Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
nicht.
»Schon klar, was ich getan habe, spricht nicht gerade dafür, aber lass es mich dir erklären. Gott, Baby, ich ertrag’s nicht, dich so unglücklich zu sehen.«
Er hatte keine Ahnung, wie groß mein Kummer war. Er hatte gewusst, wie sehr ich meine Mutter liebte. Wie wichtig sie mir war. Wie viel sie geopfert hatte. Das alles hatte er gewusst und mir dennoch nicht gesagt, was seine Familie von meiner Mutter hielt. Was er von meiner Mutter hielt. Ich konnte ihn nicht lieben. Keinen, der die Erinnerung an meine Mutter in den Schmutz zog. Niemals!
»Nichts, was du vielleicht sagst, bringt das wieder in Ordnung. Rush, sie war meine Mutter! Die eine Erinnerung, die alles Gute in meinem Leben zusammenfasst. Sie steht im Mittelpunkt eines jeden schönen Kindheitsmoments, den ich hatte. Und du«, ich schloss die Augen, da ich nicht in der Lage war, ihm ins Gesicht zu schauen. »Und du, und … sie, ihr habt kein gutes Haar an ihr gelassen. Habt hässliche Lügen über sie erzählt, als entsprächen sie der Wahrheit!«
Rush sah mich flehend an. »Es tut mir so leid, dass du es auf diese Weise herausfinden musstest. Aber ich wollte es dir ja sagen. Zunächst warst du für mich jemand, der Nan wehtut. Ich dachte, du würdest ihr noch mehr Kummer bereiten. Das Problem war nur, dass du mich gleichzeitig so fasziniert hast. Ich gebe zu, ich war auf Anhieb hin und weg von dir. Du bist atemberaubend! Dafür habe ich dich gehasst. Ich wollte mich nicht zu dir hingezogen fühlen. Doch das war unmöglich. Schon an diesem allerersten Abend wollte ich dich. Wollte dir nahe sein, Gott, was habe ich mir nicht alles einfallen lassen, um in deine Nähe zu kommen. Dann … dann lernte ich dich besser kennen. Dein Lachen hat mich hypnotisiert. Dieser Klang … so etwas Bezauberndes hatte ich noch nie gehört. Und du warst so ehrlich und entschlossen! Nie hast du rumgejammert oder dich beschwert. Du hast das Leben so genommen, wie es ist, und das Beste daraus zu machen versucht. Das kannte ich nicht. Jedes Mal, wenn ich dich beobachtet habe, jedes Mal, wenn ich in deiner Nähe war, verfiel ich dir ein wenig mehr!« Rush machte einen Schritt auf mich zu, und ich hielt beide Hände hoch, um ihn zurückzuhalten. Ich atmete tief ein und aus. Ich würde nicht wieder zu weinen anfangen. Wenn er mir das Ganze unbedingt erzählen und mich damit noch mehr herunterziehen wollte, dann hörte ich eben zu. Ich würde ihm helfen, damit abschließen zu können, denn ich wusste, ich würde das niemals können.
»Dann dieser Abend in der Country-Kneipe. Danach gehörte ich dir. Du magst es nicht gemerkt haben, aber seitdem war ich dir restlos verfallen. Für mich gab’s kein Zurück mehr. Ich hatte so viel wiedergutzumachen. Ich hatte dir seit deiner Ankunft die Hölle auf Erden bereitet, und ich hasste mich dafür. Ich wollte dir die Welt zu Füßen legen. Aber ich wusste … ich wusste, wer du warst. Und immer, wenn ich mir das bewusst gemacht habe, habe ich einen Rückzieher gemacht. Wie konnte ich von jemandem so hingerissen sein, der den Kummer meiner Schwester verkörperte?«
Ich hielt mir die Ohren zu. »Nein, ich höre dir nicht länger zu. Geh, Rush! Jetzt geh schon!«, brüllte ich. Von Nan wollte ich nichts hören. Ihre hässlichen Worte über meine Mutter hallten in meinen Ohren wider, und ich musste an mich halten, um nicht loszukreischen.
»An dem Tag, an dem Mom mit ihr aus der Klinik kam, war ich drei. Trotzdem erinnere ich mich noch gut daran. Sie war so klein, und ich weiß noch, ich hatte Angst, ihr könnte etwas zustoßen. Meine Mom weinte viel. Nan auch. Ich bin schnell groß geworden. Als Nan drei war, machte ich alles für sie. Ich bereitete ihr das Frühstück, brachte sie ins Bett, erzählte ihr Geschichten … alles einfach. Unsere Mom hatte geheiratet, und wir hatten nun Grant. Stabilität war ein Fremdwort. Ehrlich gesagt, habe ich mich immer darauf gefreut, wenn mein Dad mich holen kam, weil ich mich dann ein paar Tage lang mal nicht für Nan verantwortlich fühlte. Mal meine Ruhe hatte. Und dann fing sie an zu fragen, wieso ich einen Daddy hatte und sie nicht.«
»Stopp!«, warnte ich ihn und bewegte mich von ihm weg weiter an der Wand entlang. Warum tat er mir das an?
»Blaire, du musst mir zuhören. Nur so kann ich dich dazu bringen, dass du es verstehst.« Seine Stimme klang brüchig. »Mom sagte ihr darauf immer, sie hätte keinen, weil sie etwas Besonderes wäre. Mit dieser Notlüge kam sie allerdings nicht
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