Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
gewünscht, glaub mir.« Er umfasste mit einer Hand meine Wange. »Komm hoch mit mir. Bitte!«
Er musste nicht lange bitten. Ich warf meine Tasche aufs Bett und legte meine Hand in seine. »Geh du voran!«
Sobald wir oben waren, schloss Rush mich in die Arme und küsste mich. Vielleicht machte ich es ihm einfach, aber das war mir egal. Ich hatte ihn heute vermisst. Und so schlang ich ihm die Arme um den Hals und legte in meinen Kuss all die Gefühle hinein, die mich aufwühlten und die ich teilweise auch nicht verstand.
Als er den Kuss beendete, waren wir beide außer Atem. »Lass uns zuerst einmal reden! Ich möchte sehen, wie du lächelst, wie du lachst. Ich möchte wissen, welches deine Lieblingssendung war, als du klein warst, und wer dich in der Schule zum Weinen brachte und von welcher Boyband du Poster an der Wand hängen hattest. Und danach will ich dich wieder nackt in meinem Bett haben.«
Ich lächelte über seine merkwürdige, aber liebenswerte Art, mir zu sagen, dass er mehr von mir wollte als nur Sex, und ging zu der großen hellbraunen Ledercouch, von der aus man statt auf einen Fernseher auf den Ozean hinaussah.
»Hast du Durst?« Rush ging zu einem Kühlschrank aus Edelstahl, der mir letzte Nacht, beschäftigt wie ich war, gar nicht aufgefallen war. Daneben stand eine kleine Bar.
»Danke, etwas Wasser wäre schön«, erwiderte ich.
Rush machte sich ans Zubereiten der Getränke, und ich wandte mich um und sah zum Meer hinaus.
»Meine Lieblingssendung waren die Rugrats , Ken Norris hat mich mindestens einmal pro Woche zum Weinen gebracht, und leider auch Valerie, woraufhin ich rot sah und rabiat wurde. Ein Tritt in die Eier war in der Hinsicht die erfolgreichste Aktion; ich denke immer noch gern dran! Und an meinen Wänden hingen – Schande über mich! – die Back Street Boys .«
Rush kam zu mir und reichte mir ein hohes Glas. Ich sah die Unschlüssigkeit in seinem Gesicht. Er setzte sich neben mich. »Wer ist Valerie?«
Der Name meiner Schwester war mir einfach so entfahren. Bei Rush fühlte ich mich wohl. Ich wollte, dass er mich kannte. Wenn ich ihn an meinen Geheimnissen teilhaben ließ, dann tat er das andersherum mit seinen ja vielleicht auch. Selbst wenn Nans Geheimnisse tabu waren.
»Valerie war meine Zwillingsschwester. Sie ist vor fünf Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Mein Vater saß am Steuer. Zwei Wochen darauf hat er uns einfach verlassen. Mom meinte, wir müssten ihm verzeihen, weil er nicht mit der Tatsache leben könnte, den Wagen gefahren zu haben, in dem Valerie starb. Ich wollte ihr das immer glauben. Selbst als er nicht zu Moms Beerdigung erschien, redete ich mir ein, er könnte sich der Sache einfach nicht stellen. Und verzieh ihm. Ließ mich nicht von Bitterkeit und Hass beherrschen. Doch dann bin ich hergekommen und … na ja, du weißt es ja selbst. Mom muss sich wohl geirrt haben.«
Rush beugte sich vor, stellte sein Glas auf dem rustikalen Beistelltisch neben der Couch ab und legte den Arm um mich. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du eine Zwillingsschwester hattest!«, sagte er schon fast ehrfürchtig.
»Wir waren eineiig. Man konnte uns nicht auseinanderhalten. Das hat in der Schule und mit Jungs für viel Spaß gesorgt. Nur Cain konnte uns unterscheiden.«
Beide blickten wir zum Meer hinaus. Rush fing an, mit einer meiner Locken zu spielen. »Wie lange kannten sich deine Eltern eigentlich, bevor sie geheiratet haben?«, fragte er. Keine Frage, mit der ich gerechnet hätte.
»Das war anscheinend so was wie Liebe auf den ersten Blick. Mom hatte eine Freundin, die wohl ziemlich durchgeknallt gewesen sein muss, und mit der war Dad mal zusammen. Nachdem er mit ihr Schluss gemacht hatte, kreuzte er irgendwann abends noch mal bei ihr auf. Nur, dass ihm Mom, die gerade zu Besuch war, die Tür aufmachte, weil ihre Freundin nicht da war. Ein Blick, und es war um meinen Vater geschehen. Was man ihm nicht verübeln kann. Meine Mom sah einfach umwerfend aus. Sie hatte meine Haarfarbe und riesige grüne Augen, die fast schon was Juwelenartiges hatten. Und sie war immer gut drauf. Allein ihre Nähe machte einen schon glücklich. Nichts hat sie je runtergezogen. Sie hat alles mit einem Lächeln abgehandelt. Das einzige Mal, das ich sie weinen sah, war an dem Tag, als sie das von Valerie erfuhr. Sie ist zusammengebrochen und hat sich nicht mehr eingekriegt. Es hätte mich erschreckt, wenn ich mich nicht genauso gefühlt hätte. Es war, als hätte man mir
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