Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
über ihre Haarfarbe bis hin zu irgendwelchen Gerüchten, denen zufolge ein Clubmitglied eine Angestellte geschwängert habe.
Wir fuhren unsere letzte Runde, und den Golfern am ersten Loch schenkte ich zunächst keine Beachtung, bis Bethy »Scheiße!« murmelte und ich aufmerkte.
Ich folgte ihrem Blick zu dem Paar. Rush erkannte ich sofort. Die hellbraunen Shorts und das eng anliegende Poloshirt wirkten an ihm total fehl am Platz. Das passte nicht zu den Tätowierungen, die, wie ich wusste, seinen Rücken bedeckten. Er war der Sohn eines Rockers, und das merkte man ihm auch in noch so schicker Golfkluft an. Er wandte sich um, und unsere Blicke trafen sich. Doch er lächelte nicht. Behandelte mich einfach wie Luft. Kein Zeichen des Erkennens. Gar nichts.
»Zickenalarm!«, flüsterte Bethy. Ich sah von ihm zu dem Mädchen, das er bei sich hatte. Nannette oder Nan, wie er sie nannte. Seine Schwester. Die, über die er ungern sprach. Sie trug einen winzigen weißen Rock, der aussah, als wäre sie jederzeit zu einem Tennisspiel bereit. Dazu ein passendes blaues Poloshirt und ein weißes Sonnenvisier auf den rotblonden Locken.
»Du bist wohl kein Fan von Nannette?«
Bethy lachte kurz auf. »Das kann man wohl sagen. Und du ja auch nicht. Für sie bist du Feindin Nummer eins!«
Was sollte das denn heißen? Ich konnte Bethy nicht danach fragen, weil wir inzwischen keine zwei Meter von der Bruder-Schwester-Combo entfernt angehalten hatten.
Ich versuchte nicht noch einmal, mit Rush Augenkontakt aufzunehmen. Zu Small Talk hatte er ja offensichtlich keine Lust.
»Das soll wohl ein Witz sein! Woods hat sie eingestellt?«, zischte Nan.
»Lass das«, warnte Rush sie. Ich war mir nicht sicher, ob er mich oder sie beschützte oder einfach nur eine Szene verhindern wollte. Was auch immer, mich ärgerte es jedenfalls.
»Hätte jemand gern etwas zu trinken?«, fragte ich mit demselben unverbindlichen Lächeln, das ich auch für alle anderen Clubmitglieder parat hatte.
»Zumindest kennt sie ihren Platz«, meinte Nan in höhnischem Ton.
»Für mich ein Corona bitte. Mit einer Limette«, sagte Rush.
Unsere Blicke trafen sich nur ganz kurz, ehe er sich an Nan wandte. »Trink etwas! Es ist heiß.«
Sie lächelte von oben herab und stemmte eine perfekt manikürte Hand in die Hüfte. »Mineralwasser, bitte. Die Flasche aber bitte abwischen, ich hasse es, wenn das Wasser so herabtropft.«
Schnell griff Bethy in den Kühlbehälter und holte die Flasche heraus. Sie befürchtete wohl, ich könnte sie Nan an den Kopf knallen. »Hab dich hier schon lange nicht mehr gesehen, Nan«, sagte Bethy und wischte die Flasche mit dem Geschirrtuch ab, das uns für genau diesen Zweck bereitgestellt wurde.
»Vermutlich, weil du zu oft für Gott weiß wen die Beine breitmachst, anstatt zu arbeiten«, erwiderte Nan.
Ich presste die Zähne zusammen und öffnete Rushs Corona. Am liebsten hätte ich Nan das Bier in ihr blasiertes Gesicht geschüttet.
»Nan, das reicht«, tadelte Rush sie. Was war sie, sein verdammtes Kind etwa? Er tat so, als wäre sie fünf. Dabei war sie erwachsen, Himmel noch mal!
Ich reichte Rush sein Corona und achtete darauf, Nan nicht anzusehen. Ich hätte mich sonst vielleicht nicht mehr im Griff gehabt. Stattdessen begegneten sich unsere Blicke, als er die Flasche entgegennahm. »Danke«, sagte er und steckte mir einen Geldschein in die Tasche. Ehe ich reagieren konnte, war er auch schon wieder zurückgegangen und nahm Nan am Ellbogen. »Komm und zeig mir, dass du mich immer noch locker in die Tasche steckst«, neckte er sie.
Nan stupste ihn mit der Schulter am Arm. »Du hast keine Chance, mein Lieber.« Die ehrliche Zuneigung in ihrer Stimme erstaunte mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand, der so gemein sein konnte, gleichzeitig so nett sein konnte.
»Verziehen wir uns«, zischte Bethy und packte mich am Arm. Jetzt erst merkte ich, dass ich dagestanden und ihnen hinterhergestarrt hatte.
Ich nickte und wollte mich gerade umdrehen, als mir Rush über die Schulter einen Blick zuwarf. Er lächelte kurz und wandte sich dann mit der Erklärung, welchen Schläger Nan benutzen solle, wieder ihr zu. Unser Moment war vorbei. Wenn es denn überhaupt ein Moment gewesen war.
Sobald wir außer Hörweite waren, sprach ich Bethy an. »Wie meintest du das, von wegen, ich sei Nans Feindin Nummer eins?«
Bethy rutschte auf ihrem Sitz hin und her. »Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht so genau. Aber Nan ist sehr
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