Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
Speisekammer in mein Zimmer.
Falls Rushs Freunde noch nicht gewusst hatten, dass ich unter der Treppe schlief, dann taten sie es spätestens jetzt. Ich zog meine Arbeitsklamotten aus und schlüpfte in ein eisblaues Sommerkleid. Nachdem ich den ganzen Tag auf den Beinen gewesen war, taten mir die Füße weh, weshalb ich barfuß gehen wollte. Ich schob den Koffer unter das Bett zurück und verließ mein Zimmer. Zu meiner Überraschung lehnte Rush in der Tür zur Küche, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Rush?«, fragte ich, als er nichts sagte. »Stimmt was nicht?«
Er sah mich finster an. »Woods ist hier.«
Ich nickte. »Er ist ja auch dein Freund, soweit ich weiß.«
Rush schüttelte den Kopf und musterte mich von Kopf bis Fuß. »Er ist aber nicht meinetwegen hier!«
Ich verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust und nahm dieselbe abwehrende Haltung ein. »Kann sein. Hast du ein Problem damit, dass einer deiner Freunde Interesse an mir hat?«
»Dieser armselige Langweiler ist nicht gut genug für dich. Wehe, der fasst dich auch nur einmal an!«, stieß Rush zornig hervor.
Vielleicht hatte Rush recht. Aber es spielte keine Rolle. Woods hatte sich sowieso nichts zu erhoffen. In seiner Nähe bekam ich weder Herzflattern, noch verspürte ich ein Ziehen zwischen meinen Beinen.
»Mich interessiert Woods in der Hinsicht nicht. Er ist mein Boss und vielleicht auch ein guter Freund. Mehr auch nicht.«
Rush fuhr sich durchs Haar, und mir fiel auf, dass er am Daumen einen flachen Silberring trug. Den sah ich zum ersten Mal. Wer ihm den wohl geschenkt hatte?
»Ich kann nicht schlafen, wenn die Leute die ganze Zeit die Treppe rauf- und runtersteigen. Das hält mich wach. Deshalb dachte ich, anstatt in meinem Zimmer zu hocken und zu überlegen, wen du heute Abend wieder abschleppst, unterhalte ich mich unten am Strand ein bisschen mit Woods. Ich brauche Freunde.«
Rush zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. »Ich will aber nicht, dass du dich da draußen mit Woods unterhältst.«
Lächerlich. »Na ja, vielleicht will ich ja nicht, dass du irgendein Mädchen vögelst, und du tust es trotzdem!«
Rush stieß sich von der Tür ab, kam auf mich zu und drängte mich in mein Zimmer zurück. Nur noch wenige Zentimeter, und ich würde aufs Bett fallen. »Ich will heute Abend niemanden vögeln.« Er hielt inne und grinste dann verschmitzt. »Das stimmt nicht ganz. Sagen wir so: Zumindest niemanden außerhalb dieses Raumes. Bleib hier, dann unterhalten wir zwei uns. Ich habe doch gesagt, wir könnten Freunde sein. Wozu brauchst du da Woods?«
Ich stemmte die Hände gegen seine Brust, um ihn wegzustoßen. Doch sobald ich ihn berührte, brachte ich es nicht mehr über mich. »Du unterhältst dich doch nie mit mir. Ich stelle die falsche Frage, und schon haust du ab.«
Rush schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht. Wir sind Freunde. Ich rede mit dir und verschwinde auch nicht. Aber bitte, bleib mit mir hier.«
Ich sah mich in dem kleinen Raum um, in den selbst das Bett kaum hineinpasste. »Viel Platz ist hier nicht«, sagte ich, sah wieder zu ihm auf und zwang mich, meine Hände auf seiner Brust liegen zu lassen, anstatt ihn am Shirt zu packen und näher an mich heranzuziehen.
»Wir können uns aufs Bett setzen. Wir berühren uns nicht. Reden nur. Wie Freunde«, versicherte er mir.
Ich stieß einen Seufzer aus und nickte. Ich hätte sowieso nicht Nein sagen können. Außerdem wusste ich noch so vieles nicht über ihn. Ich wollte mehr über ihn erfahren.
Ich sank aufs Bett, rutschte zum Kopfteil hoch und zog die Beine unter mich.
»Dann lass uns reden.« Ich lächelte.
Rush setzte sich ans andere Ende und lehnte sich an die Wand. Erst prustete er los und grinste dann von einem Ohr zum anderen. »Ich fasse es nicht, dass ich gerade eine weibliche Person gebeten habe, sich mit mir zu unterhalten.«
Ganz ehrlich, ich auch nicht.
»Worüber wollen wir denn reden?« Ich wollte, dass er das Gespräch begann. Dann hatte er vielleicht nicht das Gefühl, vor einem Inquisitionsgericht zu stehen. Mir lagen so viele Fragen auf der Zunge, dass ihm meine Neugierde vielleicht zu viel würde.
»Darüber vielleicht, wieso zum Teufel du mit neunzehn noch Jungfrau bist?«, sagte er und richtete seine silbrig schimmernden Augen auf mich.
Ich hatte ihm nie gesagt, dass ich noch Jungfrau war. Gestern hatte er mich unschuldig genannt. Merkte man mir das denn an? »Wer sagt denn, dass ich eine bin?«, fragte ich so empört wie
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