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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Inneren des Vortex vorstellen. Er ist die Quelle allen Lebens in Vovinadhár. Wie alles, das große Macht in sich birgt, ist er ebenso eine tödliche Gefahr für die Unvorsichtigen. Aber wie sollte er das seiner Schwester sagen, ohne von ihr als Feigling verspottet zu werden? Sie war schon immer wagemutiger als er gewesen.
    »Also gut!«, gibt er nach. Wie um sich selbst vor ihr zu beweisen, lässt er sich gleichzeitig mit blitzschnell an den Körper gelegten Schwingen in die Tiefe stürzen. Er hört gerade noch Manari einen Schrei ausstoßen, dann ist er schon weit von ihr entfernt.
    Sofort folgt sie ihm.
    Der Vortex rast Alcarasán entgegen. Er befindet sich nun unterhalb von Gotharnar. Als er einmal kurz zurückschaut, erblickt er über sich in einiger Entfernung den riesigen Felsen seiner Stadt. Die Erkenntnis durchfährt ihn, dass er noch niemals die untere Seite von einem der fliegenden Felsen gesehen hat.
    Unter ihm gähnt das Innere des Vortex, ein gewaltiges Auge aus gleißendem Rot, seine Mitte so blendend hell, dass er nicht länger als für einen Moment hineinsehen kann. Eine Spirale aus dichten Wolkenfetzen entströmt seinem Inneren, bildet einen Trichter, der so weit reicht, wie die Augen des jungen Serephin blicken können. Unterhalb des Trichterrandes, den er eben in seinem Sturz passiert hat, nimmt die Hitze sofort zu. Er breitet nun doch wieder seine Flughäute aus, um seine Geschwindigkeit etwas zu verringern, damit Manari ihn einholen kann.
    Der Rand ist noch immer weit von ihm entfernt und scheint sich ihm nicht zu nähern. Alcarasán fragt sich, wie lange er wohl so in die Tiefe stürzen müsste, bis sich der gewaltige Vortex um ihn herum zu einem erkennbaren Schlauch verjüngt haben würde. Jetzt fällt es ihm leicht, zu glauben, dass die Tiefen dieses Wirbels noch von keinem Wesen je erforscht wurden. Das Atmen macht ihm Mühe, dabei befindet er sich noch nicht weit unter dem Rand des Trichters. Die Hitze wird mit jedem Moment unerträglicher, ein Schwindelgefühl erfasst ihn. Vor seinen geschlossenen Augen flimmern weiße Lichter.
    Es reicht. Er hat sich Manari gegenüber bewiesen. Die Kräfte, die nun auf seinen Körper pressen und ihn nach Luft ringen lassen, machen ihm Angst. Er will seine Schwingen öffnen, um seinen Fall aufzuhalten und wieder emporzusteigen, aber ihm ist, als hätte ihn alle Kraft verlassen. Unaufhaltsam stürzt er weiter hinab, und mit jedem verstreichenden Moment lasten die Kräfte des Vortex schwerer auf ihm. Die Schuppen seines Körpers brennen wie Feuer, es fühlt sich an, als hätte er sich in eine fliegende Fackel verwandelt, in einen fallenden Stern. Das Innere seines Verstandes hat sich in einen brennenden Ball aus Panik und Schmerzen verwandelt, der alle seine Sinne auslöscht. Das ist sein Ende. Er fühlt es mit messerscharfer Klarheit. Er wird den Flug in den Vortex nicht überleben. Wie konnte das nur so rasend schnell passieren?
    Im letzten Moment, bevor er völlig sein Bewusstsein verliert, stößt etwas gegen ihn. Ruckartig bremst sich sein Fall, als jemand an seinem Körper zieht, ihn nach oben reißt. Allmählich nimmt sein Schwindelgefühl ab, als flösse ihm durch die Berührung neue Kraft zu. Es gelingt ihm, seine Schwingen wieder auszubreiten, doch er denkt kaum darüber nach, was er da tut. Es ist der reine Überlebenswille, der ihn antreibt und ihn nach oben jagen lässt, fort von dem heißen Auge in den Tiefen des Wirbels. Er wird losgelassen, und als er seinen Blick aufwärts richtet, sieht er Manari, die, selbst am äußersten Rand der Erschöpfung, damit kämpft, wieder an Höhe zu gewinnen. Der erleichterte Aufschrei bei ihrem Anblick entkommt seinen Mund als ein kaum vernehmbares, heiseres Krächzen.
    Schließlich gelingt es ihnen, das Innere des Trichters hinter sich zu lassen. Sie fliegen wieder über dem Rand des Vortex. Die Hitze um sie herum nimmt ab, während sie an Höhe gewinnen, doch Alcarasán bemerkt es kaum. Er ist nur damit beschäftigt, seine Flughäute auf und ab zu schlagen, um weiter nach oben zu steigen, und die Schmerzen in seinem Körper niederzuringen. Mit jeder Bewegung klagen seine Muskeln, dass sie keine weitere Anstrengung mehr ertragen können, aber noch gönnt er ihnen keine Ruhe. Neben ihm keucht Manari, ihren Blick starr auf einen der fliegenden Felsen über sich gerichtet. Sie zieht ihn mit der Kraft ihres Willens fast zu sich her. Die zerklüftete Unterseite des Gesteins durchschneidet das dahinterliegende Rot

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