Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
besitzergreifend, was Rush betrifft. Das weiß jeder …« Sie verstummte und wollte mir auch nicht in die Augen sehen. Sie wusste etwas, aber was? Was wurde mir hier vorenthalten?
A ls ich heimkam, standen ein paar Autos vor dem Haus. Somit würde ich Rush zumindest nicht wieder beim Sex erwischen. Nun, da ich wusste, wie gut er küssen konnte und wie aufregend es war, wenn er einen berührte, war ich mir nicht sicher, ob ich damit klargekommen wäre. Lächerlich, aber es war die Wahrheit.
Ich öffnete die Tür und ging hinein. Ich hörte erotische Musik. Das Sound-System beschallte jedes Zimmer im Haus. Na ja, jedes Zimmer bis auf meines. Gerade war ich auf dem Weg zur Küche, als ich aus dem Wohnzimmer Stimmen vernahm. Ich blieb wie angewurzelt stehen, und mein Magen krampfte sich zusammen.
»Ja, Rush, Baby, genau so. Fester. Saug fester dran«, stöhnte eine weibliche Stimme. Schlagartig war ich eifersüchtig, und das machte mich total wütend. Denn eigentlich hätte es mir egal sein müssen. Er hatte mich zwar geküsst, danach aber angewidert und fluchend die Flucht ergriffen.
Ich wusste, ich würde das, was ich zu sehen bekäme, eigentlich gar nicht sehen wollen, weil es mir danach nicht mehr aus dem Kopf ginge, und doch zog es mich unweigerlich zum Wohnzimmer hin. Gegen diesen Drang kam ich einfach nicht an.
»Mm, ja, bitte berühr mich da«, bat sie. Ich fuhr zusammen, bewegte mich aber weiter darauf zu. An der Wohnzimmertür angekommen, entdeckte ich Rush und eine Frau auf der Couch. Sie hatte kein Top mehr an, und er saugte, die Finger zwischen ihren Beinen, an einer ihrer Brustwarzen. Das war zu viel. Ich musste weg. Auf der Stelle.
Ich wirbelte herum und rannte Richtung Haustür, egal, ob man mich hörte oder nicht. Ehe den beiden im Taumel der Gefühle auch nur ansatzweise aufgehen konnte, dass sie beobachtet worden waren, saß ich schon in meinem Pick-up und setzte in der Einfahrt zurück. Rush hatte gewusst, dass ich bald nach Hause kommen würde, und hatte sich dennoch mitten im Wohnzimmer, in das jederzeit jemand hereinschneien konnte, über die Frau hergemacht. Fakt war also, dass er wollte, dass ich sie entdeckte. Als Erinnerung quasi, dass ich eine solche Erfahrung mit ihm nie machen würde. Und in diesem Augenblick wünschte ich mir auch nichts weniger.
I ch fuhr durch die Stadt, sauer auf mich selbst, dass ich sinnlos Benzin verbrauchte. Ich musste doch sparen! Ich sah mich nach einer Telefonzelle um, konnte aber nirgends eine entdecken. Die Tage der Telefonzellen waren definitiv gezählt. Ohne Handy war man aufgeschmissen. Dabei hätte ich sowieso nicht gewusst, wen ich anrufen sollte. Cain? Seit meinem Aufbruch vor einer Woche hatte ich ihn nicht mehr gesprochen. Normalerweise sprachen wir mindestens einmal wöchentlich miteinander. Doch ohne Telefon ging gar nichts. Grants Nummer hatte ich irgendwo in meinem Gepäck verstaut. Andererseits, wieso hätte ich ihn anrufen sollen? Ich steuerte den Pick-up zum einzigen Coffeeshop des Ortes und stellte ihn dort auf dem Parkplatz ab. Hier konnte ich mir bei einem Kaffee ein paar Stunden lang Zeitschriften anschauen. Vielleicht wäre Rushs Wohnzimmerorgie dann ja beendet.
Falls er mir eine Botschaft zukommen lassen wollte, so war sie angekommen, danke schön! Inzwischen war mir klar, dass Typen mit Geld nichts für mich waren. Und ich fand immer mehr Gefallen an dem Gedanken, mir einen netten Typen mit einer geregelten Arbeit zu suchen. Einen, dem mein rotes Kleid und meine silbernen High Heels gefallen würden.
Durchs Fenster entdeckte ich Bethy und Jace. Sie saßen in der hintersten Ecke und schienen eine hitzige Diskussion zu führen. Immerhin hatte sie ihn an einen öffentlichen Ort gelotst. Ich beschloss, sie in Ruhe zu lassen und das Beste zu hoffen. Ich war schließlich nicht ihre Mutter, und sie war höchstwahrscheinlich auch noch älter als ich. Zumindest wirkte sie so. Sie konnte selbst entscheiden, mit wem sie ihre Zeit verschwendete. Die salzige Meeresluft stieg mir in die Nase und lockte mich zu dem öffentlichen Strand auf der anderen Straßenseite. Hier hatte ich meine Ruhe.
Das Rauschen der Wellen, die an den Strand brandeten, entspannte mich. Es wurde langsam dunkel. Ich spazierte los, dachte an meine Mutter und ließ sogar Gedanken an meine Schwester zu. Das tat ich nicht oft, da es meistens zu sehr wehtat, doch jetzt brauchte ich Ablenkung. Ich musste mir klarmachen, dass ich schon viel Schlimmeres erlebt hatte als diese
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