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Runterschalten

Runterschalten

Titel: Runterschalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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sind oder etwa jenseits der Wirklichkeit ein „Second life“, eine zweite Existenz im Internet, führen. – Es kann auch bedeuten, dass Sie aus der passiven Haltung, diedas Driften ja ausmacht, nicht mehr herauskommen und antriebslos sind, weil der Steuermann pausiert.
    Auf die Langzeitachse bezogen, haben wir das unkontrollierte Driften schon kennen gelernt: Ohne nachzudenken, welche Bedürfnisse man selbst hat, tun wir das, was die anderen tun. Wie gesagt, in bestimmten Lebensphasen kann diese Art des Driftens angebracht sein. Wenn man jung ist und sich selbst als Erwachsener noch gar nicht so genau kennt, zum Beispiel. Doch je älter man wird, desto mehr möchte man für gewöhnlich das Steuer in die Hand nehmen.
    Als Karriereberater nach altem Schlag würde ich Sie jetzt fragen, wie sieht Ihr neues Ziel aus. Sie sind schließlich der Steuermann, Sie wollen runterschalten. Wohin soll es gehen? Navigieren Sie, setzen Sie sich ein neues Ziel, planen Sie Zwischenziele – eins, zwei, drei –, und leben Sie danach. Dann könnte ich mir ein paar Kapitel sparen und wäre auch prima aufgehoben im Mainstream unserer Beratungskultur, die meint: Es ist Ihr Leben, es ist Ihr Problem. Sie allein sind verantwortlich für den Erfolg Ihres Lebensentwurfs. Aber so einfach komme ich nicht davon.
Alles ist im Fluss …
    Kybernetik bedeutet, dass drinnen und draußen dynamische Systeme zu steuern sind. Wir haben es als Steuerleute mit einem ständigen Wechsel der Bedingungen zu tun, und mit der Wahl, entsprechend dieser Bedingungen zu navigieren oder zu driften. Das Driften wird übrigens in der modernen „Management-Entscheider-Kultur“ gern ausgeblendet, als wenn es nicht vorkäme oder wertlos wäre. Es kann aber unter Umständen die einzig richtige Antwort auf eine Situation sein, wenn man das Schiff nicht auf Grund steuern will. Ein Beispiel dazu gleich. Halten wir hier fest:
    Tipp
    Die Kunst des Steuerns zeigt sich nicht darin, nur zu navigieren. Sie zeigt sich in der Fähigkeit, zwischen den Selbststeuerungsbewegungen Driften und Navigieren wechseln zu können. Sie erfordert die Urteilskraft, zu erkennen, zu welchem Zeitpunkt welche Steuerart die beste ist.
    Erste Kunst des Steuermanns:
    Wechseln können zwischen Navigieren und Driften
    Wie komme ich zu dieser Urteilskraft, fragen Sie? Falls Sie in Echtzeit leben und Ihnen ein Mausklick zu langsam ist, wird die Antwort Sie vermutlich enttäuschen. Der Weg zur Selbst-Steuerungskunst braucht zweierlei: Zeit ( siehe „Stopp – die Sinnfrage“ , ) und oft den Umweg über einen Schiffbruch. Ein Schiffbruch hat bei allem Schlammassel den Vorteil, dass man sich dabei selbst kennen lernt, ganz direkt und ohne zu viel Verkopfung. Sich selbst zu kennen ist elementar fürs Selbst-Steuern. Wenn diese Voraussetzung nicht gegeben ist, fährt man sicherer auf Auto-Pilot. Betrachten wir aber nun einmal die erste Möglichkeit, nämlich sich Zeit zu nehmen, und zwar mehr als zwei Mausklicks!
    Im Sturm erst mal abwettern!
    Beispiel
    In einer Krise seiner Branche fragt sich Investmentbanker Mathias Berner, Ende dreißig, zwei Kinder, ob er sich beruflich verändern soll. Die wirtschaftliche Lage hat schon einige seiner Kollegen den Posten gekostet, es gibt eine „Investment-Banker-Schwemme.“ Daher scheint ein Wechsel in eine andere Bank wenig ratsam. Berner schätzt zwar sein hohes Gehalt, sieht aber viele Ungereimtheiten in der Unternehmensführung und wünscht sich mehr Verantwortung und Entscheidungsspielraum. Er hat Ideen für Firmengründungen. Es gibt in seiner Familie Industriekapitäne vom alten Schlag, die sein Bild von „Selbstführung“ und „Führung“ prägen und in Form von Erwartungen seiner Lieben immer präsent sind. Bleibt er in seinem Job, meint er, diese Erwartungen und auch seinen Anspruch an sich selbst zu enttäuschen. Verlässt er seine Stelle, begibt er sich in unsicheres Fahrwasser, das jedenfalls sagen seine selbst erstellten Geschäftspläne. „Sicherheit“ aber ist immer ein Wert in seinem Leben gewesen, derauch in Zukunft wichtig sein soll. An diesem Punkt nimmt er sich Zeit für eine Zwischenbilanz. Er nimmt Urlaub und steigt aus dem Alltag aus, um seine Situation zu überdenken. Nachdem er alle beruflichen Möglichkeiten ausgelotet hat, die er sieht, entscheidet er sich für die Sicherheit und gegen die innere Erwartungshaltung: Er bleibt angestellt, bis sich die äußeren oder firmeninternen Bedingungen ändern. Mit anderen Worten, erst macht er

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