Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
Brustkorb, den ich bislang zu Gesicht bekommen hatte, gehörte Cain. Und das war Ewigkeiten her, als Mom noch gesund war und ich Zeit für Dates und Spaß hatte. Aber natürlich stand der schmächtige Brustkorb eines Sechzehnjährigen in keinem Verhältnis zu diesem muskulösen Oberkörper. Auf seinem Bauch zeichnete sich tatsächlich ein Sixpack ab!
»Genießt du den Anblick?« Der amüsierte Unterton entging mir nicht. Blinzelnd hob ich den Blick und sah in Rushs schmunzelndes Gesicht. Verdammt. Er hatte mich dabei erwischt, wie ich ihn mit offenem Mund angegafft hatte.
»Lass dich nicht stören. Ich genieße ihn ja selbst.« Er trank einen Schluck aus der Kaffeetasse, die er in seiner Hand hielt.
Ich lief knallrot an, drehte mich schnell um und blickte wieder aufs Meer hinaus. Wie peinlich! Schließlich wollte ich doch eine Weile bei diesem Typen wohnen. Gar nicht klug!
Sein leises Lachen machte alles nur noch schlimmer. Er machte sich über mich lustig. Na toll!
»Ach, hier bist du! Ich habe dich schon im Bett vermisst!«, schnurrte plötzlich eine weibliche Stimme. Die Neugierde trieb mich dazu, mich umzudrehen. Eine junge Frau, nur in BH und Höschen, schmiegte sich an Rush und fuhr ihm mit einem langen pinkfarbenen Fingernagel über die Brust. Den Wunsch, ihn zu berühren, konnte ich ihr nicht verübeln. Die Versuchung war einfach groß.
»Es wird Zeit, dass du verschwindest.« Rush schob ihre Hand weg und wich zurück. Ich beobachtete, wie er zur Haustür deutete.
»Was?«, erwiderte sie völlig perplex. Damit schien sie nicht gerechnet zu haben.
»Du hast bekommen, was du wolltest, Babe. Mich, zwischen deinen Schenkeln. Mehr ist nicht drin.« Die schroffe Kälte in seiner Stimme erschreckte mich. Meinte er das ernst?
»Das soll wohl ein Witz sein!«, fauchte die Frau und starrte ihn fassungslos an.
Rush schüttelte den Kopf und trank einen weiteren Schluck Kaffee.
»Das kannst du mir nicht antun. Die Nacht war phantastisch. Und das weißt du!« Sie fasste nach seinem Arm, doch er zog ihn schnell weg.
»Als du dich gestern Abend an mich rangeschmissen hast und gar nicht schnell genug aus deinen Klamotten kommen konntest, da habe ich dir gesagt, mehr als ein One-Night-Stand ist nicht drin. Beschwer dich also nicht!«
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. Ihr Gesicht war wutverzerrt. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, klappte ihn dann aber wieder zu. Sie schnaufte empört aus und rauschte dann ins Haus zurück.
Meine Güte, was war das denn gewesen? Ging man in diesen Kreisen so miteinander um? Meine einzigen Erfahrungen in dieser Richtung hatte ich mit Cain gemacht. Auch wenn wir nie wirklich miteinander geschlafen hatten, war er mir gegenüber immer aufmerksam gewesen. Das hier war einfach nur brutal.
»Na, wie hast du jetzt letzte Nacht geschlafen?«, erkundigte sich Rush, als wäre nichts gewesen.
Ich riss meinen Blick von der Tür los, durch die das arme Mädchen verschwunden war, und betrachtete ihn. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, mit ihm zu schlafen, obwohl sie wusste, dass es nur um Sex ging? Klar, Rush hatte einen Körper, bei dessen Anblick Unterwäsche-Models vor Neid erblassen mussten, und mit diesen Wahnsinnsaugen konnte er Mädchen sicherlich zu den verrücktesten Dingen bewegen. Aber trotzdem. Das war grausam.
»Machst du das öfter so?«, rutschte es mir unvermittelt heraus.
Rush hob eine Augenbraue. »Was denn? Leute fragen, ob sie gut geschlafen haben?«
Er wusste, wonach ich fragte, und wich mir aus. Aber es ging mich ja auch nichts an. Um bleiben zu können, durfte ich möglichst wenig anecken. Keine gute Idee, ihm da Vorwürfe an den Kopf zu knallen.
»Nein, mit Frauen schlafen und sie dann rauswerfen, als wären sie der letzte Dreck.« Kaum hatte ich es gesagt, packte mich das Entsetzen. Wollte ich unbedingt vor die Tür gesetzt werden?
Rush stellte seine Tasse auf dem Terrassentisch ab und setzte sich. Er streckte seine langen Beine vor sich aus und sah dann wieder zu mir auf. »Und du? Steckst du immer deine Nase in Dinge, die dich nichts angehen?«
Ich wollte wütend auf ihn sein. Schaffte es aber nicht. Ganz unrecht hatte er nicht. Wer war ich, dass ich mich in seine Angelegenheiten einmischte? Ich kannte ihn ja gar nicht.
»Normalerweise nicht, nein. Es tut mir leid«, sagte ich und eilte ins Haus. Ich wollte ihm keine Gelegenheit geben, auch mir noch die Tür zu weisen. Ich brauchte dieses Bett noch mindestens zwei Wochen lang.
Ich
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