Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
und ließ mich dann neben meinen Koffer aufs Bett fallen. Gut. Daraus ließ sich etwas machen.
A uch wenn ich in dem fensterlosen Raum nicht sehen konnte, ob die Sonne schon aufgegangen war, wusste ich, dass ich lange geschlafen hatte. Nach einer achtstündigen Fahrt und dem ewigen Getrappel auf der Treppe, das mich vom Schlaf abhielt, hatte ich das einfach gebraucht.
Ich streckte mich, setzte mich auf und tastete nach dem Lichtschalter an der Wand. Die kleine Glühbirne erhellte den Raum, und ich griff unter das Bett, wo ich meinen Koffer untergebracht hatte.
Ich musste dringend auf die Toilette und duschen. Vielleicht schliefen ja alle noch, und ich konnte mich unbemerkt ins Badezimmer schleichen. Allerdings hatte mir Grant gar nicht gezeigt, wo es sich befand. Mehr als das Zimmer hatte man mir nicht angeboten. Hoffentlich nahm ich mir nicht zu viel heraus.
Ich nahm mir einen sauberen Slip, eine schwarze Shorts und ein ärmelloses weißes Top aus dem Koffer. Mit etwas Glück hatte ich geduscht und aufgeräumt, ehe Rush herunterkam.
Ich durchquerte die Speisekammer, in deren Regalen Unmengen von Lebensmitteln aufbewahrt wurden. Wer sollte das bloß alles essen? Dann machte ich vorsichtig die Tür zur Küche auf. Durch die großen Fenster strömte strahlendes Sonnenlicht herein. Hätte ich nicht so dringend auf die Toilette gemusst, hätte ich erst mal die Aussicht aufs Meer genossen. Aber die Natur forderte ihr Recht, und ich riss mich davon los. Im Haus herrschte Stille. Von der Party standen noch gebrauchte Gläser und Teller herum, und ein paar Kleidungsstücke lagen verstreut am Boden. Das konnte ich wegräumen. Wenn ich mich nützlich machte, durfte ich vielleicht bleiben, bis ich einen Job gefunden und etwas Geld zurückgelegt hatte.
Ich öffnete vorsichtig die erste Tür, an der ich vorbeikam, denn ich befürchtete, sie könnte in ein Schlafzimmer führen. Doch es handelte sich um einen begehbaren Schrank. Ich schloss sie wieder und ging den Flur entlang zur Treppe. Wenn die einzigen Badezimmer direkt an die Schlafzimmer angeschlossen waren, saß ich in der Patsche. Außer … vielleicht gab es ja eines, das man nach einem Strandtag benutzte und deshalb von außen zugänglich war. Auch Henrietta musste sich ja irgendwann mal duschen und die Toilette benutzen können. Ich ging zur Küche zurück und trat dann durch die beiden Glastüren hinaus, die am Vorabend offen gestanden hatten. Ein Stück weiter entfernt führten Stufen zum unteren Teil des Hauses. Ich folgte ihnen.
Dort befanden sich zwei Türen in der Außenmauer. Die erste führte in einen Raum mit Rettungswesten, Surfboards und anderen Strandutensilien. Ich schloss sie wieder und versuchte es bei der zweiten. Bingo!
In diesem Raum befanden sich linker Hand eine Toilette und auf der anderen Seite des Raumes eine kleine Duschkabine. Shampoo, Haarpflege und Seife mitsamt einem frischen Waschlappen und einem Handtuch lagen auf einem kleinen Hocker daneben. Perfekt!
S obald ich mich geduscht und wieder angezogen hatte, hängte ich das Handtuch und den Waschlappen über die Duschvorhangstange. Ich konnte die ganze Woche dasselbe Handtuch und denselben Waschlappen benutzen und sie an den Wochenenden waschen. Wenn ich denn so lange hierblieb.
Ich schloss die Tür hinter mir und ging wieder nach oben. Die Meeresluft roch herrlich. Ich stellte mich ans Geländer und blickte aufs Wasser hinaus. Wellen brandeten an den weißen Sandstrand. Noch nie hatte ich etwas so Schönes gesehen.
Mom und ich hatten uns an dem Gedanken festgehalten, dass wir eines Tages gemeinsam den Ozean sehen würden. Sie hatte schon einmal als kleines Kind die Gelegenheit gehabt, allerdings keine großen Erinnerungen mehr daran. Doch mein ganzes Leben über erzählte sie mir Geschichten davon. Jeden Winter, wenn es draußen kalt war, saßen wir am Kamin und planten unseren Strandurlaub. Nur war es nie dazu gekommen. Zuerst hatte Mom es sich nicht leisten können, und dann war sie krank geworden. Wir hatten dennoch Pläne geschmiedet. Träume kosteten ja nichts.
Nun stand ich hier und sah auf die Wellen hinaus. Leider nicht in dem von uns geplanten Märchenurlaub, aber ich war immerhin am Meer und betrachtete es für uns beide.
»An diesem Anblick kann man sich nicht sattsehen«, sagte jemand hinter mir mit tiefer Stimme. Rush! Ich fuhr herum. Er lehnte mit bloßem Oberkörper in der offenen Tür. Mir wurde plötzlich heiß, und ich brachte kein Wort heraus. Der einzige nackte
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