Runterschalten
Prozent. Er sah sich und seine Familie schon „unter den Brücken schlafen“. Außerdem befürchtete er, Freunde zu verlieren, die er von der Arbeit kannte – Wahrscheinlichkeit 80 Prozent. Sein Vater, sagte er, würde zu ihm halten – Wahrscheinlichkeit 100 Prozent. Bei näherem Hinsehen ergab sich, dass auch der befürchtete Verlust des Hauses nicht ganz realistisch war – seine Frau hatte ein Erbe zu erwarten, und zudem gab es noch Ersparnisse, die notfalls abgeschmolzen werden konnten. Die eigentliche Angst war die, „mit Mitte 40 nimmt mich keiner mehr“. Auf die gab es nur eine Antwort: Es herausfinden. „Nur zum Spaß“, ohne gekündigt zu sein, begann mein Klient, sich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen, sich in Internet-Portalen listen zu lassen. Sehr zu seiner Überraschung hatte er in kürzester Zeit einen Anruf von einem Personaldienstleister und Einladungen zu Bewerbungsgesprächen. Als der Worst Case ein Jahr später tatsächlich in Form von Umstrukturierungen eintraf, konnte er dem Ganzen relativ gelassen entgegensehen. Er handelte eine gute Abfindung heraus und nutzte die Kontakte, die er zuvor geknüpft hatte. Er fand eine neue Arbeit, die ihm nach eigenem Bekunden sogar mehr entsprach als die bisherige.
Ängste sind dazu da, zu warnen, manchmal auch, zu hindern. Sie sind wertvoll, wenn wir sie überwinden können, weil wir dabei am deutlichsten persönliches Wachstum erleben. Im Umgang mit dem Runterschalten warten viele Ängste, für einige davon können Sie beizeiten einen Plan B vorbereiten. Die folgende Liste enthält noch ein paar typische Sicherheitsängste und Fragen, die Ihnen zu einem Plan B verhelfen können.
Hindernis Nr. 3: Angst vor Einsamkeit
Beim Runterschalten werden Sie deutlicher mit sich selbst konfrontiert sein als sonst. Sie werden auf Unverständnis stoßen, vielleicht sogar Freunde verlieren. Sie werden zeitweise einsam sein. Haben Sie eine Antwort darauf? Können Sie mit sich allein sein, ohne sich verloren zu fühlen? Können Sie der Einsamkeit begegnen, ohne sie zu vermeiden? Können Sie auch neue Freundschaften schließen, auf neue Menschen zugehen?
Hindernis Nr. 4: Angst vor Krisen
Sie werden beim Runterschalten an einigen Widerständen und Hindernissen vorbeisteuern müssen, und auch mit unvermuteten Problemen umzugehen haben. Gehen Sie die hier angebotenen Tipps für die Schiffbruchkompetenz noch mal durch – sind sie Ihnen aus dem eigenen Leben schon vertraut? Wie haben Sie sich bisher in Krisen verhalten? Wie sehen diese Krisen im Rückblick aus? Können Sie daraus ableiten, wie Sie künftig mit Krisen umgehen werden und was Sie vielleicht anders machen können?
Hindernis Nr. 5: Angst vor mangelndem Selbstvertrauen
Ihr Steuermann ist beim Runterschalten besonders gefragt. Er steuert Sie nicht nur zu neuen beruflichen Inhalten, sondern auch zu neuen persönlichen Herausforderungen, die einen starken Steuermann fordern. Was können Sie tun, um Ihren Steuermann zu unterstützen? Vor welchen Situationen hätte er vielleicht „Manschetten“ und wie könnte er da sicher durchsteuern? Können Sie für bestimmte Situationen Trockenübungen machen? Wer kann Ihnen dabei helfen?
Hindernis Nr. 6: Angst vor Fehlern
Falls Sie ein Perfektionist sind, lassen Sie die Finger vom Runterschalten. Es wird Ihnen nicht gelingen! Zu viele Kompromisse warten da, zu viele Fehlerfallen, in die Sie tappen werden. Verändern Sie sich bloß nicht – Fehler führen zu jenen schlimmen Missbildungen der Persönlichkeit, die man persönliches Wachstum nennt. Wenn Sie aber kein Perfektionist sind, trauen Sie sich, Fehler zu machen. Sie können davon nur profitieren.
* Anerkannte Feedback-Regeln: Besonders Führungskräfte müssen häufig Feedback geben, tun das aber oft „aus dem Bauch“, ohne die Spielregeln dafür zu kennen. Nur kompetent vorgebrachtes Feedback zeigt auch die gewünschte Wirkung (siehe dazu Crisand/Crisand, Psychologie der Gesprächsführung, S. 66f.)
Zum neuen Ziel driften und steuern
Sie haben jetzt klar Schiff gemacht und Ihre Ausrüstung an Bord gründlich überprüft. Sie wissen jetzt, was Sie können (Kompetenzmatrix), was Ihnen an Werten und beruflich wichtig ist und auf welchen Ballast Sie verzichten können. Sie haben sich Gedanken darüber gemacht, welche Hindernisse wohl zu überwinden sind. Sie haben auch überprüft, ob die momentane Situation geeignet ist, um Ihr Lebensschiff auf einen neuen Kurs zu bringen, und ob Sie es jetzt und unter den
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