Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
beiden mehr ins Gesicht sehen.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und steuerte mit gesenktem Blick auf die Tür zu. Ich bekam noch mit, wie sich Grant und Rush stritten, aber das blendete ich aus. Ich wollte nicht hören, was Rush über mich sagte. Er mochte mich nicht. So viel war klar. Und anscheinend war auch mein Dad in dieser Familie nicht willkommen.
»Du gehst schon wieder?«, erkundigte sich eine Stimme, die mich an sämigen Sirup erinnerte. Ich blickte auf und sah in das eisig lächelnde Gesicht der jungen Frau, die uns vorher hereingelassen hatte. Auch sie wollte mich nicht hier haben. Wirkte ich auf diese Leute wirklich so abstoßend? Schnell öffnete ich die Tür. Ich war zu stolz, um vor dieser fiesen Zicke zu weinen.
Kaum war ich draußen in Sicherheit, heulte ich auch schon. Ich wollte nur noch zu meinem Wagen. Ich brauchte diesen einzigen Ort, an dem ich mich noch aufgehoben fühlte. Dort gehörte ich hin, nicht in dieses lächerliche Haus voll arroganter Schnösel. Ich vermisste mein Zuhause. Ich vermisste meine Mom. Schluchzend schlug ich die Tür meines Pick-ups zu und verriegelte sie hinter mir.
I ch wischte mir die Tränen weg und zwang mich, tief Luft zu holen. Ich musste jetzt unbedingt die Ruhe bewahren. Schließlich war ich, selbst als ich meiner Mom bei ihrem letzten Atemzug die Hand hielt, nicht zusammengebrochen. Auch nicht, als man sie in ihr Grab hinabließ. Und als ich unser Haus verkaufen musste und damit kein Dach mehr über dem Kopf hatte, genauso wenig. Auch jetzt durfte ich mich nicht unterkriegen lassen.
Für ein Hotelzimmer reichte das Geld nicht, aber ich hatte meinen Pick-up. Darin konnte ich schlafen. Die Frage war nur, wo ich mich damit über Nacht hinstellen konnte. An sich wirkte die Stadt sicher, aber egal, wo ich parkte, die alte Karre würde Aufmerksamkeit erregen. Noch ehe ich eingeschlafen war, würden die Cops auch schon ans Fenster klopfen. Meine letzten zwanzig Dollar würde ich also für Benzin opfern müssen. Dann könnte ich in eine größere Stadt fahren, wo so ein alter Wagen nicht weiter auffiel.
Vielleicht könnte ich ihn hinter einem Restaurant abstellen und dort auch gleich nach einem Job fragen. Dann würde ich mir das Benzin für den Weg zur Arbeit sparen. Mein Magen knurrte und erinnerte mich daran, dass ich seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte. Ich würde mir für ein paar Dollar etwas kaufen müssen, und ich betete zu Gott, dass ich am nächsten Tag Arbeit fände.
Alles würde gut.
Ehe ich den Motor anließ, warf ich einen Blick nach hinten. Silbrig schimmernde Augen blitzten mir entgegen. Ich stieß einen kleinen Schrei aus, bevor ich Rush erkannte. Was hatte er hier draußen zu suchen? War er gekommen, um sich zu vergewissern, dass ich auch tatsächlich verschwand? Ich hatte wirklich keine Lust mehr, mit ihm zu reden. Ich wollte gerade meinen Blick abwenden und dann möglichst schnell losfahren, als er eine Augenbraue hochzog. Was hieß das denn nun wieder? Ach, das konnte mir egal sein. Selbst wenn er dabei – zugegebenermaßen – ziemlich sexy aussah. Ich wollte den Motor anlassen, hörte jedoch statt des Motorengeräuschs nur ein Klicken. Und dann … Stille. O nein. Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt!
Ich versuchte es noch einmal und betete, dass ich mich irrte. Ich wusste, dass die Tankanzeige kaputt war, aber ich hatte doch extra auf den Meilenstand geachtet. Noch müsste Benzin im Tank sein. Ganz bestimmt.
Ich schlug mit der Hand auf das Steuer und schimpfte auf den Wagen ein, aber auch das half nicht. Ich saß fest. Würde Rush die Polizei rufen? Schließlich schien ihm sehr daran gelegen zu sein, dass ich verschwand. Tja, das war nun nicht mehr möglich. Würde er mich jetzt verhaften lassen? Oder schlimmer, einen Abschleppdienst rufen? Ich hätte gar nicht genug Geld, um mir den Pick-up zurückzuholen! Aber zumindest hätte ich im Gefängnis ein Bett und etwas zu essen.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter, öffnete die Tür und hoffte das Beste.
»Probleme?«, fragte Rush.
Am liebsten hätte ich mir meinen ganzen Frust von der Seele geschrien. Stattdessen brachte ich ein Nicken zustande. »Das Benzin ist alle.«
Rush stieß einen Seufzer aus. Ich schwieg und wartete erst mal seinen Schuldspruch ab. Bitten und betteln konnte ich immer noch.
»Wie alt bist du?«
Was? Erkundigte er sich wirklich nach meinem Alter? Ich steckte in seiner Einfahrt fest, und er wollte allen Ernstes wissen, wie alt ich war. Ein
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