gelang ihr nicht. Ihr Blick irrte zurück zu den anderen.
    »Hör auf, ihn zu reizen!«, zischte Enris mit gedämpfter Stimme. »Siehst du nicht, dass er völlig von Sinnen ist? Er hat Angst vor uns. Wenn wir ihn weiter bedrängen, tötet er sie am Ende noch.«
    »Und was sollen wir stattdessen tun?«, polterte Teras los. Enris’ warnende Miene ließ ihn mit einem widerwilligen Seufzen seine Stimme senken. »Hier herumstehen und zusehen, wie dieser Verrückte das Mädchen ersticht?«, brummte er etwas leiser.
    »Sei still und lass mich reden!«, entgegnete Enris scharf.
    Teras öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern, doch im selbem Augenblick geriet die Ansammlung der Leute hinter ihm in Bewegung. Torbin und Calach, die den Wortwechsel der beiden stumm, aber mit angespannten Blicken verfolgt hatten, traten zur Seite.
    »Gut, rede mit ihm«, befahl Suvare, die zu ihnen gestoßen war. Das Licht, das Enris’ Laterne verströmte, fiel auf ihr aschfahles Gesicht und vertiefte die Schatten unter ihren erschöpften Augen. Sie wandte sich Teras zu. »Und du, halt dich zurück!«
    Enris trat einen Schritt vor. Sofort packte Daniro Neria fester. Die Hand, die den Dolch der Voronfrau an deren Kehle hielt, zitterte. »Bleib, wo du bist!«, stieß er hervor.
    Enris hob beschwichtigend seine Arme. »Ich werde nicht näher kommen, Daniro.« Er bemühte sich, einen ruhigen, aber festen Tonfall in seine Stimme zu legen. »Lass die Frau bitte los. Niemand wird dir etwas tun. Wir sind nicht deine Feinde.«
    Ein schrilles Lachen entfuhr Daniro. »Wirklich? Und warum habt ihr dann versucht mich zu fesseln?«
    »Erinnerst du dich nicht mehr? Seit dem Angriff der Piraten und dem Sturm hast du kein Wort gesprochen. Und heute Nacht hast du angefangen, wirres Zeug zu reden und den Kopf gegen die Wände geschlagen, als wolltest du dich bewusstlos prügeln. Wir versuchten doch nur zu verhindern, dass du dich verletzt. Wir wollten dir helfen!«
    Daniros freie Hand schoss über Nerias Kopf nach vorne, als er seinen Zeigefinger auf Suvare richtete. »Lügen! Alles Lügen!«, kreischte er. Sein Gesicht war eine Fratze aus Angst. »Sie hat euch angestiftet! Ihr wolltet mich in Ketten legen, weil ich meinen Posten verlassen habe!«
    »Nein, ich hatte nicht vor, dich zu bestrafen«, erklang Suvares heisere Stimme hinter Enris. »Ay, du hast deinen Posten verlassen und uns damit alle in Gefahr gebracht. Aber jeder von uns sah in den letzten Tagen, wie sehr dich deine Schuld gequält hat. Außerdem ist meiner Tjalk nichts geschehen. Ich werde dich auch jetzt nicht bestrafen, wenn du das Mädchen loslässt.«
    »Ihr versteht es nicht«, sagte Daniro ungeduldig, kaum dass sie ausgesprochen hatte. Sein Körper zitterte vor Erregung. Enris hoffte, dass er Neria nicht versehentlich die Klinge ins Fleisch stoßen würde.
    »Ich muss runter von diesem Schiff! Ich halte es nicht mehr aus, die See unter meinen Füßen zu haben. Es ist, als würde ich ständig von einem Raubtier verfolgt, das nur darauf wartet, mich zu Boden zu reißen. Aber am schlimmsten ist es unter Deck. Als wäre man lebendig begraben! Lasst mich mit dem Beiboot an Land gehen, und ihr wird nichts passieren!«
    »Das Beiboot ist ...«, begann Teras, doch Suvare fiel ihm sofort ins Wort.
    »... ist in Ordnung! Du kannst es haben, um das Ufer zu erreichen!« Sie warf Teras einen scharfen Blick zu, und der Alte senkte seinen Blick, ohne etwas zu erwidern.
    »Aber dem Mädchen darf nichts geschehen! Wenn du sie mit diesem Dolch auch nur kratzt , dann kommen wir dir hinterher, und verlass dich darauf: Wir holen dich ein!«
    Daniros Blick glitt für einen Moment an Neria herab. Er starrte sie ausdruckslos an, als würde ihm tatsächlich erst jetzt, da Suvare es erwähnt hatte, auffallen, dass er eine Geisel besaß.
    Er scheint sich nicht einmal zu wundern, wo sie hergekommen ist , dachte Enris. Die Götter mögen wissen, was in seinem Kopf vorgeht.
    »Ich nehme sie mit ins Boot«, sagte Daniro schließlich. »Sobald ich sicher an Land bin, lasse ich sie zurück. Ich will nur weg vom Meer. Wenn ich noch länger bleibe, werde ich irrsinnig. Ich hätte niemals anheuern sollen.«
    »Irrsinnig wirst du bestimmt nicht, das bist du schon«, murmelte Calach kaum hörbar hinter Enris.
    »Einverstanden«,

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