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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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vermutete Enris, dass es Männer waren, denn ihre Haare waren kurz geschnitten und ihre Gewänder besaßen Hosenbeine. Während die Kleidung dieser Leute in bunten Farben leuchtete, waren die Masken, die sie trugen, von einem klaren Weiß, das an blanke Knochen erinnerte. Sie bildeten einen unheimlich anmutenden Kontrast zu dem schillernden Rest der Kostüme.
    Die Maskierten wurden von einer ebenso großen Musikantengruppe begleitet, die ihnen mit Dudelsäcken, Pfeifen und Trommeln zu einem wilden Tanz aufspielte. Jetzt, da sich Enris ihnen mit seinen Gefährten bis auf wenige Fuß genähert hatte, war die Melodie und das Johlen der Menge zu einem ohrenbetäubenden Lärm angewachsen. Nicht wenige der Zuschauer hielten Ratschen in ihren Händen, die sie begeistert knarren ließen, wenn wieder einer der Kostümierten einen besonders hohen Sprung getan hatte. Enris erkannte in den Masken den gebogenen Schnabel eines Raubvogels – wahrscheinlich sollte sie einen Falken darstellen –, eine stumpfe Bärenschnauze, die Schlappohren eines Hundes und noch einige andere angedeutete Tierarten. Die Tänzer sprangen in einem nur schwer zu verfolgenden Muster um einander herum, so dass kaum Zeit blieb, eine der Masken genauer in Augenschein zu nehmen. Zahllose Schellen bimmelten ihnen an Armen und Beinen. Als Enris genauer hinsah, fiel ihm allerdings auf, dass bei diesem Tanz nichts dem Zufall überlassen war. So wild und unberechenbar jeder der Männer auch umhersprang und sich wie ein Kreisel um die eigene Achse drehte, so berührte er dennoch niemals seinen Nächsten, mit dem er oft blitzschnell den Platz tauschte. Selbst wenn einige von ihnen plötzlich in die sie umgebende Menge eintauchten, die kreischend vor Freude zurückwich, um ihnen Platz zu machen, so war dies offenbar kein zufälliger Bruch mit der Aufführung, sondern gehörte genauso überlegt und geplant zu ihr wie der restliche Tanz.
    Mirka sah über seiner Schulter zu ihm zurück und schrie etwas. Da Enris nichts verstanden hatte, beugte er sich mit fragender Miene zu ihm herab.
    »Ich sagte, das ist der Wahnsinn«, brüllte der Junge ihm ins Ohr. Auch Themet stand mit offenem Mund vor den Maskierten und starrte ihren Sprüngen nach.
    Enris war es recht, dass sie in Menelon gleich als Erstes auf diesen Festumzug gestoßen waren. Wenn Mirka abgelenkt war, dann würde er hoffentlich nicht ständig danach fragen, wann seine Mutter in der Stadt ankommen würde und wie er sie finden sollte.
    Die Zuschauer waren so begeistert von der Aufführung, dass sie die Neuankömmlinge nicht beachteten. Suvare musterte das wilde Treiben auf dem Platz nur kurz, dann galt ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden Männern aus ihrer Mannschaft und den Flüchtlingen.
    »Ihr kennt Euch doch bestimmt in Menelon aus?«, rief Tolvane ihr zu.
    »Ay, ich hatte hier schon einige Male zu tun! Am besten gehen wir alle ans östliche Ende der Stadt. Dort befindet sich die Ratshalle, und da hält auch Königin Tarigh Hof, wenn sie nicht auf Burg Cost ist.«
    »Dann los«, meinte Corrya, der neben dem alten Kaufmann stand, an dessen Stelle. Das Johlen der Umstehenden war auf einmal noch lauter geworden, das Spiel der Musikanten aber hatte aufgehört. Einige aus der Menge traten einige Schritte zurück, wobei sie gegen andere Leute hinter ihnen stießen. Die Masse der Zuschauer geriet in Bewegung, als ob eine Welle gegen sie anrollen würde.
    »Was passiert denn jetzt?« Themet sprang hoch, um besser sehen zu können. Dabei prallte er hart mit einem Mann zusammen, der ebenfalls zurückwich und ihn mit finsterer Miene anherrschte, besser aufzupassen. Enris wollte den Jungen gerade näher zu sich herziehen, um weiteren Ärger zu vermeiden, als sich die Menge zu teilen begann und eine Gruppe von Gestalten in langen, dunklen Gewändern genau auf ihn zurannte. Sein Herz stockte.
    Wir werden angegriffen! Genau wie in Andostaan – sie sind hier!
    Er sprang vor Themet und Mirka und öffnete den Mund, um ihnen zuzubrüllen, dass sie davonrennen sollten, so schnell sie konnten. Da waren die Ersten aus der Gruppe schon heran, und er erkannte, dass es Menschen waren, genauer gesagt, Frauen, denen ihre Haare dicht und struppig bis tief in die Gesichter hingen, und die mit schrillen Schreien zusammengebundene Birkenzweige schwangen. Dicht vor Enris pfiff eine der Ruten durch die Luft und traf ihn hart an den Beinen.
    »Au! Was soll das!«, platzte er heraus, obwohl es nicht übermäßig weh getan hatte. Es war

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