Runterschalten
dass allein die Arbeit es ist, die uns als Persönlichkeit definiert, und auf die Bequemlichkeit, Entscheidungen „von der Stange“ zu übernehmen. Sie schalten runter von kollektiven Werturteilen auf eigene und reduzieren Ihr Leben auf das für Sie Wichtige. Selber denken, nicht auf Autopilot fahren, lautet die Devise.
Wichtig ist die Akzent-Verschiebung, die Sie durch das Runterschalten erreichen: Statt der „Corporate Identity“ oder einer anderen Rudelgemeinschaft, mit der sich der Berufstätige identifiziert, setzen Sie Ihre „Personal Identity“ als Maßstab Ihres Tuns. Sie fragen nicht mehr, komme ich in dieser Firma gut an? Sie fragen, passt diese Firma zu mir? Oder anders: Kann ich eine Firma gründen, die zu mir und zum Markt passt? Sie entscheiden nicht mehr nach „Best Practice-Vorgaben“, Sie entscheiden nach Ihren eigenen Vorgaben. Das ist, nebenbei gesagt, auch einer der Gründe, warum Menschen nach dem Runterschalten in manchen Unternehmen eben nicht mehr so gutankommen: Sie wissen, was sie wollen. Mehr noch, sie handeln – so weit es geht – danach. Sie fühlen sich vom Druck des Hamsterrads nicht mehr angesprochen. Sie können möglicherweise mit der drohenden Abstempelung zum „Kollegenschwein“ anders umgehen. Sie gehen nach der Regelarbeitszeit und verweisen nicht auf Anwesenheit, sondern auf Leistung als Gradmesser für ihren Erfolg. Oder sie hören ganz auf, Angestellter zu sein. Sie nehmen den Begriff „Selbstständigkeit“ als Programm und finden dort ihre persönliche Erfüllung.
Tipp
Wissen, was man will, ist der Schlüssel zum Runterschalten.
Wer bin ich und was will ich?
Um zu wissen, was Sie wollen, müssen Sie Ihre Bedürfnisse kennen, und ganz grundlegend wissen, wer Sie sind. Entsprechend stehen die folgenden Fragen am Anfang des hier angebotenen Wegs zum Runterschalten:
Wer bin ich?
Eine einfache Frage mit vielen möglichen Antworten, denn sie betrifft die Rollen, die wir im täglichen Leben haben, und nach denen sich unser Handeln richtet.
Wie viel Ihrer Zeit verbringen Sie zum Beispiel damit, Vater oder Mutter oder Kind Ihrer Eltern zu sein? Wie viel liegt Ihnen an Ihrer männlichen oder weiblichen Identität? Wie viel an Ihrer beruflichen Rolle? Sind Sie es gewohnt, andere zu führen? Wie führen bzw. navigieren Sie sich selbst?
Was kann ich?
Bringen Sie alles, was Sie können, in Ihren Beruf ein? Oder schlummern da ungenutzte Fähigkeiten und brachliegendes Wissen? Wollen Sie überhaupt alles beruflich nutzen oder sind Sie zufrieden mit Ihren privat ausgelebten Hobbys? Haben Sie eine gute Geschäftsidee?
Was brauche ich?
Was ist Ihnen wichtig im Leben, beruflich und privat? Was brauchen Sie, um zufrieden leben zu können? Auf was können Sie dabei verzichten?
Was will ich?
Wohin soll Sie Ihr neuer Lebenskurs bringen? Was wollen Sie mit dem Runterschalten erzielen?
Falls Sie vorhaben, nur Ihren Stress zu reduzieren, brauchen Sie nicht unbedingt runterzuschalten. Ein gutes Programm für optimiertes Zeitmanagement kann dabei auch gute Arbeit leisten.
Runterschalten – mehr als Tempo reduzieren
Mehr Gelassenheit und weniger Stress sind nur ein willkommener Nebeneffekt des Runterschaltens. Wenn Sie Ihr Innen und Außen in Einklang bringen, werden Sie weniger Stress erleben, ganz „automatisch“. Das mit dem Nebeneffekt wundert Sie vielleicht, denn fälschlicherweise wird das Runterschalten gern als Allheilmittel gegen Stress dargestellt. Eine schlaue Strategie: So vermittelt die Herdenmeinung unterschwellig, dass nur die, die den Stress nicht aushalten, dem Runterschalten anheim fallen. Die Unfähigen, Kranken und sonstige Sonderlinge. Die Botschaft zwischen den Zeilen: Wir im Hamsterrad sind die Krönung der Schöpfung, nur die Fähigen und Starken gehören dazu! Mit der gleichen Schlichtheit könnte man entgegnen: „Wer klug ist, macht da nicht mit!“
So ist das eben: In der normierten Arbeitswelt wird zwecks Selbstschutz gern verallgemeinert. Da läuft man auf Autopilot und dass man damit bei sich und anderen Schaden anrichtet, will niemand wahrhaben. Denken Sie daran, falls Sie sich beim Runterschalten solchen Anfeindungen ausgesetzt sehen.
Beim Runterschalten geht es keineswegs um eine Kur für Stressgeschädigte, sondern um nichts weniger als das Finden der eigenen Identität. Ein Anti-Stress-Programm kann das nicht sein, bei genauerem Hinsehen. Denn Runterschalten erfordert viel Energie, viel Planung, viel Steuerleistung und die Bereitschaft,
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