Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
mal anfassen. Er hielt mich für zu vollkommen. Ich stand auf einem Podest, von dem er mich nicht herunterholen wollte. Vielleicht war das auch besser so. Denn wenn ich mit ihm schlief, dann gab ich ihm auch ein Stück meines Herzens. In das er sich sowieso schon hineingeschlichen hatte. Wenn ich mich ihm hingab, könnte er mir so wehtun wie noch niemand zuvor.
»Okay«, meinte ich. Genug darüber geredet. Es war in Ordnung, so wie es war. »Könnten wir dann nicht zumindest Freunde sein? Ich will nicht, dass du mich hasst. Dich als Freund, das fände ich schön.« O Gott, wie das klang. In meiner Einsamkeit sank ich so tief, dass ich ihn anbettelte, mein Freund zu sein.
Er schloss die Augen und holte tief Luft. »Ich werde dein Freund sein. Ich werde mein Bestes tun, um dir ein Freund zu sein, aber ich darf dir nicht zu nahe kommen! Sonst werden Wünsche in mir wach, die sich nicht erfüllen dürfen. Dein süßer Körper fühlt sich unter mir so unglaublich gut und richtig an!« Er senkte die Stimme und näherte sich mit dem Mund meinem Ohr. »Und wie du schmeckst! Das macht mich süchtig. Ich träume davon. Phantasiere darüber. So unglaublich gut würdest du auch … an … anderen Stellen schmecken, das weiß ich.«
Seine Atemzüge wurden schwerer. Ich neigte mich zu ihm und schloss die Augen.
»Nicht!«, flüsterte er. »Ich würde so gern mit dir schlafen. Jetzt. Sofort. Aber wir dürfen nicht! Freunde, Blaire, Baby. Nur Freunde!« Er riss sich von mir los und stürmte die Treppe hoch. Ich musste mich an die Wand lehnen, denn mir war noch ganz schwindlig von seiner Nähe und seinen Worten.
Auf halber Höhe blieb er abrupt stehen. »Ich möchte nicht, dass du in dieser verdammten Kammer schläfst. Ich finde das schrecklich! Aber dass du hier hochziehst, geht einfach nicht. Ich würde es niemals schaffen, Abstand zu halten. Besser, du bleibst, wo du bist!« Er umklammerte das Treppengeländer, bis seine Fingerknöchel weiß wurden, sah aber nicht zu mir zurück. Eine weitere Minute stand er so da und rannte dann die restlichen Stufen nach oben. Als ich hörte, wie eine Tür zuknallte, sank ich zu Boden.
»Oh, Rush, wie sollen wir das schaffen? Ich brauche eine Ablenkung«, flüsterte ich in das leere Foyer. Jemand anderes musste her, um den meine Gedanken kreisen konnten. Jemand anderes als Rush. Nur das konnte mich davor bewahren, mich zu verlieren. Rush stellte eine Gefahr für mein Herz dar. Wenn wir gute Freunde werden wollten, dann musste ich meine Aufmerksamkeit auf jemand anderen lenken. Und zwar schnell.
D arla war nicht glücklich darüber, dass ich in das Clubrestaurant wechselte. Sie wollte mich lieber auf dem Golfplatz sehen. Damit ich weiterhin ein Auge auf Bethy werfen konnte. Die behauptete, Jace nicht mehr zu treffen. Sie hatte sich mit ihm zum Kaffee verabredet, weil er sie an jenem Nachmittag zwanzig Mal angerufen hatte. Sie hatte ihm erklärt, sie wolle nicht länger nur sein schmutziges kleines Geheimnis sein. Er bettelte und flehte, weigerte sich aber, in seinem Freundeskreis mit ihr als Freundin aufzutreten, also servierte sie ihn ab. Ich war stolz auf sie.
Am nächsten Tag hatte ich frei, und Bethy hatte schon bei mir vorbeigeschaut und sich vergewissert, dass unsere Verabredung noch stand. Natürlich! Ich brauchte einen Mann. Egal welchen, Hauptsache, ich bekam endlich Rush aus dem Kopf.
Jimmy sollte mir zeigen, was ich im Restaurant zu tun hatte, und so wich ich ihm den ganzen Tag nicht von der Seite. Er war attraktiv, groß, charismatisch – und schwul. Allerdings wussten das die Clubmitglieder nicht, denn er flirtete schamlos mit den Frauen. Und die kauften ihm das ab. Wenn ihm dann eine Frau unanständige Dinge ins Ohr flüsterte, zwinkerte er mir zu. Dieser Mann war ein Playboy und ein guter noch dazu.
Als seine Arbeitsschicht zu Ende war, gingen wir in den Aufenthaltsraum und hängten unsere langen schwarzen Schürzen auf, die wir über unserer Arbeitskleidung tragen mussten. »Du wirst das spitzenmäßig machen, Blaire. Die Männer lieben dich, und die Frauen sind von dir beeindruckt. Nimm’s mir nicht übel, Honey, aber Mädchen mit so platinblonden Haaren wie deinen können normalerweise nicht mal auf einem geraden Strich entlanggehen, ohne zu kichern.«
Ich lächelte ihn zuckersüß an. »Ach ja? Und ich nehme dir diese Bemerkung doch übel!«
Jimmy verdrehte die Augen und tätschelte mich am Kopf. »Ach was, tust du nicht. Du weißt doch, dass du eine megamäßige
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